Brüssel/Berlin, 28. Okt – Neue Diesel-Autos und Benziner dürfen ab 2035 nicht mehr in Europa verkauft werden. Unterhändler von EU-Parlament, Kommission und Mitgliedsstaaten verständigten sich in der Nacht zum Freitag auf ein Aus für fossile Verbrennungsmotoren, das auch für Lieferwagen gilt. Damit soll der Umstieg auf Elektrofahrzeuge beschleunigt und der Klimawandel bekämpft werden. Bis 2030 muss der Ausstoß der PKW-Neuwagen-Flotten um 55 Prozent gegenüber 2021 begrenzt werden.
„Europa hat den Wechsel zur Null-Emissions-Mobilität beschlossen“, sagte EU-Vize-Kommissionspräsident Frans Timmermans. Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) sprach von einer klaren Weichenstellung für wirksamen Klimaschutz. Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) verwies darauf, dass die Kommission noch Vorschläge zur Rolle synthetischer Kraftstoffe machen wolle. Dies sei für die Bestandsflotte zentral.
Der Beschluss ist Teil des „Fit for 55“-Programms der EU, mit dem die Gemeinschaft den Treibhausgas-Ausstoß um 55 Prozent gegenüber 1990 senken will. Noch stärker gefördert werden soll so die E-Mobilität, auf die die meisten Autokonzerne inzwischen ohnehin setzen. Volkswagen etwa will ab 2033 in Europa nur noch E-Autos produzieren. Das EU-Projekt gilt auch als Signal an die Weltklimakonferenz in Scharm-el-Scheich, die Anfang November beginnt.
UMWELTVERBAND: HISTORISCHE ENTSCHEIDUNG
Der Umweltverband Transport&Environment sprach von einer historischen Entscheidung. „Das ist nicht nur gut für unser Klima und die Luftqualität, sondern auch für die deutsche Automobilindustrie. Die großen Hersteller steigen stetig auf Elektro um und wünschten sich lange Klarheit und Investitionssicherheit“, sagte Direktor Stef Cornelis. Synthetische Kraftstoffe, sogenannte E-Fuels, würden für Luft- oder Schifffahrt benötigt. Es sei richtig, dass ihr Einsatz zur Einhaltung der Flottengrenzwerte untersagt sei.
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) zeigte sich dagegen skeptisch. Man setze sich zwar ambitionierte Ziele. Zentral sei aber, dass nun der Aufbau von E-Ladesäulen auch beschleunigt werde. Mit Blick auf die Bestandsflotte forderte VDA-Präsidentin Hildegard Müller den Einsatz von E-Fuels: „Damit diese Fahrzeuge klimaneutral betrieben werden können, brauchen wir auch synthetische Kraftstoffe“. Dies müsse etwa über die Richtlinien zum Kraftstoff-Einsatz noch möglich gemacht werden.
Die FDP hatte auf den Einsatz von synthetischen Kraftstoffen gedrängt und dies als deutsche Verhandlungsposition in Brüssel durchzusetzen versucht. Bislang ist der Einsatz jedoch weiter ausgeschlossen. Die Kommission soll hier noch einen Vorschlag machen. Wieweit dieser gehen wird und ob er jenseits von Sonderfahrzeugen wie Feuerwehren den Einsatz ermöglichen wird, ist offen. Die Kommission und ihr Klimachef Timmermans sehen ihn eher kritisch.
Keine Neuzulassungen mehr für Diesel und Benziner in der EU ab 2035
Quelle: Reuters
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