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München, 15. Nov (Reuters) – Infineon-Chef Jochen Hanebeck spricht sich für den Bau weiterer Chipfabriken von Auftragsfertigern in Europa aus. „Wir würden es sehr begrüßen, wenn noch mehr Kapazität in Europa etabliert würde“, sagte Hanebeck am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Dabei gehe es insbesondere um Chips in einer Größenordnung von 28 bis zwölf Nanometern. Bei Infineon komme derzeit rund 15 Prozent des gesamten Fertigungsvolumens aus Taiwan, einige Komponenten würden ausschließlich in dem ostasiatischen Inselstaat bezogen. „Wir sind sehr darum bemüht, für diese Microcontroller zusätzliche Quellen zu erschließen“, ergänzte er.
Zuletzt hatte der weltweit größte Auftragsfertiger TSMC2330.TW erklärt, es sei noch keine Entscheidung zu einer Fabrik in Europa gefallen, es werde aber keine Möglichkeit ausgeschlossen. Insidern zufolge soll es Gespräche zwischen TSMC und Dresden über die Errichtung eines Werks in der sächsischen Landeshauptstadt gegeben haben.Read full story Im Rahmen des European Chips Act hat die Europäische Kommission bis 2030 insgesamt 15 Milliarden Euro für öffentliche und private Halbleiter-Projekte vorgesehen. Sie reagiert damit auch auf milliardenschwere Programme der US-Regierung. Mit dem Geld will sie den Anteil Europas am umkämpften Chipmarkt bei 2030 verdoppeln.
Infineon hatte erst am Montag angekündigt, eine Fabrik für fünf Milliarden Euro in Dresden zu bauen. Dafür sei der Halbleiterkonzern auf staatliche Unterstützung angewiesen, sagte Hanebeck. Ein Förderbescheid liege noch nicht vor, er habe aber bereits ein politisches Signal erhalten. In dem Werk sollen Chips auf 300-Millimeter-Wafern produziert werden, die unter anderem in Solar- und Windkraftanlagen oder Elektroautos zum Einsatz kommen sollen.
Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums teilte auf Anfrage mit, Deutschland unterstütze das Ziel der Europäischen Union, den Anteil am weltweiten Halbleitermarkt auszubauen. Mikroelektronik-Projekte würden auf europäischer Ebene bereits seit 2019 gefördert. Ein Rahmenwerk zur weiteren Förderung von Mikroelektronik und Kommunikationstechnologien sei derzeit in der Abstimmung. „Zuwendungen an konkrete deutsche Projekte können erst nach Erteilung der beihilferechtlichen Genehmigung durch die Europäische Kommission erfolgen.“ Ziel sei es, die Fördermöglichkeiten für Infineon zügig zu prüfen. Zu konkreten Details wollte sich die Sprecherin nicht äußern.
Infineon baut derzeit zudem sein Werk in Kulim in Malaysia aus, 2021 wurde eine neue Fabrik im österreichischen Villach eingeweiht. „Damit sind wir erstmal von den Reinräumen für ein paar Jahre gesetzt“, sagte Hanebeck. Er gehe nicht davon aus, schon im kommenden Jahr eine weitere neue Fabrik anzukündigen. Allerdings seien kleinere und mittlere Zukäufe möglich. „Es gibt im Portfolio immer sehr sinnhafte Ergänzungen, und da könnte es sein, dass wir etwas machen“, sagte der Infineon-Chef. Selbst mittelgroße Akquisitionen im Halbleiterbereich lägen im Milliardenbereich. „Wir schauen uns kontinuierlich um und sehen, was gut zu uns passen könnte“, sagte Hanebeck. 2019 hatte Infineon den US-Rivalen Cypress Semiconductor gekauft, ein paar Jahre zuvor war der US-Wettbewerber International Rectifier übernommen worden.
Infineon-Chef – Müssen bei Chipproduktion in Europa mehr machen
Quelle: Reuters
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