Samstag, April 27, 2024
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IAEA-Experten auf dem Weg zu AKW durch ukrainisches Kriegsgebiet

Mikolajiw/Kiew, 31. Aug – Ungeachtet anhaltender Kämpfe im Süden der Ukraine ist eine Gruppe internationaler Atomexperten zu dem dort gelegenen und wiederholt unter Beschuss geratenen AKW aufgebrochen. Vor der Abfahrt aus Kiew betonte der Chef der Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEA), Rafael Grossi, am Mittwoch: Er begebe sich mit seinem Team in ein Kriegsgebiet. Deshalb seien zuvor Sicherheitsgarantien nicht nur Russlands, sondern auch der Ukraine notwendig gewesen. Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte unabhängig davon, die Ukraine greife russische Truppen an der gesamten Front an. Russland stoppte unterdessen wie erwartet Gaslieferungen nach Deutschland über die Pipeline Nord Stream 1. Als Grund wird eine neue Wartung angeführt.

IAEA-Chef Grossi zeigte sich erleichtert, dass er mit seinem Team nach langen, zähen Verhandlungen endlich nach Saporischschja fahren könne. Kurz bevor sich der Autokonvoi in Kiew in Richtung Saporischschja in Bewegung setzte, sagte Grossi: „Wir haben eine wichtige Aufgabe zu erfüllen – die tatsächliche Situation dort zu erfassen und daran mitzuwirken, die Lage so gut wir können zu stabilisieren.“ Russland und die Ukraine machen sich gegenseitig für den anhaltenden Beschuss von Europas größtem Atomkraftwerk verantwortlich. Wegen der Angriffe gibt es Befürchtungen, dass es nach Tschernobyl zu einer neuen Atomkatastrophe in der Ukraine kommt.

REUTERS-REPORTER BEI IAEA-TEAM: AKW-VISITE WOHL DONNERSTAG

Grossi sagte, die IAEA hoffe, eine dauerhafte Inspektion in Saporischschja etablieren zu können. Das AKW wird seit März von russischen Truppen besetzt gehalten, aber weiterhin von ukrainischen Technikern betrieben. Eine seiner Prioritäten bei der unmittelbar bevorstehenden Visite sei, mit den ukrainischen Experten zu sprechen. „Das ist eines der wichtigsten Dinge, die ich tun will, und ich werde es tun.“ Der aktuelle IAEA-Einsatz im AKW sei auf einige Tage ausgelegt. Vertreter der von Russland eingesetzten Verwaltung in der Region deuteten dagegen an, dass die Kontrolle nur einen Tag dauern werde.

Ein Reuters-Reporter, der mit dem IAEA-Konvoi mitreist, ging am Mittwoch davon aus, dass die Inspektoren in der nahe des Atomkraftwerks gelegenen Stadt Saporischschja übernachten werden, bevor sie am Donnerstag das Werk besuchen. Das Atomkraftwerk liegt in der Stadt Enerhodar, die von Russland kontrolliert wird. Die Stadt Saporischschja ist dagegen weiterhin unter ukrainischer Kontrolle.

Russland hatte am 24. Februar mit dem Einmarsch in die benachbarte Ex-Sowjetrepublik begonnen. Kurz darauf eroberte es große Teile der südlichen Ukraine. In den vergangenen Tagen starteten das inzwischen mit moderneren Waffen aus dem Westen ausgerüstete ukrainische Militär eine seit längerem angekündigte Gegenoffensive. Diese erstrecke sich nicht nur auf den Süden, sondern auch den Osten des Landes, sagte Präsident Selenskyj in seiner abendlichen Ansprache. „Aktives militärisches Vorgehen findet jetzt entlang der gesamten Frontlinie statt: im Süden, in der Region Charkiw, im Donbass.“

RUSSLAND: ANGRIFFE ABGEWEHRT – KAMPFJETS ABGESCHOSSEN 

Britischen Geheimdiensten zufolge hat die Ukraine ihre Offensive im Süden des Landes vorangetrieben. Panzerverbände hätten seit Montag an mehreren Frontverläufen Angriffe gestartet und dabei unter Ausnutzung von Schwachstellen in der Verteidigung die russischen Streitkräfte stellenweise etwas zurückgedrängt. Das Verteidigungsministerium in Moskau erklärte dagegen, russische Truppen hätten die ukrainischen Streitkräfte zurückgeschlagen. Bei Cherson habe die russische Luftabwehr Dutzende Raketen abgeschossen. Berichte aus dem Kampfgebiet können unabhängig nicht überprüft werden. Der russische Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow sagte am Dienstag, Russland setze seine Pläne in der Ukraine systematisch um. „Alle unsere Ziele werden erreicht werden.“ 

Die Regierung in Moskau bezeichnet ihr Vorgehen als Spezialoperation mit dem Ziel, militärische Kapazitäten der Ukraine zu zerstören und als gefährlich eingestufte Nationalisten zu bekämpfen. Die Ukraine und ihre Verbündeten sprechen von einem Angriffskrieg, in dem inzwischen Tausende Menschen getötet wurden. Millionen sind auf der Flucht. Die Regierung in Kiew sieht die Rückeroberung von Gebieten rund um Cherson nördlich der von Russland annektierten Halbinsel Krim als entscheidend an. Die ukrainische Regierung fürchtet, dass Russland sonst weiteres Territorium im Westen erobern und damit der Ukraine den Zugang zum Schwarzen Meer abschneiden könnte. 

IAEA-Experten auf dem Weg zu AKW durch ukrainisches Kriegsgebiet

Quelle: Reuters

Titelfoto: Copyright [Subbotina] /Depositphotos.com

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