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Interview: Deutsches Rotes Kreuz – „Die Hoffnung ist noch da“

Berlin, 07. Feb – Das Ausmaß der Erdbeben-Katastrophe in der Türkei und Syrien ist nach Einschätzung des Deutschen Roten Kreuzes mehr als 24 Stunden nach dem Ausbruch nicht absehbar. „Es ist immer noch eine sehr dynamische Situation“, zieht Charlotte von Lenthe, die für das DRK Hilfsleistungen im Nahen Osten und der Türkei koordiniert, eine erste Bilanz. „Die genauen Zahlen kann man wirklich nicht sagen, weil man nicht weiß, wie viele Menschen sich noch unter den Trümmern befinden.“

Sie zeigte sich im Reuters-Interview am Dienstag aber zuversichtlich, dass weitere Menschen aus den Trümmern geborgen werden könnten. „Die Hoffnung ist noch da“, sagt von Lenthe, die sich in der libanesischen Hauptstadt Beirut aufhielt, die DRK-Arbeiten jetzt aber in Ankara koordinieren will. 

Die Türkei stehe bei den Rettungsarbeiten allerdings ungleich besser da als das seit nunmehr einem Jahrzehnt von einem Bürgerkrieg heimgesuchte Nachbarland Syrien, sagt von Lenthe. Auch angesichts der Erfahrungen nach dem letzten großen Erdbeben 1999 gebe es in der Türkei „extrem gut ausgebildete Teams und extrem gut vorbereitete Notfallpläne“. Insofern seien die Rettungskräfte, allen voran der Türkische Rote Halbmond, in der Lage gewesen, sehr schnell zu reagieren, und wüssten genau, was jetzt am dringendsten aus dem Ausland benötigt werde.

Bei dem Beben im August 1999 im Nordwesten der Türkei waren mehr als 17.000 Menschen ums Leben gekommen. Im türkischen Teil des jetzigen Erdbebengebiets im Südosten des Landes sind bislang gut 3500 Tote bestätigt, in Syrien sind es mehr als 1600. 

„DIE SITUATION IST KOMPLEXER“ 

„Diese Art der Krise ist in Syrien noch nicht so bekannt“, betont von Lenthe. Entsprechend seien Rettungsteams, Ausrüstung und Logistik in einem ganz anderen Zustand als in der Türkei. „Die Situation ist komplexer.“ Entsprechend gebe es auf höchster Ebene Bemühungen aller Hilfsorganisationen, in Syrien den Zugang zu den von der Regierung kontrollierten und den von Rebellen besetzten Gebieten zu gewährleisten.

So sei der Syrische Rote Halbmond in der Lage, überall dort zu operieren, wo es erforderlich sei. „Es gibt lokale Teams, die gut vernetzt sind“, sagt von Lenthe. „Und es gibt verschiedene syrische und türkische NGOs, die auf beiden Seiten tätig sind.“ Dennoch sei es notwendig, „auf höherer Ebene dann da ein bisschen Druck auszuüben“.

Aktuell gehe es immer noch um die Erstversorgung, betont von Lenthe, „um lebensrettende Maßnahmen“. Nach Einschätzung von Experten sind die ersten 72 Stunden nach Ausbruch eines Bebens die entscheidende Zeit, um noch Menschen aus den Trümmern bergen zu können. Angesichts der bestehenden Temperaturen gehe es aber auch „um eine winterfeste Unterbringung für alle die, die ihre Zuhause verloren haben, um Lebensmittelversorgung, um Decken (…) sowie medizinische Erstversorgung“. Angesichts der traumatischen Erlebnisse komme dann auch noch eine psychosoziale Notfallversorgung hinzu.

Interview: Deutsches Rotes Kreuz – „Die Hoffnung ist noch da“

Quelle: Reuters

Symbolfoto: Bild von PixelHeini auf Pixabay

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