Jacobabad/Islamabad, 01. Sep – Noch im Mai war Jacobabad im Süden Pakistans mit mehr als 50 Grad die heißeste Stadt der Welt. Die Mädchenschuldirektorin Sara Khan musste damals miterleben, wie einige Schülerinnen bei den drückenden Temperaturen ohnmächtig wurden. Jetzt sind ihre Klassenzimmer überflutet und viele der 200 Mädchen obdachlos geworden – durch die Flutkatastrophe, ausgelöst durch Rekordniederschläge und schmelzende Gletscher. Den Behörden zufolge starben in der Stadt mit etwa 200.000 Einwohnern mindestens 19 Menschen. In ganz Pakistan sind es fast 1200 Menschen, darunter rund 400 Kinder.
„Jacobabad ist die heißeste Stadt der Welt, es gibt so viele Probleme“, sagt Khan der Nachrichtenagentur Reuters. „Früher erlitten die Menschen einen Hitzschlag, jetzt haben sie ihre Häuser verloren, fast alles, sie sind obdachlos.“ In ihrem Viertel seien die Häuser besonders stark beschädigt worden. Am Donnerstag vergangener Woche sei der neunjährige Sohn eines Nachbarn gestorben, als das von Wasser beschädigte Dach des Hauses einstürzte. Sie habe die Schreie gehört, sagt Khan.
Mehr als 40.000 Einwohner von Jacobabad leben nun in überfüllten Notunterkünften mit begrenztem Zugang zu Lebensmitteln, so auch Dur Bibi. „Ich schnappte mir meine Kinder und rannte barfuß aus dem Haus“, sagt die 40-Jährige. Eine Ausgabe des Koran sei das einzige gewesen, was die Familie habe mitnehmen können.
Krankenhäuser, die im Mai noch Notfallzentren für Hitzschlag-Patienten einrichteten, melden nun einen Zustrom von Menschen, die bei der Flut verletzt wurden. Das Jacobabad Institute of Medical Sciences (JIMS) teilt mit, es habe in den vergangenen Tagen etwa 70 Menschen wegen Verletzungen durch Trümmer behandelt. Zudem seien im August Hunderte Kinder wegen hochwasserbedingter Magen-Darm-Krankheiten in das JIMS eingeliefert worden.
Auch die Landwirtschaft leidet unter den Folgen der Wetterextreme. „Wenn Sie ein Bauer in Jacobabad sind… konnten Sie erst wegen der Hitzewelle gar nicht ernten, und jetzt wurde Ihre Ernte durch das Hochwasser beschädigt“, sagt der pakistanische Außenminister Bilawal Bhutto-Zardari Reuters.
Dem Wetterdienst von Jacobabad zufolge dauert die Monsunzeit noch zwei Wochen an. Nach Angaben der Regierung in Islamabad sind im ganzen Land 33 Millionen Menschen betroffen – 15 Prozent der Bevölkerung von 220 Millionen Menschen. Offizielle erste Schätzungen beziffern die materiellen Schäden auf mehr als zehn Milliarden Dollar. Über 6,4 Millionen Menschen sind laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen. Die UN hat zunächst um Hilfen in Höhe von 160 Millionen Dollar gebeten.
Jacobabad in Pakistan – Heißeste Stadt der Welt nun unter Wasser
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
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