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Berlin/Paris, 21. Nov (Reuters) – Der Verzicht von sieben europäischen Mannschaften – darunter die deutsche – auf das Tragen einer „OneLove“-Armbinde bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar hat am Montag heftige Kritik ausgelöst. „Die OneLove-Armbinde wäre eine gute Gelegenheit gewesen, ein glaubwürdiges Zeichen für Menschenrechte und gegen Homophobie zu setzen“, twitterte Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP). Andere Politiker kritisierten, es sei enttäuschend, dass sich der Fußballweltverband Fifa dem verweigere und das DFB-Team einen Rückzieher mache. „Die Fifa ist eine Schande“, sagte SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Hermann Gröhe twitterte, dass der Vorgang von Fifa und DFB „mehr als peinlich“ sei. Der Präsident des Deutschen Fußballbundes (DFB), Bernd Neuendorf, sprach von einem beispiellosen Vorgang, rechtfertigte aber den Verzicht auf die Armbinde.
SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich verwies auf die iranische Nationalmannschaft, die bei der Nationalhymne vor dem Spiel gegen England nicht mitgesungen hatte. „Das ist ein sehr deutliches Zeichen“, sagte Mützenich. „Ich würde mir manchmal mehr Zivilcourage seitens der Fifa wünsche.“ Während es westliche Teams nicht einmal hinbekommen würden, die OneLove-Binde zu tragen, schwiegen die Iraner zur Hymne der Islamischen Republik. Die einen riskieren eine gelbe Karte – die anderen ihre Freiheit.
„Wir sind sehr frustriert über die Fifa-Entscheidung“, teilte DFB-Chef Neuendorf mit, schränkte aber ein, die von der Fifa herbeigeführte Konfrontation werde nicht auf dem Rücken der Spieler ausgetragen. „Als nationale Verbände können wir unsere Spieler nicht in eine Situation bringen, in der sie mit sportlichen Sanktionen (…) rechnen müssen“, erklärte der DFB. „Deshalb haben wir die Spielführer gebeten, die Armbinden bei Spielen der Fifa-Weltmeisterschaft nicht zu tragen.“ Die Fifa hatte jedem Spieler mit einer Gelben Karte gedroht, sollte er die Armbinde tragen.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) will dennoch zum Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft nach Katar reisen. Sie wolle die deutsche Mannschaft am Mittwoch unterstützen, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Sportler dürften nicht dafür bestraft werden, „wenn politisch andere Dinge falsch laufen“, sagte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) bei einem Besuch in Paris. Sie hob die Bedeutung von Menschenrechten und Vielfalt hervor. Das sollte auch bei allen großen Ereignissen gelten. Kanzler Olaf Scholz schließt eine Reise zum Endspiel nicht aus, sollte die deutsche Nationalmannschaft sich dafür qualifizieren.
Faeser will zur Fußball-WM in Katar fliegen
Quelle: Reuters
Titelfoto: Bild von janisgimmel auf Pixabay
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