Inkontinenztraining – eine effektive Methode ohne Medikamente
Inkontinenz ist nicht nur eine lästige und unangenehme Altersthematik. Krankheiten, Unfälle oder ein kurzzeitig notwendiger Katheter können auch bei jüngeren Menschen zum vorübergehenden Verlust der Kontrolle über die Blase führen. Inkontinenztraining ist eine effektive und nebenwirkungsfreie Methode, die Kontrolle über das Harnlassen wieder zurückzugewinnen.
Was ist Inkontinenztraining?
Inkontinenztraining ist eine leicht durchzuführende Technik, mit der man seinen Körper wieder dazu bringen kann, nur in regelmäßigen Abständen Urin abzugeben. Dies wird erreicht, indem betroffene Personen sich zunächst einen Zeitplan für den Toilettengang aufstellen. Zusätzlich und unterstützend bilden gezielte Kontraktionen der Beckenbodenmuskulatur vor dem Wasserlassen das Herzstück des Trainings. Die Übungen helfen dabei, die natürliche Blasenfunktion wieder zu aktivieren und nachhaltig zu stützen. Das Inkontinenztraining lässt sich darüber hinaus ganz leicht in den Alltag integrieren. Es gibt Betroffenen durch schnelle Verbesserungen das stärkende Gefühl von Selbstwirksamkeit: „Ich bekomme es durch meine eigene Aktivität wieder in den Griff.“
Wann kommt ein Inkontinenztraining zum Einsatz?
Es ist nicht leicht, mit einer Blasenschwäche zu leben. Viele betroffene Menschen schränken ihr aktives Leben außerhalb der eigenen vier Wände stark ein. Sollte eine Toilette nicht in Reichweite sein, löst dies Angst aus.
Aber es gibt noch andere Symptome, die mit Blasenschwäche einhergehen können: Es kann zu Schmerzen und Niedergeschlagenheit kommen, wenn man ständig an seine Blase denken muss. Körperlich Aktivitäten wie Sport, aber auch die Sexualität werden so ebenfalls negativ beeinflusst. Mit dem richtigen Training kann man dieses Symptom und die Verhaltensspirale stoppen: Es ist möglich, seine natürliche Blasenfunktion wieder zu aktivieren und darüber Kontrolle zu haben.
Warum ist Inkontinenztraining erfolgreich?
Blasentraining stärkt die Beckenbodenmuskulatur und verbessert so den Harnfluss. Hiermit erreicht man wieder vermehrt Kontrolle über die Blase. Anfangs mag es schwierig und umständlich erscheinen, sich an einen Zeitplan zu halten oder regelmäßige Kontraktionen der Beckenbodenmuskulatur durchzuführen. Studien zeigen jedoch, dass diese Techniken vielen Frauen und Männern sehr gut helfen können. Darüber hinaus hat ein solches Training psychologische Vorteile: Durch regelmäßiges Training wird bei vielen Betroffenen mehr Selbstvertrauen gewonnen und dadurch auch der Umgang mit Stress reduziert. Durch verbesserte Durchblutung im Beckenbereich und Stärkung der Beckenbodenmuskulatur werden auch Darmfunktionen verbessert und sogar Lustempfinden und Potenz wieder gesteigert. Somit ist diese Behandlungsmethode körperlich und mental wirksam und wirkt aktivierend.
Wie wird das Training durchgeführt?
Die Übungen können wahlweise im Gehen, Stehen, Sitzen oder Liegen gemacht werden. Das macht ein stetiges und dennoch unauffälliges Üben möglich. Zuerst atmet man 10 bis 20 Mal tief ein- und aus. Die Muskeln des Beckens werden anschließend angespannt, als ob man den Harndrang unterdrücken will. Dann hält man diese Kontraktion für 5 Sekunden und atmet dabei normal weiter. 10 Wiederholungen mit jeweils 5 Sekunden Pause dazwischen bilden eine gute Übungseinheit. Wichtig ist, dass der Bauch stets entspannt bleibt.
Was sind die Vorteile des Trainings gegenüber medikamentöser Behandlung?
Blasentraining ist eine nichtmedikamentöse Behandlungsmethode, die von vielen Urologen und Inkontinenz-Fachleuten empfohlen wird. Dieses sichere, effektive und kostengünstige Verfahren wird in der Regel gut von den Patienten vertragen. Blasentraining hat auch Vorteile gegenüber einer medikamentösen Behandlung: Die Einnahme entsprechender Arzneimittel gegen Inkontinenz können Nebenwirkungen wie Verstopfung, Sehstörungen, Mundtrockenheit und bei älteren Menschen Nachlassen geistiger Fähigkeiten verursachen.
Disziplin und Durchhaltevermögen bringen Erfolg!
Ein gutes Inkontinenztraining benötigt Zeit – es kann bis zu 12 Monaten dauern. Das hört sich erst einmal lang an, aber schon nach kurzer Zeit sind die ersten Erfolge zu verzeichnen. Das motiviert die Patienten und lässt sie auch durchhalten. Allein die Aussicht, seine Blase wieder kontrollieren zu können, macht vielen Betroffenen Mut. Unerlässlich ist die richtige Anleitung und Erfolgskontrolle von erfahrenen Physiotherapeut:innen, weiß Expertin Rosa Lang, Inhaberin einer Physiotherapiepraxis mit Schwerpunkt Beckenboden.
Autor
Rosa Lang ist Physiotherapeutin und Heilpraktikerin für Physiotherapie. Ihre Praxis hat sich ganz auf Beckenbodentherapie spezialisiert. Mittlerweile hat sie 17 Mitarbeiter und ein Netzwerk mit Ärzten, Heilpraktikern und Osteopathen aufgebaut, damit sie ihre Patienten umfassend betreuen kann.
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