Berlin, 21. Jun (Reuters) – Steigende Zinsen und die hohe Inflation lassen die Zinsbelastung des Bundes nach Berechnungen aus dem Finanzministerium ab 2023 in die Höhe schießen. In einer Reuters am Dienstag vorliegenden internen Einschätzung geht das Ressort von Finanzminister Christian Lindner (FDP) für 2023 von Zinsausgaben in Höhe von gut 29,6 Milliarden Euro aus. Diese Summe sei angemeldet worden für den Etat 2023, der von der Regierung derzeit aufgestellt wird. Das wäre fast eine Verdoppelung der für 2022 veranschlagten Summe von rund 16,3 Milliarden Euro. Begründet wird dies von den für das Schuldenwesen und die Bundesschuld zuständigen Referaten des Ministeriums mit dem Zinsanstieg und der Inflation. Die Preissteigerung führt zu höheren Zinszahlungen für inflationsindexierte Bundeswertpapiere.
Die Kosten für die Schulden des Bundes waren in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Während sie 2013 bei 31,3 Milliarden Euro lagen, musste der Bund 2021 nur noch gut 3,9 Milliarden Euro dafür aufwenden. Dies lag auch daran, dass der Bund in Zeiten negativer Zinsen Geld mit dem Schuldenmachen verdiente: Investoren gaben dem Bund jahrelang bei der Schuldenaufnahme mehr Geld, als sie am Ende zurückbekamen. Dieser Aufschlag oder Agio-Gewinn betrug 2021 knapp 10,9 Milliarden Euro und im Jahr davor sogar 11,7 Milliarden Euro. Die hohen Einnahmen kamen auch dadurch zustande, dass der Bund in den Jahren 2020 und 2021 wegen der Corona-Pandemie in Rekordhöhe neue Schulden aufnahm.
Durch die Verrechnung dieser Einahmen mit den Zinsausgaben für früher ausgegebene Anleihen sank die Zinsbelastung in den vergangenen Jahren deutlich. Doch dieser Effekt dreht sich nach Einschätzung aus dem Finanzministerium mit steigenden Zinsen nun um. In dem Ministeriumspapier wird für 2023 nun ein Disagio veranschlagt, also ein Abschlag für Investoren, in Höhe von gut 8,5 Milliarden Euro, der die Zinslast erhöht.
Auch für die Jahre nach 2023 gehen die Ministeriumsbeamten von einer hohen Zinslast aus. Für 2024 wird sie bei knapp 25,2 Milliarden Euro veranschlagt, und für die Jahre 2025 und 2026 bei rund 27,7 Milliarden Euro und knapp 29,5 Milliarden Euro.
Finanzministerium erwartet 2023 Zinslast von 29,6 Mrd Euro
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