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Kämpfe in Mariupol und Charkiw – Aufruf zum Verlassen von Luhansk

Lwiw/Brüssel 06. Apr (Reuters) – In der Ukraine setzen russische Truppen ihre Angriffe mit unverminderter Härte fort. Mariupol im Südosten und Charkiw im Norden der Ukraine lagen am Mittwoch unter schwerem Artilleriefeuer. Die humanitäre Lage im eingekesselten Mariupol verschlechtere sich weiter, teilte das britische Verteidigungsministerium auf Grundlage von Geheimdienstberichten mit. Ukrainische Behörden riefen die Bewohner des Bezirks Luhansk im Osten des Landes auf, die Region zu verlassen, solange das noch möglich sei. Das ukrainische Militär erwartet im Donbass, der neben Luhansk auch den Bezirk Donezk umfasst, einen Großangriff der russischen Armee. Neue Sanktionen des Westens gegen Russland nahmen unterdessen konkretere Formen an.

Die stellvertretende ukrainische Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk kündigte an, am Mittwoch solle versucht werden, elf Korridore im ganzen Land zu öffnen, damit Zivilsten aus den Kampfgebieten flüchten könnten. Zuletzt sind solche Pläne mehrfach gescheitert. Dem Internationalem Roten Kreuz gelang es in den vergangenen Tagen wiederholt nicht, mit einem Hilfskonvoi nach Mariupol zu gelangen, weil die Lage zu gefährlich gewesen sei. Russland und die Ukraine machen sich gegenseitig für den Bruch geplanter Feuerpausen verantwortlich, die zum Abbruch geplanter Evakuierungen oder Hilfslieferungen führten.

Russland meldete am Mittwoch einen Angriff auf Grenztruppen in der an den Norden der Ukraine angrenzenden Region Kursk. Urkainische Einheiten hätten mit Mörsergranaten das Feuer auf einen Grenzposten in Sudschanski eröffnet, teilte der Kursker Gouverneur Roman Starowoitz mit. Das Feuer sei erwidert worden, es habe keine Verletzten gegeben. Die Ukraine bestritt einen Angriff auf russischem Gebiet.

Unterdessen forderte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erneut eine Verschärfung der Sanktionen gegen Russland angesichts des Verdachts von Kriegsverbrechen. Einige Spitzenpolitiker und Wirtschaftsbosse hielten Kriegsverbrechen offenbar für nicht so schlimm wie wirtschaftliche Verluste, sagte er in einer Video-Ansprache vor dem irischen Parlament. „Ich kann keine Unentschlossenheiten bei Sanktionen tolerieren nach dem, was russische Truppen getan haben.“

In dem Kiewer Vorort Butscha sollen russische Truppen nach ukrainischen Angaben Gräueltaten an Zivilisten begangen haben. Journalisten, die von ukrainischen Behörden zum von russischen Einheiten geräumten Butscha gebracht worden waren, sahen Leichen auf den Straßen und in improvisierten Gräbern. Einigen der Toten waren die Hände zusammengebunden worden. Ukrainische Behörden sprechen von rund 300 Zivilisten, die von russischen Einheiten getötet und zum Teil gefoltert worden sein sollen. Ähnliche Berichte gibt es auch aus anderen Orten, aus denen sich die russische Armee zurückgezogen hat. Die Regierung in Moskau weist die Darstellungen als Propaganda und Lügen zurück, mit denen die eigene Armee diskreditiert werden soll.

INVESTITIONEN VERBIETEN

Die USA und ihre Verbündeten wollen wegen der mutmaßlichen Kriegsverbrechen den Druck auf Russland mit weiteren Sanktionen erhöhen. So sollen jegliche neuen Investitionen in Russland verboten werden. Zudem würden bereits geltende Strafmaßnahmen gegen Banken und staatliche Unternehmen verschärft, teilte die US-Regierung mit. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen drohte neben einem Importstopp von Kohle auch ein Ölembargo an. „Jetzt müssen wir uns Öl anschauen und die Einnahmen, die Russland aus fossilen Brennstoffen bezieht“, sagte sie vor dem Europäischen Parlament. In der EU ist umstritten, ob sofort alle Energie-Importe gestoppt werden sollten. Damit würde zwar die russische Wirtschaft empfindlich getroffen, mehrere europäische Staaten wie Deutschland fürchten in dem Fall allerdings massive wirtschaftliche Rückschläge.

Der Westen will auch seine Militärhilfen für Ukraine aufstocken. US-Außenminister Antony Blinken kündigte Ausgaben von 100 Millionen Dollar an, mit denen etwa Panzerabwehrsysteme finanziert werden sollen. Auf militärischer Ebene hat die Führung in Moskau hat nach russischen Angaben derzeit keinen Kontakt zum Westen. Man habe nichts mit der Nato nichts zu besprechen, sagte Vize-Außenminister Alexander Gruschko laut der russischen Nachrichtenagentur Tass. Allerdings will Russland an den diplomatischen Beziehungen festhalten. Mit der jüngsten Ausweisung zahlreicher russischer Diplomaten schadeten diese Länder nur ihren eigenen Interessen, zitierte die russische Nachrichtenagentur Interfax den stellvertretenden Außenminister Alexander Gruschko. 

Der Krieg in der Ukraine begann am 24. Februar. Russland hat sein Vorgehen zunächst als Spezialoperation zur Zerstörung militärischer Stützpunkte und Entnazifizierung des Landes bezeichnet. Nun wird in Moskau als Hauptziel die Eroberung der Ostukraine genannt. Der Westen spricht von einem nicht provozierten Angriffskrieg.

Kämpfe in Mariupol und Charkiw – Aufruf zum Verlassen von Luhansk

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Titelfoto: Symbolfoto

Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.

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