Mittwoch, April 24, 2024
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Frostiger Empfang an der Börse für „Eisbrecher“ Ionos

Frankfurt, 08. Feb – Das erste Marktdebüt des Jahres in Deutschland ist kein gutes Omen für weitere Börsengänge. Die Aktien des Webhosters und Cloud-Anbieters Ionos, dessen Name im Griechischen Prophezeiung bedeutet, starteten am Mittwoch unter ihrem Ausgabepreis in den Handel. Firmenchef Achim Weiß, der mit dem traditionellen Läuten der Börsenglocke den Handel eröffnete, gab sich dennoch zuversichtlich: „Ich bin mir sicher, dass der Preis langfristig das richtige Niveau erreicht“, sagte er auf dem Börsenparkett.

Ionos-Papiere erschienen mit 18,40 Euro erstmals auf den Kurszetteln und damit 2,4 Prozent unter dem Ausgabepreis. Das Unternehmen hatte die insgesamt gut 24 Millionen Anteilsscheine zu je 18,50 Euro, am unteren Ende der bis 22,50 Euro reichenden Spanne, zugeteilt. Im weiteren Handelsverlauf ging der Kurs auf bis zu 17,72 Euro zurück. Dies entspricht einem Minus von gut vier Prozent. 

Börsianer hatten gehofft, dass Ionos den Eisbrecher spielen könnte, der die lange Flaute am Markt für Neuemissionen beendet, die im vergangenen Jahr nur der Sportwagenbauer Porsche unterbrochen hatte. Wenige Minuten vor der Ionos-Erstnotiz hatte sich Thomas Book, Vorstandsmitglied der Deutschen Börse, in diese Richtung geäußert. „Dies wird nicht der letzte Börsengang des Jahres sein, auch wenn das Umfeld herausfordernd bleibt.“ 

ALTEIGENTÜMER MACHEN ZUGESTÄNDNISSE

Auf Basis des Ausgabepreises von 18,50 Euro erhalten die bisherigen Eigentümer United Internet und Warburg Pincus einen Emissionserlös von 447 Millionen Euro. Einschließlich Schulden wird das Unternehmen mit 3,9 Milliarden Euro bewertet. Ursprünglich war ein Wert von etwa fünf Milliarden Euro im Gespräch gewesen. 

Die beiden Eigner beschränkten sich beim Börsengang auf die Abgabe von zusammen 17,3 Prozent der Anteile und setzen darauf, dass sie weitere Ionos-Aktien nach einer positiven Kursentwicklung an der Börse lukrativer losschlagen können. Der Anteil von United Internet schrumpft mit dem Debüt von Ionos auf 62,1 von 75,1 Prozent. United-Internet-Papiere stiegen trotz des schwachen Einstands der Tochter um gut ein Prozent. 

IONOS ÜBERNIMMT TABELLENFÜHRUNG BEI BÖRSENGÄNGEN

Ionos ist bislang der weltweit größte Börsengang 2023, wie die Experten der Beratungsfirma EY ausrechneten. Das Jahr habe allerdings schwach begonnen. Seit Anfang Januar hätten 77 Unternehmen gerade einmal 2,55 Milliarden Dollar eingesammelt. „Zum Vergleich: Im Januar 2022 – also vor dem Beginn des Krieges in der Ukraine – hatten 98 Börsengänge insgesamt 31,91 Milliarden Dollar erlöst.“ 

In Deutschland stehen unter anderem der Flottendienstleister DKV Mobility und das Stellenanzeigen-Portal Stepstone, eine Tochter des Medienkonzerns Axel Springer, in den Startlöchern. Daneben liebäugeln die Oldenburgische Landesbank (OLB), der Wasserstoffanlagen-Bauer Nucera und Schott Pharma mit einem solchen Schritt. Letzterer bietet Glasverpackungen für Medikamente an. 

Ionos sieht sich als Marktführer in Europa beim Webhosting für kleinere und mittlere Firmen. Der Löwenanteil der Einnahmen stammt aus Abonnements. Der Umsatz – 2021 bei 1,1 Milliarden Euro – sollte im vergangenen Jahr um 15 bis 18 Prozent steigen. Die bereinigte operative Umsatzrendite wird im Börsenprospekt mit 25 bis 28 Prozent veranschlagt. Mittelfristig traut sich Ionos mehr als 30 Prozent zu. Letzteres sollte aufhorchen lassen, sagte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. „Auch wenn die Aktie für viele nicht sofort ins Depot gehört, sollte man sie gerade in den ersten Handelstagen im Auge behalten.“

Frostiger Empfang an der Börse für „Eisbrecher“ Ionos

Quelle: Reuters

Symbolfoto: Bild von Mohamed Hassan auf Pixabay

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