Freitag, November 22, 2024
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Furcht vor Gas-Stopp würgt Erholung an Europas Börsen ab

Frankfurt, 11. Jul (Reuters) – Die Unsicherheiten rund um die künftigen Gaslieferungen aus Russland würgen an Europas Börsen die vorangegangenen Erholungsversuche ab. Mit dem Abschalten der wichtigen Gas-Pipeline „Nord Stream 1“ wegen Wartungsarbeiten gingen am Montag auch die Kurse nach unten. „Die Angst vor einem totalen Lieferstopp danach ist schon an Tag Eins der eigentlichen Routinemaßnahme an der Frankfurter Börse deutlich zu spüren“, sagte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege von RoboMarkets.

Der Dax rutschte in Folge erneut unter die Marke von 13.000 Zählern und ging 1,4 Prozent schwächer bei 12.832 Punkten aus dem Handel. Der EuroStoxx50 gab ein Prozent auf 3471 Stellen nach. Auch die Anleger in den USA zeigten sich risikoscheu. Aus Furcht vor enttäuschenden Gewinnen bei den anstehenden Quartalszahlen auch in Folge der hohen Inflation gaben die US-Indizes zwischen 0,5 Prozent und zwei Prozent nach.

EURO FLIRTET ERNEUT MIT DOLLAR-PARITÄT

Die Rezessionsängste infolge der Energiekrise schickten den Euro erneut auf Talfahrt. Die Gemeinschaftswährung fiel um 1,3 Prozent auf bis zu 1,0056 Dollar, den niedrigsten Stand seit Dezember 2002. Damit ging sie erneut auf Tuchfühlung zur Dollar-Paritiät. „In Europa ist die Lage besorgniserregend, da die anhaltende Energiekrise zu eskalieren droht und die Wahrscheinlichkeit einer Rezession auf dem Kontinent erhöht“, sagte ActivTrades-Analyst Ricardo Evangelista. Dies schränke den Spielraum der Europäischen Zentralbank für höhere Zinssätze ein, so dass die Aussichten für den Euro nach unten tendierten und die Parität zum Dollar eher eine Frage des Wann als des Ob sei.

PIPELINE- UND CORONA-SORGEN

Ob die russischen Lieferungen nach Abschluss der Wartungsarbeiten wieder aufgenommen würden, sei offen, sagte der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, bei Reuters TV. Blieben Lieferungen aus, drohten spätestens im neuen Jahr Rationierungen, prognostizierte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. „Es käme damit erneut zu Lockdowns der Wirtschaft.“ Am Erdgas-Markt zog der europäische Future zunächst knapp drei Prozent auf 174,50 Euro je Megawattstunde an, bevor er drei Prozent abgab.

Unterdessen machten sich in China wegen erneut steigender Corona-Infektionszahlen Sorgen vor Einschränkungen breit. „Als sei die drohende Energiekrise nicht schon schlimm genug, hat sich das Coronavirus in China wieder zurückgemeldet“, sagte Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG. „Dies schürt nun erneut die Angst vor Lockdowns und einer Beeinträchtigung der Wirtschaft.“ Die chinesischen Behörden haben über mehrere Städte neue Beschränkungen verhängt und für Shanghai Massentests angeordnet. Im Frühjahr hatte ein Lockdown der Wirtschaftsmetropole die Konjunktur global belastet.

Die Furcht vor einer schwächelnden Nachfrage in der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft setzte die Rohstoffpreise unter Druck. So verbilligte sich die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee um bis zu 3,2 Prozent auf 103,64 Dollar je Barrel (159 Liter). Der Preis für Kupfer gab ebenfalls knapp drei Prozent auf 7588 Dollar je Tonne nach. Dies brockte dem Index der Bergbau-Branche Kursverluste von zwei Prozent ein. 

UNIPER FÄLLT AUF REKORDTIEF

Bei den Einzelwerten brachen die Titel des angeschlagenen Versorgers Uniper in der Spitze um 19,6 Prozent auf ein Rekordtief von 8,78 Euro ein, bevor sie mit einem Minus von 14,4 Prozent aus dem Handel gingen. Die Bundesregierung hat dem durch die Gaskrise in Schieflage geratenen Energiekonzern Hilfe zugesagt und prüft neben einer Beteiligung noch weitere Optionen. Die Gespräche seien aber nicht leicht, sagte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums. Der Bund und Finnland, Großaktionär der Uniper-Mutter Fortum, streiten um die Verteilung der Lasten für die Rettung des Versorgers. Die Gewerkschaft Verdi warnte vor einer Zerschlagung des Energiekonzerns.

Auf Achterbahnfahrt war der Kurs von Nordex. Wegen einer erneuten Kapitalerhöhung gaben die Titel des Windanlagenbauers zunächst um bis zu 7,7 Prozent nach, bevor sie wieder ins Plus drehten. Hintergrund sei vor allem die Nachfrage von Leerverkäufern, die auf fallende Kurs gesetzt hatten und sich nun eindeckten, sagte ein Händler. Auch der erhöhte Kapitalpuffer werde positiv gesehen.

Furcht vor Gas-Stopp würgt Erholung an Europas Börsen ab

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Titelfoto: Symbolfoto

Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.

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