Frankfurt, 19. Nov – Ex-Bundesbank-Präsident Jens Weidmann soll Aufsichtsratschef der Commerzbank werden. Weidmann solle der Hauptversammlung am 31. Mai zur Wahl in das Kontrollgremium vorgeschlagen werden und anschließend dessen Vorsitz übernehmen, teilte das zweitgrößte deutsche Geldhaus am Samstag in Frankfurt mit. Aufsichtsratschef Helmut Gottschalk habe den Vertretern der Anteilseigner im Präsidial- und Nominierungsausschuss mitgeteilt, nach der Hauptversammlung wegen seines Lebensalters nicht mehr als Aufsichtsratsvorsitzender zur Verfügung zu stehen. Der 71-jährige habe Weidmann in Abstimmung mit dem Bundesfinanzministerium als Nachfolger vorgeschlagen. Dies sei von den Gremien positiv aufgenommen worden.
„Ich freue mich, dass wir mit dem früheren Präsidenten der Deutschen Bundesbank, Herrn Dr. Weidmann, eine im Finanzwesen hoch angesehene Persönlichkeit für die Kandidatur zur Wahl in den Aufsichtsrat gewinnen können, der im Falle seiner Wahl auch für den Aufsichtsratsvorsitz zur Verfügung steht“, erklärte Gottschalk. Eine Amtsübernahme Weidmanns stehe unter dem Vorbehalt der Zustimmung der zuständigen Gremien. Gottschalk hatte den Vorsitz des Commerzbank-AR im April 2021 übernommen. Davor führte er von 2010 bis 2018 den Aufsichtsrat der DZ Bank.
Im Umfeld der Commerzbank wird Weidmann wegen seiner Expertise und Reputation in der internationalen Finanzbranche als idealer Aufsichtsratschef gesehen, der bei dem Institut die zweite Phase der Transformation begleiten soll. Um die Bank wieder auf stabilen Gewinnkurs zu führen, hatte Konzernchef Manfred Knof im vergangenen Jahr einen tiefgreifenden Umbau eingeleitet. Mit der Restrukturierung sollen Kosten reduziert und die Strukturen der Bank modernisiert und effizienter gestaltet werden. Von den einst rund 1000 Filialen sollen im kommenden Jahr noch 400 übrig bleiben. Der geplante Abbau von 10.000 Stellen sei inzwischen weitgehend geregelt, hieß es kürzlich.
Weidmann war zum vergangenen Jahreswechsel von Joachim Nagel an der Spitze der Bundesbank abgelöst worden. Zehn Jahre, von 2011 bis 2021, hatte er die deutsche Notenbank geleitet und war Mitglied des Rats der Europäischen Zentralbank (EZB). Wie schon seine Vorgänger im Chefsessel der Bundesbank stand auch Weidmann für eine strikt auf Währungsstabilität ausgerichtete Geldpolitik. Der promovierte Ökonom war im Mai 2011 nur wenige Tage nach seinem 43. Geburtstag Deutschlands jüngster Bundesbank-Präsident geworden. Seine Promotion hatte er 1997 an der Universität Bonn abgeschlossen – Zweitgutachter war damals der spätere Bundesbank-Präsident Axel Weber. Vor seinem Wechsel an die Bundesbank-Spitze war Weidmann der persönliche Beauftragte der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel für die Wirtschaftsgipfel der G8- und G20-Staaten.
Ex-Bundesbankchef Weidmann soll neuer AR-Chef der Commerzbank werden
Quelle: Reuters
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