Frankfurt, 12. Okt – Im Tarifstreit der Metallindustrie drängt die Gewerkschaft die Arbeitgeberseite zu einem Angebot in der Ende Oktober beginnenden dritten Verhandlungsrunde. „Die Arbeitgeber müssen jetzt endlich ein substanzielles Angebot auf den Tisch legen“, sagte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann am Mittwoch. „Ich gehe davon aus, dass das kommt spätestens zur dritten Runde.“
Dass sich die Arbeitgeber damit seit einem Monat Zeit ließen, zeige, dass die Gespräche offenbar nicht ohne Warnstreiks vorankämen. Die Bereitschaft der Arbeitnehmer dazu sei groß. Die Gewerkschaft sei falls notwendig auch zu einem unbefristeten Streik in der Lage. Es gebe extremen Druck der Mitglieder, mit einem guten Ergebnis aus der Tarifrunde herauszukommen. Nach dem Ende der Friedenspflicht am 28. Oktober sind Warnstreiks möglich.
Die IG Metall fordert für die 3,8 Millionen Beschäftigten der größten deutschen Industrie acht Prozent Lohnerhöhung. Die Arbeitgeber erklärten bislang, es müsse wegen der sich verschlechternden wirtschaftlichen Lage eine Nullrunde geben. Ins Gespräch brachten sie auch, bestehende Tarifleistungen wie das Weihnachtsgeld vom Unternehmenserfolg abhängig zu machen. Sie verweisen auf die von Forschern für 2023 erwartete Rezession in Deutschland.
Die IG Metall schätzt die Lage auf Basis einer Umfrage unter Betriebsräten von gut 3300 Unternehmen weitaus besser ein. Die Arbeitgeber verstiegen sich in ein „apokalyptisches Szenario“, sagte Hofmann. Dabei verdienten die meisten Unternehmen noch ordentlich, wenngleich bei einem Teil die Gewinne schrumpften und Verluste drohten. Doch es zeichne sich weder eine Welle von Insolvenzen noch von Betriebsverlagerungen weg aus Deutschland wegen der hohen Energiekosten ab. Die Beschäftigung sei stabil, Auslastung und Auftragslage überwiegend gut. „Unsere Tarifforderung ist für die Unternehmen der Branche ganz offensichtlich gut machbar.“
Hofmann räumte ein, dass viele kleinere Unternehmen schlechter dastünden als große. Eine Differenzierung der prozentualen, dauerhaft geltenden Erhöhung nach individueller Lage der Firmen komme aber nicht in Frage. „Wir wollen acht Prozent für die Mitglieder durchsetzen ohne eine Differenzierung, was die Entgelterhöhung angeht.“
Die von der Bundesregierung geplante Energieprämie, nach der Arbeitgeber eine Pauschale von bis zu 3000 Euro steuer- und sozialversicherungsfrei zahlen können, soll Hofmann zufolge Teil des Tarifpakets werden. Die Rahmenbedingungen dafür seien nach dem vorliegenden Referentenentwurf klar.
IG-Metall-Chef rechnet mit Arbeitgeberangebot Ende Oktober
Quelle: Reuters
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