Freitag, November 15, 2024
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Infineon baut neues Werk in Dresden und schraubt Ziele höher

UPDATE München, 14. Nov – Infineon rechnet mit einer steigenden Nachfrage nach Halbleitern und investiert deswegen so viel wie nie zuvor in ein einziges Werk. Für fünf Milliarden Euro solle der Standort Dresden ausgebaut werden, teilte der Münchner Chiphersteller am Montag mit. Die 300-Millimeter-Fertigungskapazitäten für Analog- und Mixed-Signal-Chips sowie bei Leistungshalbleitern sollten damit ausgeweitet werden. „Größe zählt“, sagte Infineon-Chef Jochen Hanebeck bei einer Veranstaltung mit den Chefs mehrerer Chipkonzerne im Vorfeld der Messe Electronica in München. „In Dresden haben wir das Know-How, es viel einfacher, einen bestehenden Standort auszubauen.“ 

In der Fabrik könnten bis zu 1000 Arbeitsplätze zusätzlich entstehen. Der Aufsichtsrat habe zugestimmt, die Fabrik könne im Herbst 2026 in Betrieb gehen. Jährlich seien Umsätze in Höhe der Erstinvestition möglich.

Infineon setze auf „eine angemessene Förderung unter dem European Chips Act“, sagte Hanebeck. Derzeit sei die politische Unterstützung gewaltig. „Wir hoffen aber, dass der Chips-Act kein bürokratisches Monster wird.“ Im Rahmen dieses Programms hat die Europäische Kommission bis 2030 insgesamt 15 Milliarden Euro für öffentliche und private Halbleiter-Projekte vorgesehen. Sie reagiert damit auch auf milliardenschwere Programme der US-Regierung. Der Chef des Infineon-Rivalen Wolfspeed, Gregg Lowe, sagte am Montag bei der Diskussionsrunde, dank der Subventionen könne die Branche auf dem gleichen Niveau produzieren wie in Asien. Sie führten nicht zu Überkapazitäten, weil die Nachfrage etwa aus der Autobranche wachse. 

Die EU-Kommission strebt mit dem Programm an, den Anteil Europas am umkämpften Chipmarkt bis 2030 zu verdoppeln und die Abhängigkeit von Herstellern aus Asien und den USA zu verringern. Der Mangel an Halbleitern hatte zuletzt vor allem Autozulieferern und Elektronikkonzernen zu schaffen gemacht. Für zusätzliche Verunsicherung sorgten zuletzt auch die Spannungen zwischen China und Taiwan, wo besonders viele Auftragsfertiger ihren Sitz haben. Hanebeck sagte, bei der Entscheidung für Dresden habe auch die Erkenntnis eine Rolle gespielt, dass man sich nicht mehr auf einen freien Zugang zu den Kapazitäten der Auftragsfertiger in Fernost verlassen könne. „Die Nachschubkrise hat nichts damit zu tun, wo die Fabriken sind“, sagte Kurt Sievers, Chef des Halbleiterherstellers NXP. „Es gibt einfach zu wenig Produktionskapazitäten.“ 

In den vergangenen Monaten hatte Intel milliardenschwere Fabrikprojekte im sachsen-anhaltinischen Magdeburg und an anderen europäischen Standorten auf den Weg gebracht. Für Dresden ist es zudem die zweite Großinvestition in diesem Jahr. Erst im Sommer hatte der Stuttgarter Technologiekonzern Bosch angekündigt, weiteres Geld in seine erst im Vorjahr eröffnete Anlage in der sächsischen Stadt zu stecken. 

Infineon baut derzeit auch seine Anlage am Standort Kulim in Malaysia für mehr als zwei Milliarden Euro aus. In dem Werk sollen Produkte auf Basis von Siliziumkarbid und Galliumnitrid gefertigt werden – die beiden Grundstoffe gelten als Zukunftstechnologie bei der Steuerung des Stromverbrauchs unter anderem in Elektroautos oder Ladestationen. Der Autobauer Stellantis sicherte sich über eine Absichtserklärung Siliziumkarbid-Chips im Wert von mehr als einer Milliarde Euro. 

LANGFRISTIGE UMSATZPROGNOSE ERHÖHT

Infineon begründet seine Investition in Dresden mit den langfristig besseren Wachstumsaussichten für das Unternehmen. Die Erlöse sollen künftig um mehr als zehn Prozent pro Jahr zulegen, das ist ein Prozentpunkt mehr als bislang vorhergesagt. Die Automobil-, Industrie- und Erneuerbare-Energien-Märkte, die Infineon hauptsächlich mit seinen Chips beliefert, zeigten „eine zunehmende Dynamik und dauerhaft starke Wachstumsfaktoren“, begründete das Unternehmen die Investition und die Erhöhung seiner Ziele. Die operative Umsatzrendite (Segmentergebnis-Marge) soll mit 25 (bisher: 19) Prozent deutlich höher liegen als bisher erwartet.

Schon für das laufende Geschäftsjahr (bis Ende September) rechnet Infineon mit einer Marge von 24 Prozent, der Umsatz soll auf 15,5 Milliarden Euro mit einer Spanne von 500 Millionen in beide Richtungen steigen. „Das gerade begonnene Geschäftsjahr 2023 ist gut gestartet“, sagte Hanebeck. Dennoch sei angesichts der wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten Wachsamkeit geboten. 2022 schnellte der Umsatz um 29 Prozent nach oben auf 14,2 Milliarden Euro. Das Segmentergebnis verbesserte sich um 63 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro. Damit übertraf das Unternehmen die Erwartungen der Analysten. Die Aktie stieg nach den Zahlen um 7,9 Prozent auf 31,55 Euro.

Quelle: Reuters

Titelfoto: Bild von Michael Schwarzenberger auf Pixabay

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