Freitag, März 29, 2024
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G20 wegen Krieg in der Ukraine zunehmend gelähmt

Neu-Delhi, 02. Mrz – Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine wird immer mehr zur Belastungsprobe für die internationale Zusammenarbeit in der G20. Beim Treffen der Außenministerinnen und Außenminister der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer in Neu-Delhi herrschten nach Angaben des indischen Vorsitzes abweichende Meinungen zum Ukraine-Krieg vor. Es sei nicht gelungen, die Positionen zu versöhnen, sagte der indische Außenminister Subrahmanyam Jaishankar. Demnach weigerte sich China ähnlich wie beim Treffen der G20-Finanzminister vor einer Woche, Russlands Vorgehen in der Ukraine zu verurteilen. 

Einig war sich die G20, zu der auch Russland gehört, bei der Bedeutung einer sicheren Nahrungs- und Düngemittelkette sowie einer widerstandsfähigen Energieversorgung, wie Jaishankar weiter erklärte. Russland und Vertreter westlicher Staaten warfen sich gegenseitig vor, das G20-Format für ihre Zwecke zu kapern. US-Außenminister Antony Blinken sagte, Russland beschädige die G20 mit seinem „ungerechtfertigten Krieg“. Es sei dennoch wichtig, dass die Gruppe globale Herausforderungen annehme. „Das ist das, was die Welt braucht und was sie erwartet“, sagte Blinken. 

Am Rande des Treffens kam es nach US-Angaben zu einem kurzen Meinungsaustausch zwischen Blinken und dem russischen Außenminister Sergej Lawrow. Das Gespräch habe weniger als zehn Minuten gedauert. Blinken habe dabei die Entschlossenheit der USA betont, die Ukraine so lange wie nötig dabei zu unterstützen, sich zu verteidigen. Russische Staatsmedien meldeten unter Berufung auf das Außenministerium in Moskau ebenfalls, dass es zu dem Gespräch gekommen sei. Lawrow habe dies im Vorbeigehen geführt. Es habe sich weder um Verhandlungen, noch um ein Treffen gehandelt. 

Lawrow sagte im Kreis der Außenminister: „Einige westliche Delegationen haben die Arbeit an der G20-Agenda zu einer Farce gemacht, da sie die Verantwortung für ihr wirtschaftliches Versagen auf die Russische Föderation abwälzen wollen.“ Damit spielte Lawrow vor allem auf die westlichen Sanktionen gegen sein Land wegen des Krieges an, die auch dazu führten, die globale Nahrungsmittelkrise zu verschärfen. „Der Westen baut Hürden auf für die Exporte von landwirtschaftlichen Produkten der Russischen Föderation.“ Der Westen untergrabe damit auch das Abkommen zur Ausfuhr von Getreide über das Schwarze Meer. 

„NEUTRALITÄT BELOHNT DEN AGGRESSOR“ 

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock warf Russland vor, die anderen 19 Staaten davon abzuhalten, sich auf das zu konzentrieren, wofür die G20 gegründet worden sei: Klimaschutz, Nahrungsmittelsicherheit, Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Stattdessen müsse sich die Staatengruppe mit dem „brutalen Bruch des Multilateralismus, dem brutalen Bruch der UN-Charta, mit dem brutalen russischen Krieg“ befassen, „einem Krieg gegen unsere Familie, gegen unsere Zukunft“, sagte Baerbock nach Angaben aus deutschen Delegationskreisen. Sie forderte Lawrow auf: „Beenden Sie diesen Krieg, beenden Sie die Verletzung der internationalen Ordnung.“

Vor Beginn der Beratungen kam Baerbock mit dem neuen chinesischen Außenminister Qin Gang zu einem bilateralen Gespräch zusammen, wie das Auswärtige Amt über Twitter mitteilte. „Angesichts des brutalen russischen Angriffs auf die Ukraine und die UN-Charta belohnt Neutralität den Aggressor“, erklärte das Ministerium. Auch Indien hat Russland wegen des Kriegs gegen die Ukraine bislang nicht verurteilt. Vielmehr nimmt das neben China bevölkerungsreichste Land der Erde vermehrt russisches Rohöl ab, das auf dem Weltmarkt zurzeit vergleichsweise billig zu haben ist.

G20 wegen Krieg in der Ukraine zunehmend gelähmt

Quelle: Reuters

Symbolfoto: Bild von confused_me auf Pixabay

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