Frankfurt, 20. Dez – Die überraschende Verschärfung der Zinspolitik in Japan hat den europäischen Börsen am Dienstag zugesetzt. Der deutsche Leitindex Dax notierte zum Börsenschluss am Dienstag 0,4 Prozent tiefer bei 13.884,66 Punkten. Sein europäisches Pendant EuroStoxx50 bröckelte um 0,3 auf 3798,78 Zähler ab. Auch die wichtigsten US-Indizes traten mehr oder weniger auf der Stelle.
Japans Währungshüter ebneten überraschend den Weg für einen stärkeren Anstieg der Zinsen für lang laufende Staatsanleihen. Zugleich kündigten sie aber an, die Anleihekäufe deutlich zu erhöhen. „Dieser Schritt ist eine große Überraschung. Es war von einem Kurswechsel die Rede, der möglicherweise im April stattfinden würde, wenn die Amtszeit von Gouverneur Haruhiko Kuroda endet“, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Es bestehe eine große Chance, dass die Märkte eine straffere Politik einpreisen, auch wenn dies nicht geplant sei. „Die Märkte haben die Angewohnheit, bis an die Grenzen zu gehen und die Entschlossenheit der Zentralbanken zu testen.“
DOLLAR GIBT NACH – GOLD PROFITIERT
Die Anpassung ließ den Yen auf ein Vier-Monats-Hoch gegenüber dem Dollar steigen. Im Gegenzug gab der Dollar um 4,5 Prozent auf 130,80 Yen nach. Der Dollar-Index fiel um 0,7 Prozent auf 103,87 Punkte. Der schwächere Dollar ließ Anleger außerhalb des Dollar-Raums zu Gold greifen. Dies trieb den Goldpreis um 1,8 Prozent auf 1819 Dollar je Feinunze.
Unterdessen mehrten sich die Signale für ein Abflauen der hohen Inflation. Die deutschen Hersteller senkten ihre Preise für gewerbliche Produkte im November bereits den zweiten Monat in Folge deutlich. Die Erzeugerpreise gaben wegen günstigerer Energie offiziellen Zahlen zufolge um durchschnittlich 3,9 Prozent zum Vormonat nach. Dies trug dazu bei, dass sich Anleger im Handelsverlauf wieder etwas versöhnt zeigten und sich die Kursverluste abbauten.
LENZING UND ENGIE WEGEN ERGEBNISPROGNOSEN UNTER DRUCK
Bei den Unternehmen setzte eine Anpassung der Ergebnisprognose dem österreichischen Faserhersteller Lenzing zu. An der Börse in Wien sackten die Titel um 9,2 Prozent ab. Auch der Versorger Engie musste seine Ergebnisprognose nach unten schrauben. Die Titel fielen in Paris um 3,3 Prozent. Als Grund nannte das Unternehmen die Übergewinnabschöpfung bei Energieunternehmen durch die Europäische Union (EU) sowie höhere Kosten bei dem Abbau von Kernkraftwerken in Belgien.
In den USA drückten die Herabstufungen von mindestens drei Analystenhäusern die Titel von Tesla. Die Aktien des US-Elektrobauers fielen 5,2 Prozent auf rund 142,05 Dollar und erreichten damit ein Zweijahrestief. Die Analystenhäuser begründeten ihre Einschätzung mit einer schwächeren Nachfrage sowie die Ablenkung des Tesla-Chefs Elon Musk nach seiner Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter.
Auch die „Cheerios“-Mutter General Mills geriet unter Druck und verlor 4,4 Prozent auf 83,26 Dollar. Der Frühstücksflocken- und Fertigpizza-Hersteller hatte in seiner Jahresprognose vor steigenden Rohstoffkosten gewarnt. Zu den Verlierern zählten ebenfalls Gilead Sciences mit einem Kursabschlag von 2,5 Prozent auf 84,21 Dollar. Anleger zeigten sich enttäuscht über Studienergebnisse zu einer Krebstherapie des Pharmakonzerns.
Europas Börsen nach Paukenschlag aus Japan im Minus
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von Foundry Co auf Pixabay
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