Dubai, 20. Sep (Reuters) – Die iranischen Behörden machen eine orchestrierte Kampagne für die Proteste wegen des ungeklärten Todes einer jungen Frau nach der Festnahme durch die Sittenpolizei verantwortlich. Die Hauptelemente der Versammlungen am Montagabend in Teheran seien „komplett organisiert, trainiert und geplant, um Störungen in Teheran zu schaffen“, schrieb der Gouverneur der iranischen Hauptstadt Mohsen Mansouri auf Twitter in der Nacht zu Dienstag. „Die Flagge zu verbrennen, Diesel auf die Straße zu schütten, Steine zu werfen, die Polizei anzugreifen, Motorräder und Mülltonnen anzuzünden, öffentliches Eigentum zu zerstören, etc, ist nicht das Werk normaler Menschen“, fügte er hinzu.
Auslöser der Proteste ist der Tod der 22-jährigen Mahsa Amini, die am vergangenen Freitag in einem Krankenhaus in Teheran gestorben war. Sie war zuvor von der Sittenpolizei festgenommen worden wegen des Vorwurfs, gegen die strengen Hidschab-Vorschriften verstoßen zu haben. In sozialen Medien war spekuliert worden, Amini sei geschlagen worden. Innenminister Abdolreza Rahmani Fazli und die Polizei wiesen diese Darstellung zurück. Dennoch leiteten die Behörden Ermittlungen ein. Auf Videos sind seitdem Proteste in mehreren Städten des Landes zu sehen, mit Frauen, die ihre Kopftücher demonstrativ abstreifen und ihre Haare abschneiden. Überprüfen ließen sich die Aufnahmen nicht. Auf Twitter kursiert der Hashtag #MahsaAmini.
In den vergangenen Monaten haben Menschenrechtsaktivisten Frauen im Iran verstärkt aufgefordert, ihre Schleier öffentlich abzulegen. Damit würden sie aber gegen die islamische Kleiderordnung verstoßen, und die iranischen Machthaber gehen teils hart gegen ein nach ihrer Ansicht „unmoralisches Verhalten“ vor. Nach der Scharia – dem islamischen Recht, das nach der Revolution von 1979 eingeführt wurde – sind Frauen verpflichtet, ihr Haar zu bedecken und lange, locker sitzende Kleidung zu tragen, um ihre Figur zu verschleiern. Wer dagegen verstößt, muss mit öffentlicher Rüge, Geldstrafen oder Verhaftung rechnen.
Die Entwicklungen sorgen auch in Deutschland zunehmend für Diskussionen. „Mutige Menschen demonstrieren überall im #Iran gegen ein verbrecherisches Regime, das die #Menschenrechte mit Füßen tritt“, schrieb FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai, der aus dem Iran stammt, am Dienstag auf Twitter. „Solidarität allein reicht nicht. Wir brauchen eine andere Politik Iran gegenüber, auch in der EU.“
Iran – Frauen-Proteste sind orchestriert
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
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