Berlin, 05. Apr (Reuters) – Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in Deutschland rechnen 2024 nicht mehr mit einer lockeren Finanzpolitik. Das staatliche Defizit werde dann nur noch bei 0,9 Prozent im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung liegen, teilten die Forscher am Mittwoch in Berlin mit. In diesem Jahr wird mit einem leichten Rückgang auf 2,2 Prozent gerechnet. In der Corona-Pandemie waren die Schulden deutlich nach oben geschossen. Bundesfinanzminister und FDP-Chef Christian Lindner will nun auf einen vorsichtigeren Kurs umschwenken, was aber in der Ampel-Koalition mit SPD und Grünen umstritten ist, weil dadurch einige Projekte der Regierung womöglich nicht finanziert werden können.
Ein ähnliches Bild ergibt sich den Ökonomen zufolge in Europa. Hier dürfte der finanzpolitische Kurs 2024 „leicht restriktiv“ sein. Die Hilfen im Zuge der hohen Energiepreise liefen nach und nach aus. Für den Euro-Raum rechnen die Institute dieses Jahr mit einem Defizit von 3,7 Prozent in Relation zum Bruttoinlandsprodukt, nächstes Jahr dann mit 2,8 Prozent. „Hohe Defizite werden weiterhin für Frankreich, Italien und Spanien erwartet.“ Sie dürften jeweils oberhalb von drei Prozent bleiben.
Die Gemeinschaftsdiagnose der wichtigsten Forschungsinstitute dient der Bundesregierung als Basis für ihre Projektionen, die wiederum die Grundlage für die Steuerschätzung bilden. Erarbeitet wurde die Frühjahrsprognose vom RWI in Essen, vom Ifo-Institut in München, vom IfW in Kiel und vom IWH in Halle. Das Berliner DIW pausiert wegen des Umbaus der hauseigenen Konjunkturforschung, will aber im Herbst wieder dabei sein.
Forscher rechnen 2024 mit strafferer Finanzpolitik in Deutschland
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Foto: Bild von Adrian auf Pixabay
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