Sonntag, Dezember 22, 2024
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Habeck will Wasserstoff-Leitungsnetz mit Staatsbeteiligung aufbauen

UPDATE Berlin, 02. Dez – Deutschland will Plänen des Wirtschaftsministeriums zufolge ein Wasserstoff-Leitungsnetz mit Staatsbeteiligung aufbauen. Bis 2027 sollten mindestens 1800 Kilometer Leitungen entstehen, heißt es im Entwurf von Robert Habeck (Grüne) für eine Fortschreibung der Wasserstoff-Strategie, der Reuters am Freitag vorlag. Die Netzgesellschaft mit staatlichem Anteil sei für einen koordinierten Aufbau sowie für die Finanzierbarkeit nötig. Ein Konzept werde der Branche in Kürze vorgestellt. Vom Koalitionspartner FDP kam umgehend Widerspruch: „Es gibt in Deutschland genügend Gasnetzbetreiber, die beim Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur längst in den Startlöchern stehen“, sagte Vize-Fraktionschef Lukas Köhler der Nachrichtenagentur Reuters. Eine Gesellschaft mit Staat-Beteiligung sei unnötig. 

Die ursprüngliche Wasserstoff-Strategie war 2020 vorgestellt worden. Mit insgesamt neun Milliarden Euro soll Deutschland damit zum internationalen Leitmarkt für Wasserstoff-Technologien werden. Alle drei Jahre soll sie überprüft werden, was angesichts der Energiekrise und des Ukraine-Kriegs vorgezogen wird. Die Strategie muss zwischen den Regierungsressorts und damit auch den Parteifarben abgestimmt werden.

TÜR FÜR CO2-SPEICHERUNG GEÖFFNET

Anders als im Ursprungsentwurf der Strategie soll nun auch eine Förderung von „blauem“ Wasserstoff möglich gemacht werden. Dieser wird meist mit Erdgas erzeugt, das freiwerdende Kohlendioxid (CO2) abgeschieden und unterirdisch gespeichert (Carbon Capture and Storage – CCS). Die CCS-Technik ist umstritten und kann in Deutschland derzeit nicht zum Einsatz kommen. Das Treibhausgas CO2 könnte aber im Ausland wie in den Niederlanden oder Norwegen gespeichert werden. Zudem könne man blauen Wasserstoff auch direkt importieren, heißt es im Entwurf. Das Papier nimmt auch die vom Bund bereits beschlossene Verdopplung der Elektrolyse-Kapazität in Deutschland auf zehn Gigawatt bis 2030 auf. Mittelfristig will Deutschland nur „grünen“ Wasserstoff einsetzen, der mit Hilfe von Wind- oder Sonnenenergie ohne CO2-Anfall produziert wurde.

NETZGESELLSCHAFT SOLL AUF ERDGAS-LEITUNGEN SETZEN

Die neue Netzgesellschaft soll laut Entwurf existierende Wasserstoff-Leitungen sowie ehemalige Erdgasleitungen erwerben, um eine Infrastruktur aufzubauen. „Dies umfasst im Kern vor allem ein nationales Wasserstoffnetz, das in der Lage ist, die künftigen Verbrauchszentren in Deutschland mit den Erzeugungs- beziehungsweise Importstandorten zu verbinden.“

Laut FDP-Vize-Fraktionschef Köhler ist das aber keine Staatsaufgabe: „Es ist Aufgabe der Politik, die Rahmenbedingungen vorzugeben, in denen der Netzaufbau und -ausbau stattfindet. Der eigentliche Bau sowie der Betrieb der Netze sind jedoch in privaten Händen deutlich besser aufgehoben.“

Das Wirtschaftsressort erwägt darüber hinaus auch den Aufbau einer staatlichen Reserve: „Wir prüfen daneben die Einrichtung einer nationalen Reserve für Wasserstoff und Wasserstoff-Derivate, um resilienter gegenüber Erzeugungs- oder Importausfällen zu sein.“ Damit wird indirekt auf aktuelle Gas-Engpässe verwiesen, die auch dadurch verursacht wurden, dass Speicher in russischer Hand waren. Habeck hatte zuletzt deutlich gemacht, dass eine staatliche Beteiligung an kritischer Infrastruktur sinnvoll sei. So plädierte er für einen Einstieg beim niederländischen Stromnetz-Betreiber Tennet.

Wasserstoff soll zunächst vor allem in Industrieprozessen zum Einsatz kommen, die nicht auf grünen Strom umgestellt werden können. Dies gilt etwa für die Stahl- oder Chemiebranche. Um die Branche bei der Umstellung zu unterstützen, hat die Regierung sogenannte Klimaschutzverträge auf den Weg gebracht. 

Klar ist, dass Deutschland für seine Industrie auch Wasserstoff importieren muss. Dafür werde die Bundesregierung 2023 eine Importstrategie veröffentlichen, heißt es im Entwurf. Dabei seien neue Abhängigkeiten zu vermeiden, heißt es mit Blick auf die Erfahrungen mit Russland.

Habeck will Wasserstoff-Leitungsnetz mit Staatsbeteiligung aufbauen

Quelle: Reuters

Symbolfoto: Bild von rony michaud auf Pixabay

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