Berlin, 09. Sep – Die Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns zum 1. Oktober droht die ohnehin hohe Inflation in Deutschland weiter anzuheizen. 30,7 Prozent der vom Münchner Ifo-Institut befragten 6900 Firmen beschäftigen Mitarbeiter für weniger als zwölf Euro pro Stunde. 58,3 Prozent planen als Reaktion auf die künftig geltende Lohnuntergrenze von zwölf Euro, ihre Preise hochzusetzen. „Das dürfte die ohnehin schon große Inflation weiter antreiben“, sagte Ifo-Arbeitsmarktexperte Sebastian Link am Freitag. Aktuell liegt die Inflationsrate bei 7,9 Prozent, könnte Ökonomen zufolge aber wegen höherer Energiepreise in den kommenden Monaten zweistellig werden. Der Mindestlohn steigt zum 1. Oktober von bislang 10,45 auf zwölf Euro pro Stunde.
12,7 Prozent der betroffenen Unternehmen planen aufgrund der Erhöhung den Abbau von Stellen. Die große Mehrheit – 82,7 Prozent – will die Zahl der Beschäftigten hingegen gleich halten. 5,1 Prozent möchten sie sogar erhöhen. Die durchschnittliche Arbeitszeit wollen 18,3 Prozent verringern, 17,6 Prozent denken über Kürzungen bei zusätzlichen Lohnbestandteilen wie Sonderzahlungen, Boni und geldwerten Vorteilen nach. Außerdem wollen die betroffenen Firmen ihre Investitionen sowie Fortbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen eher zurückschrauben (21,3 Prozent und 11,1 Prozent) als ausbauen (4,7 Prozent und 5,0 Prozent). „Die große Mehrheit der betroffenen Unternehmen plant demnach nicht, die teurer gewordenen Arbeitskräfte durch Kapital zu ersetzen oder in das Wissen der Beschäftigten zu investieren, um deren Produktivität zu steigern“, sagte Link.
Viele Befragte vermuten, dass sich ihre Einkaufspreise durch den steigenden Mindestlohn erhöhen werden. Von den direkt betroffenen Unternehmen erwartet dies knapp die Hälfte (49,4 Prozent), unter den nicht direkt betroffenen Betrieben beläuft sich dieser Anteil auf 29 Prozent. Ferner rechnen 52,8 Prozent mit schrumpfenden Gewinnen, 32,4 Prozent mit abnehmender Wettbewerbsfähigkeit und 23,3 Prozent mit weniger Nachfrage.
„Wie stark die Unternehmen von der Anhebung des Mindestlohnes betroffen sind, unterscheidet sich stark nach Regionen“, fanden die Ifo-Forscher heraus. In Westdeutschland beschäftigen bisher 29,1 Prozent der befragten Unternehmen zu weniger als zwölf Euro pro Stunde, im Osten jedoch 39,9 Prozent. Unterschiede gibt es auch zwischen den Branchen: In der Gastronomie sind 78,0 Prozent der Firmen betroffen, im Beherbergungssektor 65,1 Prozent. In der Zeitarbeit bezahlen derzeit 63,5 Prozent der Firmen unter dem neuen Mindestlohn. Überdurchschnittlich betroffen sind auch der Einzelhandel mit 57,9 Prozent, die Textilindustrie mit 71,9 Prozent und die Nahrungs- und Genussmittelindustrie mit 61,4 Prozent der Unternehmen.
Ifo-Umfrage – Erhöhung des Mindestlohns lässt Preise steigen
Quelle: Reuters
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