Freitag, April 19, 2024
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Hintergrund: Reisebranche wirbt mit Nachhaltigkeit – Kunden wollen keine Mehrkosten

Berlin, 14. Mrz – Die Reisebranche und ihre Kundschaft sind sich einig: Der Urlaub der Zukunft soll nachhaltiger werden. Doch wie für Klimaschutz und Abfallvermeidung bezahlt werden soll, ist unklar. „Unser Sektor ist in einzigartiger Weise von den Auswirkungen der Klimakrise betroffen“, sagte Julia Simpson, Präsidentin des Welttourismusverbandes WTTC, in der vergangenen Woche auf der Internationalen Reisemesse ITB in Berlin.

Der Tourismus sei in hohem Maße von der Natur abhängig: von ihren Stränden, ihren Wäldern und ihrer Tierwelt. Und obwohl der CO2-Ausstoß der Branche seit 2010 stetig zurückgegangen sei, habe der Sektor 2019 immer noch mehr als acht Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verursacht. Klimaneutralität bis 2050 ist das Ziel – so gibt es das Klimaschutzabkommen von Paris der Wirtschaft vor. 

Bei den Kunden wächst dabei der Wunsch nach umweltschonenden Reisen. So stuften knapp ein Viertel der Befragten Nachhaltigkeit als ein wichtiges Kriterium bei der Buchung eines Urlaubs ein, wie aus einer ADAC-Umfrage hervorgeht. Aber nur weniger als zehn Prozent der 5000 Befragten seien bereit, dafür einen moderaten Preisaufschlag zu zahlen.

Ähnliche Erfahrungen haben die Fluggesellschaften gemacht: Der als klimabelastend geltende Sektor bietet seinen Kunden schon seit geraumer Zeit die Möglichkeit, den CO2-Ausstoß einer Reise mit einem Aufschlag für Klimaschutzprojekte finanziell zu kompensieren. Weniger als drei Prozent der Kundschaft nutzten diese Option, sagte Thomas Fowler, Direktor für Nachhaltigkeit beim irischen Billigflieger Ryanair.

Die in der Regel zahlungskräftigeren Gäste von Lufthansa zeigen sich in Sachen Klimakompensation noch weniger spendabel. Lediglich 0,1 Prozent der Kunden entscheidet sich nach Firmenangaben bei der Buchung für einen Preisaufschlag. Seit Februar hat die Lufthansa teurere „grüne Tarife“ im Angebot, bei denen der Klimabonus eingeschlossen ist. Die Klimabelastung eines Flugs werde dabei zu 20 Prozent durch nachhaltiges Flugbenzin und zu 80 Prozent durch die Finanzierung von Klimaschutzprojekten ausgeglichen. Ein Testlauf für das neue Angebot in Skandinavien hätte eine leiht verbesserte Akzeptanzrate von zwei Prozent ergeben.

GENERATION Z WILL NACHHALTIGKEIT OHNE EXTRA-ZAHLUNGEN

Tourismusunternehmen setzen an vielen Stellen in Sachen Nachhaltigkeit an: So halten viele Hotels ihre Gäste dazu an, Handtücher mehrfach zu benutzen. Oder es werden klimaschonende Transportmittel empfohlen – Elektroauto als Mietwagen, Leihfahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel. Ein wichtiges Thema ist zudem, Plastik zu vermeiden, indem zum Beispiel auf Wasserspender umgestellt wird. Ein Umweltzertifikat für Hotels erfordere mehr als 50 Maßnahmen und es koste Mühe und Geld, gibt Stefan Baumert, Chef von TUI Deutschland, zu bedenken. 

Bei der Kundschaft erwartet der TUI-Manager kein Umdenken, wenn es ans Portemonnaie geht. „Ich glaube, dass diese Preisbereitschaft auch auf längere Sicht nicht da sein wird“, sagte TUI-Deutschlandchef Baumert auf der ITB. Jedoch sei Klimaschutz gerade jüngeren Kunden wichtig. Aber auch die Jüngeren erwarteten, dass Nachhaltigkeit bereits im Preis eingeschlossen ist: „Wenn wir bei dem Thema nichts machen, werden sie uns irgendwann gar nicht mehr ernst nehmen.“ 

Hintergrund: Reisebranche wirbt mit Nachhaltigkeit – Kunden wollen keine Mehrkosten

Quelle: Reuters

Symbolfoto: Bild von Sanna auf Pixabay

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