Freitag, März 29, 2024
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Soziale Verantwortung und Fachkräftemangel

Warum die Immobilienwirtschaft sich neu ausrichten muss

Klimawandel, Krieg, Inflation, Fachkräftemangel – die Liste der Probleme ist lang und erfordert den Beitrag aller Bereiche. Auch die Immobilienwirtschaft kann ihren Beitrag zu einer besseren Welt leisten und eine proaktive Rolle bei der Neudefinition und Gestaltung der Zukunft der Branche spielen.

Soziale Verantwortung in der Immobilienwirtschaft

Getrieben von der Digitalisierung und gesteigertem Nachhaltigkeitsbewusstsein muss sie neue Wege finden, Wohnraum für alle Menschen zur Verfügung zu stellen. Gerade im Bereich des Wohnens, welcher alle Menschen in der einen oder anderen Weise betrifft, spielen gesellschaftliche Verantwortung und Haltung eine wichtige Rolle. Schon heute sind Vertreter:innen der Branche aufgefordert, sich über Profite hinweg auch sozial zu engagieren und für Fairness und Stabilität am Wohnungsmarkt zu sorgen. Es gilt, Diskriminierungen im Markt abzubauen und ein möglichst breites Angebot zu schaffen, um auf die sich ständig ändernde Nachfrage am Markt zu reagieren. Auch humanitäre Hilfe spielt hier eine entscheidende Rolle.

Ein Beispiel: Im Zuge des Krieges in der Ukraine und der damit einhergehenden Flüchtlingsbewegung seit März diesen Jahres gab es einen stark erhöhten Bedarf an Wohnraum. Verschiedene Akteure der Immobilienwirtschaft, darunter auch unsere Wunderflats-Plattform, schlossen sich zusammen und bildeten Initiativen wie #wohnraumaktion, #everybedhelps und weitere Wohnraum-Aktionen für Geflüchtete. Auf diese Weise konnten innerhalb kürzester Zeit zehntausende kostenfreie Apartments bereitgestellt und so Menschen in Not geholfen werden.

Fachkräfte: gebraucht, aber nicht willkommen?

Doch nicht nur Geflüchtete brauchen häufig temporäre Unterkünfte. Eine weitere Gruppe, nämlich ausländische Fachkräfte, ist ebenfalls dringend auf der Suche nach (mindestens temporärem) Wohnraum. Die Realität ist jedoch: Für Menschen aus dem Ausland, die für eine Erwerbstätigkeit nach Deutschland kommen, ist die Wohnungssuche mit vielen Hürden verbunden. Diskrimierung aufgrund der Herkunft, des Nachnamens oder der Hautfarbe sind hier leider keine Seltenheit.

Im Gegenteil: Die Diskrimierungswahrscheinlichkeit ist bei der Wohnungssuche am höchsten, noch vor öffentlichem Nahverkehr, dem Arbeitsplatz und weiteren Bereichen. Dabei brauchen wir genau diese ausländischen Fachkräfte mehr denn je: Fast eine halbe Millionen Facharbeiterinnen und Facharbeiter benötigt unser Land jährlich, andere Schätzungen gehen von einer Brutto-Zuwanderung von 1,5 Millionen Menschen pro Jahr aus.

Diese Fachkräfte – allen voran IT-Entwickler:innen, Dolmetscher:innen, Ingenieur:innen sowie Erzieher:innen und Pfleger:innen – benötigen Wohnraum je nach Anstellungsverhältnis für einige Monate oder wenige Jahre. Für das Beschäftigungsverhältnis muss in vielen Fällen auch eine offizieller Mietvertrag vorgelegt werden, den sie jedoch nicht über Urlaubs-Vermietungsplattformen, die sich auf touristische Vermietung spezialisieren, bekommen. Zeitwohnen kann für genau diese Menschen, die unsere Wirtschaft so dringend braucht, eine Lösung sein.

Zeitwohnen: ein Teil der Lösung, nicht des Problems

Das Zeitwohnen ist bereits heute eine wertvolle Alternative für Wohnungssuchende, unkompliziert, sicher und nach persönlichem Bedarf temporären Wohnraum zu finden. Aber auch für Vermieter:innen lohnt sich das Zeitwohnen: Leerstand kann so überbrückt werden, wodurch Vermieter:innen keine Einbußen bei der Finanzierung ihrer Objekte entstehen. So steigern sie nachweislich die Effizienz der Immobilien.

Wir sehen einen klaren Trend, dass sich das Zeitwohnen in den kommenden Jahren noch stärker weiterentwickeln wird. Was es dafür vor allem braucht, sind zwei Dinge. Erstens: Rechtssicherheit. Vermieter:innen und ausländische Fachkräfte benötigen einen klaren und einheitlichen deutschen bzw. europäischen Rechtsrahmen für Zeitwohnen, um für Transparenz auf dem Wohnmarkt zu sorgen.

Gleichzeitig bedarf es zweitens einer konkreten Definition von „Zeitwohnen“, beispielsweise in Form eines konkreten Mietvertragstyps. Frankreich macht dies bereits erfolgreich vor. Eine solche Definition sorgt für Verlässlichkeit bei Mietenden und Vermietenden und trägt dazu bei, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Autor:
Jan Hase ist Co-Gründer und CEO des 2015 gegründeten Berliner Housing-as-a-Service Scale-ups Wunderflats. Auf der Wunderflats-Plattform werden möblierte Wohnungen auf Zeit einfach, sicher und flexibel zwischen Vermietenden und Mietenden vermittelt

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Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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