Dienstag, April 23, 2024
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Furcht vor Gas-Blackout würgt Erholung an Europas Börsen ab

Frankfurt, 11. Jul (Reuters) – Die Unsicherheiten rund um die künftigen Gaslieferungen aus Russland würgen an Europas Börsen die vorangegangenen Erholungsversuche ab. Mit dem Abschalten der wichtigen Gas-Pipeline „Nord Stream 1“ wegen Wartungsarbeiten gingen am Montag auch die Kurse nach unten. „Die Angst vor einem totalen Lieferstopp danach ist schon an Tag Eins der eigentlichen Routinemaßnahme an der Frankfurter Börse deutlich zu spüren“, sagte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege von RoboMarkets.

Der Dax rutschte in Folge erneut unter die Marke von 13.000 Zählern und notierte 0,7 Prozent schwächer bei 12.923 Punkten. Der EuroStoxx50 gab ein halbes Prozent auf 3489 Zähler nach. An der Wall Street deuteten die US-Futures ebenfalls auf einen schwachen Handelsstart hin. US-Anleger fürchten, dass bei den anstehenden Quartalsergebnissen die Gewinne hinter den Schätzungen zurückbleiben könnten.

PIPELINE- UND CORONA-SORGEN

Ob die russischen Lieferungen nach Abschluss der Wartungsarbeiten wieder aufgenommen würden, sei offen, sagte der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, bei Reuters TV. Blieben Lieferungen aus, drohten spätestens im neuen Jahr Rationierungen, prognostizierte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. „Es käme damit erneut zu Lockdowns der Wirtschaft.“ Am Erdgas-Markt hielten sich die Kursbewegungen zunächst aber in Grenzen. Der europäische Future stieg um bis zu knapp drei Prozent auf 174,50 Euro je Megawattstunde, gab die Gewinne im Verlauf aber wieder ab.

„Als sei die drohende Energiekrise nicht schon schlimm genug, hat sich das Coronavirus in China wieder zurückgemeldet“, sagte Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG. „Dies schürt nun erneut die Angst vor Lockdowns und einer Beeinträchtigung der Wirtschaft.“ Die chinesischen Behörden haben über mehrere Städte neue Beschränkungen verhängt und für Shanghai Massentests angeordnet. Im Frühjahr hatte ein Lockdown der Wirtschaftsmetropole die Konjunktur global in Mitleidenschaft gezogen. 

Die Furcht vor einem Rückschlag für die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft spiegelte sich in den Rohstoffpreisen wider. So verbilligte sich die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee um 2,2 Prozent auf 104,64 Dollar je Barrel (159 Liter) und Kupfer um 1,8 Prozent auf 7666 Dollar je Tonne. Dies brockte dem Index der Bergbau-Branche Kursverluste von rund zwei Prozent ein. 

EURO GIBT WEITER NACH

Da eine Entspannung der wirtschaftlichen Lage nicht in Sicht sei und die US-Notenbank Fed die Leitzinsen weiter drastisch anheben werde, sei der Rutsch des Euro unter die Parität zum Dollar nur eine Frage der Zeit, prognostizierte Volkswirt Jonas Goltermann vom Research-Haus Capital Economics. Die Gemeinschaftswährung wertete rund ein Prozent auf bis zu 1,0083 Dollar ab. 

Erneut nach unten ging es auch für Uniper-Aktien, die in der Spitze rund 13 Prozent einbüßten. Der Bund und Finnland, Großaktionär der Uniper-Mutter Fortum, streiten um die Verteilung der Lasten für die Rettung des durch die Gaskrise in Schieflage geratenen Versorgers. Berechnungen der Analysten der Bank Credit Suisse zufolge verliert Uniper täglich 50 Millionen Euro, weil das Unternehmen wegen ausbleibender russischer Lieferungen kurzfristig teureres Gas auf dem Weltmarkt einkaufen muss. Fortum-Titel gaben in Helsinki mehr als vier Prozent nach. 

Auf Achterbahnfahrt gingen die Kurse von Nordex. Wegen einer erneuten Kapitalerhöhung gaben die Titel des Windanlagenbauers zunächst um bis zu 7,7 Prozent nach, bevor sie wieder ins Plus drehten. Hintergrund sei vor allem die Nachfrage von Leerverkäufern, die auf fallende Kurs gesetzt hatten und sich nun eindeckten, sagte ein Händler. Der ein oder andere sehe aber auch den größeren Kapitalpuffer bei Nordex positiv.

Furcht vor Gas-Blackout würgt Erholung an Europas Börsen ab

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Titelfoto: Symbolfoto

Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.

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