Freitag, November 22, 2024
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EZB-Währungshüter halten kräftigen Zinsanstieg für erforderlich

Prag, 10. Sep – Die Währungshüter der EZB sind Insidern zufolge im Kampf gegen die anhaltende Rekordinflation womöglich gezwungen, trotz einer drohenden Rezession den aktuell entscheidenden Schlüsselzins weiterhin kräftig anzuheben. Viele Euro-Wächter hielten es für zunehmend wahrscheinlich, dass der Einlagenzins in „restriktives Gebiet“ auf zwei Prozent oder höher gesetzt werden müsse, sagten fünf mit der Situation vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Dies werde wohl dann der Fall sein, wenn die im Dezember erwartete erste Inflationsprognose der EZB-Volkswirte für 2025 noch bei über zwei Prozent liegen sollte. Ökonomen verstehen unter dem restriktiven Niveau eine Zinshöhe, bei der die Konjunkturentwicklung gebremst wird. Ein EZB-Sprecher lehnte eine Stellungnahme zu den Informationen ab.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den sogenannten Einlagensatz, der Experten zufolge aktuell der entscheidende Schlüsselzins ist, am Donnerstag auf ihrer Zinssitzung auf 0,75 Prozent hochgesetzt. Die Zinswende hatte die EZB zuvor im Juli eingeleitet und dabei ihre drei Hauptsätze um jeweils 0,50 Prozentpunkte angehoben. Der Einlagenzins wurde dabei auf null Prozent erhöht. Banken müssen seitdem keine Strafzinsen mehr zahlen, wenn sie kurzfristig bei der Notenbank überschüssiges Geld parken. Bei ihrem zweiten Schritt am Donnerstag hob sie nun die drei wichtigsten Sätze sogar um jeweils 0,75 Prozentpunkte an – die kräftigste Anhebung seit Einführung des Euro-Bargelds 2002. EZB-Präsidentin Christine Lagarde stellte zudem weitere Zinserhöhungen in Aussicht. 

Die Notenbank-Gouverneure der Niederlande und Belgiens, Klaas Knot und Pierre Wunsch, waren Ende vergangenen Monats die ersten Währungshüter, die offen darüber sprachen, mit den Zinsen womöglich in ein restriktives Territorium gehen zu müssen. Andere EZB-Ratsmitglieder waren zu dem Zeitpunkt noch der Ansicht gewesen, dass lediglich ein Niveau zwischen einem und zwei Prozent erreicht werden müsse. Den Insidern zufolge stellen sich Währungshüter nun auf eine Rezession im Winter ein und auf ein schwächeres Wachstum der Wirtschaftsleistung 2023 als in den offiziellen Projektionen der Notenbank, die 0,9 Prozent vorhersagen. Einige verwiesen allerdings auf einen starken Arbeitsmarkt, durch den die Folgen höherer Zinsen abgefedert werden könnten.

DISKUSSION ÜBER VERGÜTUNG

Den Insidern zufolge haben die Währungshüter inzwischen auch eine Diskussion über die Vergütung von Überschussreserven der Banken begonnen. Da der Einlagensatz inzwischen wieder über Null bei 0,75 Prozent liegt, winken den Instituten wieder kräftige Einnahmen. Die Währungshüter seien zu dem Urteil gekommen, dass aktuelle Vorschläge wie der eines umgekehrten Staffelsystems, mit dem bei der Vergütung eine Obergrenze bei manchen Reserven eingezogen würde, noch mehr Arbeit benötigten. Einer der Insider äußerte allerdings die Einschätzung, dass noch vor der nächsten Zinssitzung am 27. Oktober eine Entscheidung fallen könnte.

Angetrieben von der durch den Ukraine-Krieg versursachten Energie-Krise eilt die Inflation im Euro-Raum derzeit von Rekord zu Rekord. Im August erreichte die Teuerung mit 9,1 Prozent das höchste Niveau seit Bestehen der Währungsunion. Die Rate ist inzwischen mehr als viermal so hoch wie das Inflationsziel der EZB von zwei Prozent. Der Druck auf die Notenbank hat daher zuletzt deutlich zugenommen. EZB-Volkswirte gehen inzwischen davon aus, dass die Inflation selbst 2024 mit 2,3 Prozent noch über der Notenbank-Zielmarke liegen wird.

EZB-Währungshüter halten kräftigen Zinsanstieg für erforderlich

Quelle: Reuters

Titelfoto: Symbolfoto

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