München, 06. Sep – Der Hamburger Schuh-Filialist Görtz ist nach der Corona-Krise in die Insolvenz gerutscht. Das Unternehmen mit 1800 Mitarbeitern und rund 160 Filialen in Deutschland meldete am Dienstag für die Muttergesellschaft Ludwig Görtz GmbH ein Schutzschirmverfahren sowie für die Filial- und die Logistik-Tochter jeweils Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung an, wie Görtz mitteilte. das Amtsgericht Hamburg habe den bekannten Insolvenz-Experten Sven-Holger Undritz von der Anwaltskanzlei White & Case zum Sachwalter bestellt. Das Unternehmen begründete die Insolvenz mit deutlichen Umsatzrückgängen durch die Verunsicherung der Kunden im Zuge der gestiegenen Energiekosten und Inflation.
„Um die Kostenstrukturen an die veränderten Marktbedingungen anzupassen“, habe man sich für die Sanierung über eine Insolvenz entschieden. Das 1875 gegründete Traditionsunternehmen Görtz hatte schon in der Corona-Pandemie massiv gelitten und 2021 vom Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) des Bundes eine Kapitalspritze über 28 Millionen Euro bekommen. Im Corona-Jahr 2020 war der Umsatz um mehr als 20 Prozent auf 199 Millionen Euro eingebrochen, der Verlust summierte sich auf 36,3 Millionen Euro. Der Münchner Finanzinvestor Afinum, der bei Görtz 2014 mit 40 Prozent als Retter eingestiegen war, zog sich im Herbst 2020 zurück. Die Mehrheit der Anteile liegt bei der Gründerfamilie.
Die Geschäftsführung um Frank Revermann und Tobias Volgmann hofft, Görtz mit einem Sanierungsplan erhalten zu können. In der Insolvenz kann sich ein Unternehmen leichter etwa von Mietverträgen lösen. Der Geschäftsbetrieb laufe uneingeschränkt weiter, betonte Görtz. Bis November schießt die Bundesagentur für Arbeit die Löhne für die Mitarbeiter über das Insolvenzgeld vor, ab Dezember muss Görtz sie wieder selbst zahlen.
Hamburger Schuhhändler Görtz meldet Insolvenz an
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
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