Samstag, November 23, 2024
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HCOB-Chef Ermisch tritt überraschend ab – „Bank in perfektem Zustand“

Berlin, 18. Aug (Reuters) – Bei der Hamburg Commercial Bank (HCOB) tritt der langjährige Chef Stefan Ermisch überraschend ab. „Nach zehn Jahren ist es irgendwann genug“, sagte Ermisch am Donnerstag. Der 56-Jährige gibt seinen Posten bei der ehemaligen HSH Nordbank Ende September ab, wie die Bank mitteilte. Der Aufsichtsrat habe dem Wunsch des Managers entsprochen, den bis Ende 2023 laufenden Vertrag nicht zu verlängern. „Ich gehe mit Top-Zahlen und hinterlasse die Bank in einem perfekten Zustand“, betonte Ermisch. Jetzt sei der richtige Zeitpunkt, den Staffelstab weiterzureichen. Neuer Chef wird ab Oktober Finanzvorstand Ian Banwell. Der 58-jährige Amerikaner gehört dem Vorstand seit April 2019 an. Davor war Banwell Manager beim Finanzinvestor Cerberus, einem der Eigentümer der HCOB. 

Ermisch wurde im Dezember 2012 Finanzvorstand der damaligen HSH und Mitte 2016 Chef des Instituts. Ende 2018 wurde die HSH als erste Landesbank privatisiert und ging für eine Milliarde Euro an Finanzinvestoren um Cerberus und JC Flowers. Hamburg und Schleswig-Holstein hatten die HSH Nordbank in der Schiffs- und Finanzkrise mit Milliardenhilfen vor dem Aus gerettet und mussten sie auf Druck der EU verkaufen. Mit einem massiven Jobabbau und einem Spar- und Schrumpfkurs machte Ermisch die Bank wieder flott. Von den 1716 Vollzeitstellen 2018 waren Ende Juni 2022 nur noch 862 übrig. Anfang 2022 wechselte das Geldhaus vom Sicherungssystem der Sparkassen-Finanzgruppe in den Einlagensicherungsfonds des Privatbanken-Lagers.

Branchenexperten gehen davon aus, dass die Investoren Cerberus und JC Flowers nach dem erfolgreichen Umbau der Bank nun vor allem zwei Optionen haben, um künftig Geld aus dem Institut zu ziehen: einen Verkauf oder ein Zusammengehen mit einer anderen Bank. Ermisch hatte wiederholt betont, die HCOB wolle bei einer nach seiner Auffassung nötigen Konsolidierung der Bankenbranche mitmischen. Ob aktiv oder passiv – das ließ er jedoch stets offen. Im März gab es in Finanzkreisen Informationen, die Eigentümer loteten in einem sehr frühen Stadium einen Verkauf aus.

Wegen der unsicheren Lage durch die Folgen des Ukraine-Kriegs und der sich abzeichnenden Rezession dürfte dies aktuell eher schwierig werden. Dass mit Banwell nun ein Manager aus dem Dunstkreis von Großaktionär Cerberus die Bank leitet, wirft Fragen auf. In einer digitalen Pressekonferenz ließ die Bank allerdings keine Fragen zu. 

BANK ZAHLT DIVIDENDE – „ERSTES MAL SEIT GEFÜHLT 100 JAHREN“

„Ich bin sehr stolz, dass wir gemeinsam gezeigt haben, dass auch sehr große und komplexe Umbauprozesse im deutschen Bankensektor möglich sind“, betonte Ermisch. „Wir haben gemeinsam ein Stück Bankengeschichte geschrieben.“ Aufsichtsratschef Juan Rodriguez Inciarte erklärte, Ermischs Verdienste im deutschen Bankensektor seien beispiellos und man werde die Strategie der HCOB nicht ändern. Der künftige Bank-Chef Banwell geht nach eigenen Worten davon aus, dass die HCOB weiter gute Ergebnisse in einem schwierigen Markt erzielen werde. „Unsere Kernprofitabilität wird sich in den nächsten Jahren weiter verbessern.“ Neuer Finanzchef soll der HCOB-Manager Marc Ziegner (46) werden.

Im ersten Halbjahr erzielte die Bank 207 Millionen Euro Gewinn nach Steuern und erhöhte ihre Prognose für 2022. Statt der bisher angepeilten rund 250 Millionen Euro sollen am Jahresende etwa 350 Millionen Euro zu Buche stehen. Für das laufende Geschäftsjahr kündigte Ermisch eine Ausschüttung an. „Wir werden eine Dividende zahlen – das erste Mal seit gefühlt 100 Jahren.“

HCOB-Chef Ermisch tritt überraschend ab – „Bank in perfektem Zustand“

Copyright: (c) Copyright Thomson Reuters 2022

Titelfoto: Symbolfoto

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