Berlin, 18. Okt (Reuters) – Der Wegfall von Tankrabatt und 9-Euro-Ticket sowie neue Preisschübe bei Haushaltsenergie und Nahrungsmitteln belasten einer Studie zufolge einkommensschwache Familien besonders stark. Für sie lag die Inflationsrate im September bei 11,4 Prozent, wie aus der am Dienstag veröffentlichten Untersuchung des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) hervorgeht. Zum Vergleich:
Die allgemeine Inflationsrate lag dem Statistischen Bundesamt zufolge bei 10,0 Prozent, dem höchsten Stand seit 1951. Auch ärmere Singles spürten eine höhere Belastung: Für sie lag die spezifische Teuerungsrate – die mit einem für den jeweiligen Haushaltstyp repräsentativen Warenkorb berechnet wird – bei 10,8 Prozent. Dagegen weisen Alleinlebende mit hohem Einkommen wie in den Vormonaten die im Vergleich geringste haushaltsspezifische Teuerungsrate auf. Sie beträgt 8,0 Prozent.
„Die spezifischen Inflationsraten zeigen, dass Haushalte mit geringeren Einkommen durch den Preisanstieg bei Haushaltsenergie überproportional belastet sind und sich hier auch die Verteuerung der Nahrungsmittel stärker niederschlägt“, sagten die Wissenschaftler Silke Tober und Sebastian Dullien, die den Inflationsmonitor erstellen.
Zusätzlich hätten bei Familien mit mittleren und niedrigen Einkommen auch die Kostensteigerungen für Kraftstoffe und öffentlichen Verkehr nach Auslaufen von Tankrabatt und 9-Euro-Ticket spürbar zu Buche geschlagen, die nur von Juni bis August galten. Bei einkommensstarken Alleinlebenden sorgten dagegen eher Preisanstiege bei Pauschalreisen, Restaurantbesuchen oder für die Wohnungsinstandhaltung für höhere Ausgaben.
Umso wichtiger sind dem IMK zufolge eine staatliche Entlastungspolitik. Die von der Bundesregierung ergriffenen Maßnahmen gingen dabei „weitgehend in die richtige Richtung“, betonten Tober und Dullien. So komme die Energiepreispauschale in Höhe von 300 Euro – die Erwerbstätige im September erhalten haben und die im Dezember an Menschen im Ruhestand und andere zuvor ausgelassene Gruppen gezahlt wird – insbesondere Haushalten mit niedrigerem Einkommen zugute, da sie versteuert werden muss.
Die mit der Gaspreisbremse vorgeschlagene prozentuale Übernahme der Heizkosten basierend auf dem üblichen Verbrauch durch den Staat bedeute allerdings auch, dass Haushalte mit hohem Verbrauch und hoher Heizrechnung in Euro gerechnet stärker entlastet würden als solche mit niedrigem Verbrauch. Wenn die Entlastung ohne Obergrenze geschehe, erhielten Besitzer großer Luxusimmobilien Entlastungsbeträge, die im Extremfall den Durchschnitt um ein Mehrfaches übersteigen könnten, so die IMK-Experten.
Institut – Wegfall von 9-Euro-Ticket treibt Inflation für ärmere Familien hoch
Quelle: Reuters
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