Berlin, 03. Mrz – Die Ukraine benötigt nach Angaben des ukrainischen Botschafters Oleksii Makeiev in Deutschland mehr Artillerie, um sich gegen die russischen Angreifer verteidigen zu können. „Wir brauchen mehr Munition und mehr Langstrecken-Artillerie, um russische Lieferketten zu zerstören“, sagte Makeiev in einem am Freitag veröffentlichten Reuters-TV-Interview. Auf die Frage nach weiteren benötigten Waffensystemen erwähnte er Kampfpanzer und Luftabwehrsysteme – beides sei jetzt unterwegs. Deutschland habe mittlerweile eine „Führungsrolle“ bei Waffenlieferungen und bei deren Koordination übernommen, betonte er. Die ukrainischen Truppen stehen derzeit unter Druck durch russische Angriffe, etwa in Bachmut im Osten des Landes.
Makeiev bekräftigte das Interesse seines Landes, auch amerikanische Abrams-Kampfpanzer geliefert zu bekommen. „Dazu sind wir in Gesprächen mit USA und uns wurde zugesichert, dass die Abrams-Panzer geliefert werden.“ Der Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, hatte zuvor gesagt, dass die USA Abrams nur wegen Deutschland zugesagt hätten.
Makeiev reagierte zurückhaltend auf die Frage, ob die Ukraine auch die Lieferung von Flugzeugen fordere, wie dies sein Vorgänger Andreii Melnyk gesagt hatte. „Bis zu diesem Moment habe ich von unserem Verteidigungsministerium und unserem Stab keine Anfrage bekommen wegen eines bestimmten Flugzeugtyps, der in Deutschland vorhanden ist.“ Mit anderen westlichen Ländern gebe es aber Gespräche. Die Bundesregierung, aber auch die US-Regierung hatten mehrfach betont, dass sich diese Frage derzeit nicht stelle.
Der Botschafter lobte den neuen Verteidigungsminister Boris Pistorius. Er habe von Anfang an gesehen, wie „schnell und effizient unsere Zusammenarbeit“ seither geworden sei, sagte Makeiev. Das sei eine „richtige und wichtige Änderung“ gegenüber der Zeit von dessen Vorgängerin Christine Lambrecht. „So einen verlässlichen Verbündeten brauchen wir als Ukraine, um in diesem Krieg zu gewinnen“, sagte der Botschafter zu der neuen Rolle Deutschlands. Die Gespräche mit der Bundesregierung seien heute „sehr eng und vertraulich“. Mittlerweile würden nicht nur tagesaktuelle Dinge besprochen, sondern strategisch geplant, was die Ukraine noch brauche – „und was getan werden kann, damit Deutschland und andere das liefern, was unsere Streitkräfte brauchen“. In den vergangenen Monaten hatte sich die Ukraine noch über eine zu zögerliche Haltung Berlins beklagt.
Mit Blick auf die von Kanzler Scholz in der Regierungserklärung am Donnerstag erwähnten Sicherheitsgarantien für sein Land sagte Makeiev: „Die beste Sicherheitsgarantie für die Ukraine ist die Nato-Mitgliedschaft.“ Präsident Wolodymyr Selenskyj habe aber auch Vorschläge für Sicherheitsgarantien bis zu einem Nato-Beitritt gemacht. Es müsse auch nach einem Sieg der Ukraine sichergestellt werden, „dass Russland die Möglichkeiten genommen werden, überhaupt Krieg in der Nachbarschaft führen zu können“.
Makeiev sagte, dass sich diejenigen, die sich in Deutschland für Diplomatie einsetzten, doch freuen müssten, dass die Ukraine nicht nur um Waffen bitte, sondern auch Vorschläge mache, wie die Nachkriegszeit gesichert werden könne. Die Ideen lägen auf dem Tisch, etwa mit Selenskyjs Zehn-Punkte-Plan.
Er habe keine Sorge, dass die USA und andere Verbündeten seine Regierung drängen könnten, auf die Rückeroberung aller von Russland besetzten Gebiete zu verzichten, betonte Makeiev. „Nein, das spüren wir nicht“, sagte er auf die Frage, ob Druck ausgeübt werde. Alle Partner hätten der Ukraine zugesichert, dass Russland die besetzten Gebiete räumen müsse.
Interview: „Wir brauchen mehr Munition und Langstrecken-Artillerie“
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von Ichigo121212 auf Pixabay
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