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Klimakonferenz schlägt Alarm

Berlin, 18. Jul (Reuters) – Angesichts der Folgen des Klimawandels rufen Industrie- und Entwicklungsländer zu größeren Anstrengungen im Kampf gegen die Erderwärmung auf. Man müsse schneller, entschlossener und geeinter handeln, forderte Kanzler Olaf Scholz beim sogenannten Petersberger Klimadialog am Montag in Berlin. Außenministerin Annalena Baerbock verwies auf die Waldbrände in Südeuropa und die um ihre Existenz kämpfenden Inseln im Pazifik wegen des ansteigenden Meeresspiegels. Währenddessen wurden in Frankreich und Großbritannien neue Hitzerekorde erwartet.

Vertreter der Entwicklungsländer forderten in Berlin Ausgleichzahlungen für die bei ihnen verursachten Schäden. „Entweder handeln wir zusammen, oder wir begehen gemeinsam Selbstmord“, warnte UN-Generalsekretär Antonio Guterres. Die Dimensionen der Verluste durch den Klimawandel zeigte eine am Montag veröffentlichte Prognos-Studie auf. Demnach haben Hitze, Dürre oder Fluten bis 2021 mindestens 145 Milliarden Euro an Schäden verursacht, teilten Klima- und Umweltministerium mit.

Der Petersberger Klimadialog unter deutschem und ägyptischen Vorsitz soll die internationale Klimakonferenz COP27 in Ägypten im November vorbereiten. Scholz erinnerte an die Zusage der wichtigsten westlichen Industriestaaten (G7), so schnell wie möglich 100 Milliarden Dollar jährlich für den Klimaschutz in ärmeren Ländern bereit zu stellen. „Deutschland will bis spätestens 2025 das Ziel erreichen, mit mindestens sechs Milliarden Euro jährlich hierzu beizutragen“, kündigte er an. Man werde nach praktikablen Lösungen im Umgang mit Klima-Schäden suchen, sagte er zu Forderungen zahlreicher Entwicklungs- und Schwellenländer. 

UN-Generalsekretär Guterres forderte ein weltweites Frühwarnsystem gegen Umweltkatastrophen in den kommenden fünf Jahren. Die öffentlichen Entwicklungsbanken müssten zudem die Effektivität ihrer Klimaprojekte verbessern. Er trat dafür ein, für die Anpassung der Staaten an den Klimawandel genauso viel Geld bereit zu stellen wie für den Kampf gegen die Erderwärmung.

Mit Blick auf den geplanten Verzicht auf Brennstoff-Lieferungen aus Russland versicherten Scholz und Baerbock, dass Deutschland nur vorübergehend wieder mehr Kohle einsetzen werde. Dies sei nötig, um sich von russischem Gas unabhängig zu machen. Deutschland werde aber an seinen Klimaschutzzielen festhalten. „Was uns nicht passieren darf, das ist, jetzt in eine globale Renaissance der fossilen Energie und insbesondere der Kohle hineinzuschlittern“, warnte der Kanzler. „Wir müssen raus aus Kohle, Öl und Gas – fast hätte ich gesagt: und zwar mit Vollgas.“

„Der Klimawandel ist die größte und wichtigste Herausforderung, er bedroht Frieden und Stabilität“, betonte Baerbock. Das Außenministerium sei Gastgeber der Konferenz, weil der Klimawandel auch die wichtigste Sicherheitsfrage sei. Russlands Präsident Wladimir Putin habe mit seinem Angriff auf die Ukraine deutlich gemacht, dass der beschleunigte Ausbau der Erneuerbaren Energien in diesen Zeiten auch Freiheit bedeute.

HITZEWELLEN IN EUROPA – UND BEREITS MILLIARDENSCHÄDEN

Die Konferenz findet vor dem Hintergrund extremer Temperaturen auch in Europa statt. In Frankreich und Großbritannien wurden die heißesten Sommertage seit Beginn der Wetteraufzeichnungen erwartet. Im Vereinigten Königreich sollen erstmals Werte über 40 Grad gemessen werden. Auch in Deutschland wird für Dienstag vor allem im Südwesten mit Temperaturen nahe den Höchstwerten gerechnet. Derweil kämpfen Einsatzkräfte im Süden Europas gegen verheerende Waldbrände, die Tausende Menschen aus ihren Häusern vertrieben haben.

Laut der Prognos-Studie haben allein die beiden Hitze-Sommer 2018 und 2019 sowie die Flut 2021 mehr als 80 Milliarden Euro an Schäden verursacht. Die Flut vor allem in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen schlage mit mehr als 40 Milliarden Euro zu Buche. Die heißen Sommer hätten zudem Tausenden Menschen das Leben gekostet. „Insgesamt sind mindestens 7.500 Todesfälle auf die außergewöhnlich hohe Hitze in den Jahren 2018 und 2019 zurückzuführen“, heißt es in der Studie. Die Autoren wiesen darauf hin, dass dies Untergrenzen seien. 

Unter Hitze und Dürre hätten vor allem die Forst- sowie die Landwirtschaft in weiten Teilen Deutschlands gelitten. Diese Wirtschaftszweige mussten allein für die beiden Extremjahre 2018 und 2019 etwa 25,6 Milliarden Euro Kosten verbuchen. Weitere neun Milliarden Euro traten in Industrie und Gewerbe auf, da die Produktivität der Beschäftigten hitzebedingt gesunken sei. Auch Straßen, Brücken und Schienenwege verzeichneten schwere Schäden.

Klimakonferenz schlägt Alarm

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Titelfoto: Symbolfoto

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