Zürich/München, 18. Okt (Reuters) – Der Hurrikan „Ian“ kommt den Schweizer Rückversicherer Swiss Re teuer zu stehen. Der Konzern aus Zürich kippte am Dienstag wegen der Kosten für den Sturm sein Rentabilitätsziel für das laufende Jahr. „Swiss Re wird ihr Ziel für die Eigenkapitalrendite (ROE) der Gruppe von zehn Prozent für 2022 voraussichtlich nicht erreichen, hält aber an ihren Profitabilitätszielen für 2024 fest“, erklärte das Unternehmen. Die Schadenbelastung durch „Ian“ schätzt Swiss Re auf 1,3 Milliarden Dollar und rechnet deswegen im dritten Quartal mit einem Verlust von rund 0,5 Milliarden Dollar.
Konkurrent Münchener RückMUVGn.DE kann einem Sprecher zufolge noch keine Angaben zu den Kosten machen, die wegen „Ian“ auf den Branchenprimus zukommen. Die Nummer drei der Branche, Hannover RückHNRGn.DE, verwies auf jüngste Äußerungen von Vorstandschef Jean-Jacques Henchoz, dass das Unternehmen von dem Hurrikan weniger stark betroffen sein könnte als die Konkurrenz.
„Ian“ hatte Anfang Oktober im US-Bundesstaat Florida mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 240 Kilometern pro Stunde schwere Schäden verursacht, die Stromversorgung tagelang weiträumig unterbrochen und mehr als 80 Todesopfer gefordert. Die versicherten Schäden könnten sich Swiss Re zufolge auf bis zu 65 Milliarden Dollar summieren – womit „Ian“ zu einem der teuersten Hurrikane in der Geschichte würde. Am kostspieligsten für die Branche war bislang Wirbelsturm „Katrina“ im Jahr 2005 mit Versicherungsschäden von mehr als 80 Milliarden Dollar.
Künftig könnte es angesichts der auch wegen des Klimawandels vermehrten und zunehmend schwereren Naturkatastrophen schwieriger werden, sich dagegen versichern zu lassen – gerade auch in Florida. Zahlreiche Rückversicherer ziehen sich aus dem Markt zur Absicherung von Schäden durch Hurrikane, Überschwemmungen oder Erdbeben zurück und das Angebot wird bereits knapp. Swiss Re hingegen will dieses Geschäft sogar ausbauen.
HAUPTGESCHÄFT LEIDET AUCH UNTER HÖHERER INFLATION
In der größten Sparte Schaden- und Unfall-Rückversicherung, in der Swiss Re mehr als die Hälfte der Prämieneinnahmen erzielt, dürfte der angepeilte bereinigte Schaden-Kosten-Satz von weniger als 94 Prozent im laufenden Jahr verfehlt werden, erkläre das Unternehmen. Je kleiner diese Kennzahl ist, desto rentabler ist das Geschäft. Neben „Ian“ würden auch mehr kleine und mittelgroße Schäden sowie die anziehende Inflation, die Reparaturen verteuert, negativ zu Buche schlagen. Die Bereiche Lebens-Rückversicherung und Corporate Solutions, das Geschäft mit Erstversicherungen für Großkunden, sind Swiss Re zufolge auf Kurs zu den Jahreszielen. Mit einer Solvenzquote gemäß Swiss Solvency Test (SST) von 274 Prozent per Anfang Juli verfügt die Gesellschaft nach eigenen Angaben weiterhin über eine sehr starke Kapitalausstattung.
An der Börse schlug die Gewinnwarnung keine großen Wellen. Mit einem Kursplus von 0,7 Prozent entwickelte sich Swis Re etwas besser als die europäischen Versicherungswerte.SXIP insgesamt. Analysten hatten angesichts des großen Schadens durch „Ian“ für die Branche eine Gewinnwarnung erwartet. Die Ausschüttung dürfte indes nicht bedroht sei. „Die starke Solvenz und die positiven Aussichten für 2024 stimmen zuversichtlich für eine konstante, vielleicht leicht steigende Dividende“, erklärte etwa Vontobel-Analyst Simon Foessmeier. Swiss Re gehört mit einer Dividendenrendite von gut acht Prozent zu den dividendenstärksten Unternehmen der Schweizer Börse – für viele Anleger ein Grund, sich die Aktien ins Depot zu legen.
Hurrikan „Ian“ verhagelt Rückversicherer Swiss Re das Jahr
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
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