Den heutigen EZB-Zinsentscheid kommentiert Sandra Holdsworth, Head of Rates bei Aegon AM:
Die Europäische Zentralbank hat heute erneut die Zinssätze erhöht. Der Einlagensatz liegt nun bei 3,0 % und damit auf dem höchsten Stand seit 2008. Die Zinssätze sind nun um 3,50 % gegenüber ihrem Tiefstand vom letzten Sommer gestiegen, da die EZB das aktuelle Inflationsproblem in Angriff nimmt. Die EZB hat das Tempo der quantitativen Anhebung beibehalten und in ihrer Erklärung keine Hinweise dafür gegeben, dass weitere Erhöhungen wahrscheinlich sind.
Die Wirtschaftsprognosen wurden wie erwartet geändert. Die künftige Inflation wurde nach unten korrigiert und das Wirtschaftswachstum nach oben, da die Auswirkungen der niedrigeren Energiepreise früher als prognostiziert zum Tragen kommen. Auf der Pressekonferenz räumte Präsidentin Lagarde ein, dass die Aussichten angesichts der jüngsten Volatilität auf den Finanzmärkten unklarer geworden seien. Sie betonte aber auch, dass der Bankensektor in einer viel stärkeren Position sei als bei früheren Krisen und dass die EZB über zahlreiche Instrumente verfüge, um Spannungen und eine Liquiditätskrise zu bewältigen, falls dies erforderlich sei.
Die Märkte fragen sich nun, ob die Zinssätze in der Eurozone kurz vor ihrem Höchststand stehen – im Gegensatz zu der Situation vor einigen Wochen, als man davon ausging, dass die Zinssätze bei über 4,0 % liegen würden. Angesichts der derzeitigen Volatilität an den Märkten scheint es wahrscheinlich, dass das Tempo weiterer Erhöhungen trotz der derzeit hohen Inflation langsamer sein wird als bisher angenommen.
EZB: Weitere Erhöhungen werden unwahrscheinlich
Foto von Sandra Holdsworth (Quelle: Aegon AM)
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