Freitag, November 22, 2024
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Jeder fünfte Deutsche muss wegen Inflation Erspartes anbrechen

Berlin, 22. Nov – Die Rekordinflation in Deutschland setzt die Menschen zunehmend unter Druck. Fast jeder Fünfte muss auf seine Ersparnisse zurückgreifen, um die Kosten des Alltags stemmen zu können, wie am Dienstag aus einer Kantar-Umfrage unter 2000 Personen hervorgeht. Demnach erklärten 57,4 Prozent, mit ihrem Einkommen klarzukommen, ohne an das Ersparte gehen zu müssen. Demgegenüber verfügen 12,3 Prozent zwar über keine Reserven, „kommen aber nach eigener Aussage klar, wenn sie den Gürtel enger schnallen“, hieß es zur Erhebung für den Verband der Privaten Bausparkassen. Gut acht Prozent müssen sich mangels Reserven um einen Zusatzjob oder staatliche Hilfe bemühen. 

Die Inflation in Deutschland ist in Folge des Ukraine-Kriegs und anhaltender Lieferengpässe auf 10,4 Prozent geklettert. Dies ist der höchste Wert seit 1951. Vor allem der Anstieg der Lebensmittelpreise um über 20 Prozent zum Vorjahresmonat belastet die Bürgerinnen und Bürger im Alltag. Zudem hat sich Energie deutlich verteuert. Die Regierung will die privaten Haushalte und Unternehmen deshalb mit Preisbremsen für Strom und Gas entlasten. Diese sollen nun bereits ab Januar 2023 greifen. 

PREISE STEIGEN – KONSUMENTEN WERDEN ZU SPARFÜCHSEN

Der Preisschub sorgt dafür, dass viele Menschen bei ihren Ausgaben knausern. Inzwischen sagt fast jeder zweite Konsument, dass er nur noch das Nötigste einkauft, wie eine andere Umfrage der Beratungsfirma EY unter gut 1000 Personen zeigt. Mehr als drei Viertel geben an, sich beim Einkaufen einschränken zu müssen. Fast alle Kundinnen und Kunden gehen von weiter anziehenden Preisen aus. Nur vier Prozent denken, dass Produkte und Dienstleistungen in den nächsten sechs Monaten nicht teurer werden. Hingegen rechnen über 80 Prozent mit weiter steigenden Energiekosten. Vier von fünf der Befragten erwarten auch, dass Nahrungsmittel noch teurer werden. 

Laut EY-Umfrage kauft gut jeder Zweite weniger oder gar keine neue Bekleidung, hält sich bei Unterhaltungselektronik zurück oder verzichtet gleich ganz. Den Benzin- und Kraftstoffverbrauch haben 46 Prozent reduziert. Die Hälfte der Befragten will weniger Essen bei Lieferdiensten bestellen und sich künftig auch weniger Lebensmitteleinkäufe liefern lassen. Etwa 46 Prozent sagen, dass sie demnächst weniger in Kinos, Restaurants oder Bars ausgeben werden. „Nur bei Lebensmitteln – egal ob frisch oder gefroren – und Hygieneartikeln sagen mehr Verbraucherinnen und Verbraucher, dass sie für diese Produkte höhere Ausgaben einplanen, als umgekehrt sparen möchten.“ Fast 90 Prozent wollen künftig weniger Nahrungsmittel wegwerfen.

INFLATION SORGT FÜR STREIT ZWISCHEN HERSTELLERN UND HANDEL

Der Preisdruck sorgt auch für Knatsch zwischen Herstellern und Händlern. Denn die Produzenten versuchten, ihre gestiegenen Kosten an Handel oder Endverbraucher weiterzugeben, sagte EY-Experte Michael Renz. „Gleichzeitig steht der Handel vor der Aufgabe, die Kunden nicht mit enormen Preisanstiegen zu vergrätzen.“ Viele Supermärkte und Discounter versuchten, Eigenmarken als Alternative zu teuren oder nicht mehr vorhandenen Markenartikeln zu positionieren. Dies könnte die Kundschaft bei der Stange halten.

In der vierteljährlichen Umfrage wurden weltweit über 21.000 Menschen befragt. Demnach seien die Deutschen vergleichsweise pessimistisch. Mehr als die Hälfte der Befragten befürchtet, dass sich ihre Lebenssituation in den nächsten drei Jahren verschlechtert. In China etwa erwarten dies nur sechs Prozent.

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Quelle: Reuters

Titelfoto: Symbolfoto

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