Mittwoch, Dezember 18, 2024
StartKommentarGlobale Wasserkrise könnte Vermögenswerte in Höhe von 63 Billionen US-Dollar gefährden

Globale Wasserkrise könnte Vermögenswerte in Höhe von 63 Billionen US-Dollar gefährden

Den World Earth Day am 22. April kommentiert Stephen Dover, CFA, Chief Investment Strategist, Head of Franklin Templeton Institute:

Die Bewältigung der globalen Wasserkrise und die Sicherstellung einer Wassersicherheit ist zentral für die Zukunft. Steven Dover analysiert anhand von acht Faktoren, welche Rolle die Finanzmärkte und Vermögensverwalter spielen müssen, um zur Milderung und Lösung dieser wachsenden Krise beizutragen.

  1. Die Bewältigung der Wasserkrise ist ein Impulsgeber für die Bewältigung unserer größten globalen Herausforderungen. Klimawandel; Ernährungsunsicherheit; Diversität, Chancengleichheit und Inklusion; geopolitische Unsicherheit; globale Gesundheit; die Energiewende – all das sind zentrale wirtschaftliche Herausforderungen, und bei allen spielt Wasser eine Rolle. Bemerkenswert ist, dass auch für die Erreichung aller 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (SDGs) Wasser erforderlich ist. Für jedes Ziel wurden konkrete Zielvorgaben und Messgrößen festgelegt. Beispielsweise verbringen Frauen und Mädchen we ltweit am Tag mehr als 200 Millionen Stunden mit der Beschaffung von Wasser. Das ist eine schwindelerregende Zahl! Aktuell haben zwei Milliarden Menschen weltweit keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Würde man diesen Mangel bekämpfen, könnte das globale Bruttoinlandsprodukt um geschätzte 260 Mrd. USD steigen.
  2. Ermittlung des Werts von Wasser. Bei den monetären Kosten von Wasser wird der tatsächliche Wert von Wasser nicht immer berücksichtigt. Bei der Bewertung von Wasser muss berücksichtigt werden, dass der Zugang zu sauberem Trinkwasser ein Menschenrecht ist und dass Wasser für die ordnungsgemäße Funktionsweise der globalen Ökosysteme von unübertroffener Bedeutung ist. Eine vollständige Bewertung von Wasser ist erforderlich, um den korrekten Preis zu ermitteln und um die Auswirkungen der Ressource auf ein Unternehmen, eine Branche oder einen Sektor zu verstehen und zu analysieren. Als Vermögensverwalter können wir durch das Verständnis des Gefälles zwischen Preis und Wert Anlagemöglichkeiten für Kunden ermitteln und vor potenziellen Risiken warnen. Das Fehlen einer vollständigen Bewertung macht das jedoch schwierig.
  3. Datenstandards und Offenlegungspflichten sind von entscheidender Bedeutung. Als Anleger müssen wir Unternehmen auffordern, ihre Wasserbilanz ordnungsgemäß offenzulegen, und müssen einheitliche Standards bei den Daten und Offenlegungsverfahren sicherstellen. Bei der Offenlegung sollten auch negative externe Faktoren einbezogen werden – sie sind für korrekte Bewertungs-, Risiko- und Preismodelle von entscheidender Bedeutung. Franklin Templeton setzt sich durch das Engagement in der von Ceres geleiteten Initiative „Valuing Water Finance Task Force“ aktiv dafür ein, Unternehmen zu Maßnahmen im Hinblick auf wasserbezogene Risiken und Offenlegungen zu drängen. 
  4. Sektorübergreifende Zusammenarbeit und Innovationen sind gefragt. Mit dem aktuellen System der Zuteilung von Wasserressourcen – Behebung der Wasserkrise durch einen fragmentierten Ansatz und ein schwerfälliges Modell aus dem 20. Jahrhundert – lassen sich wasserbezogene Fragen und Probleme nur schwer lösen. Neuartige Finanzierungs- und Investitionsmöglichkeiten für ein besseres Wassermanagement erfordern die Zusammenarbeit aller großen Stakeholder, darunter Vermögensverwalter, institutionelle Anleger, Banken, Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, Unternehmen mit hohem Wasserverbrauch und Nichtregierungsorganisationen.
  5. Investitionen von mehreren Billiarden US-Dollar sind erforderlich. Diese Investitionen können von den privaten und öffentlichen Märkten, von öffentlich-privaten Partnerschaften (PPPs), von Regierungen und von globalen Kreditgebern (beispielsweise Weltbank, Internationaler Währungsfonds usw.) getätigt werden. Investitionen sind in allen Anlageklassen erforderlich, sei es in den Bereichen traditionelle Infrastruktur, soziale Infrastruktur, Technologie oder Immobilien oder auch in grünen (ökologischen) und blauen (Wasser-)Anleihen. Allein die Investitionen, die darauf abzielen, die Wassersicherheit im Nexus Nahrung-Wasser-Energie anzugehen, werden auf über 670 Mrd. USD pro Jahr geschätzt. Dies ist ein riesiges Chancenuniversum für Anleger und Vermögensverwalter, aber …
  6. … Vertrauen ist ein wichtiges Thema. Viele Institutionen, Regierungen, gemeinnützige Organisationen und Privatpersonen haben Zweifel, ob bei einer Preisgestaltung am Markt und privaten Anlagen die Bedürfnisse aller Stakeholder in Einklang gebracht werden können. Sie machen sich außerdem Sorgen über die immer wieder auftretenden Greenwashing-Probleme. Anleger, die an Wasserthemen interessiert sind, müssen die Gewissheit haben, dass mit ihren Anlagen auch wirklich die genannten Ziele verfolgt und erreicht werden.
  7. Viele Lösungen sind ganz einfach. Viele positive Veränderungen könnten durch bereits bekannte Lösungen mit wenig Technologieaufwand herbeigeführt werden, sie erfordern jedoch Investitionen und finanzielle Mittel. Beispielsweise sind für den Zugang zu sauberem Trinkwasser und zu angemessenen sanitären Einrichtungen häufig grundlegende Infrastrukturinvestitionen nötig, es müssen zum Beispiel Brunnen gebohrt und Wasseraufbereitungsanlagen gebaut werden.
  8. Wird diese Krise nicht angegangen, wird es zu immer größeren systemischen Risiken und immer höheren Vermögensverlusten kommen. In einem Bericht aus dem Jahr 2006 wurde geschätzt, dass bis 2050 Vermögenswerte in Höhe von 63 Bio. USD gefährdet sind. Diese Zahl dürfte inzwischen deutlich höher sein, insbesondere angesichts der aktuellen Teuerungsraten. (Daran zeigen sich auch deutlich unsere Datenprobleme – wir treffen Entscheidungen auf der Grundlage alter Daten.) Die Bemühungen um die Lösung der Wasserprobleme bringen ganz eindeutig Chancen und auch Risiken mit sich.  

Globale Wasserkrise könnte Vermögenswerte in Höhe von 63 Billionen US-Dollar gefährden

Foto von Stephen Dover (Quelle: Franklin Templeton)

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