Frankfurt, 08. Jun (Reuters) – Einen Tag vor der Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) wächst an den Börsen die Anspannung. Der deutsche Leitindex Dax notierte am Mittwochvormittag 0,2 Prozent schwächer bei 14.525 Punkten, während der EuroStoxx50 bei 3804 Zählern stagnierte. „Solange nicht mehr Klarheit von Seiten der Notenbank herrscht, fällt es den Börsianern schwer, langfristige Positionen einzugehen“, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.
Die steigende Inflation in der Euro-Zone erhöht den Handlungsdruck auf den Rat um EZB-Chefin Christine Lagarde. Börsianer gehen mittlerweile davon aus, dass die Zinsen bis September um 75 Basispunkte angehoben werden. „Darüber hinaus wird aber auch viel von Sprache und Tonlage von EZB-Präsidentin Lagarde abhängen“, sagte Altmann. Marktteilnehmer fürchten eine zu hastige Zinswende, die eine weitere Abschwächung der Konjunktur nach sich ziehen könnte.
Für wenig Begeisterung sorgten auch die Zahlen zur deutschen Industrieproduktion. Die Erholung im April war schwächer ausgefallen als erwartet. Bau und Energieversorger stellten zusammen 0,7 Prozent mehr her als im Vormonat. Die beträchtlichen Lieferengpässe bei Vorprodukten bremsten nach wie vor, kommentierten die Analysten der Commerzbank. „Daran dürfte sich so schnell auch nichts ändern.“
EZB-AUSSAGEN KÖNNTEN EURO STARK BEWEGEN
Dem Euro<EUR= könnten falkenhafte Töne der Notenbank Analysten zufolge Auftrieb geben. Die Gemeinschaftswährung notierte am Mittwoch bei 1,0707 Dollar und damit etwas fester. Sollten jedoch lediglich graduelle Zinserhöhungen in Aussicht gestellt und der Eindruck erweckt werden, dass es für größere Zinsschritte von 50 Basispunkten keine Mehrheit gebe, dürfte es die Gemeinschaftswährung allerdings schwer haben, hieß es bei der Helaba.
Anleger trennten sich im Vorfeld der Zinsentscheidung von Staatsanleihen, was die Renditen nach oben trieb. Die zehnjährigen Bundesanleihen rentierten bei 1,331 Prozent nach 1,287 Prozent am Dienstag. Die Rendite der zehnjährigen US-Treasuries lag bei 3,012 Prozent.
SAF-HOLLAND STARTET ERNEUTEN ÜBERNAHMEVERSUCH FÜR HALDEX
Trübe Aussichten der Schweizer Großbank Credit Suisse zogen den gesamten Bankensektor nach unten. Der europäische Branchenindex.SX7P verlor rund ein Prozent. Die Titel der Deutschen Bank waren mit einem Minus von 2,6 Prozent größter Dax-Verlierer. Papiere von Credit Suisse fielen in Zürich um mehr als sechs Prozent, nachdem die Bank vor einem Verlust im zweiten Quartal warnte.
In Stockholm steuerten Haldex-Aktien nach einer Übernahmeofferte des Lkw-Zulieferers SAF-Holland auf ihren größten Tagesgewinn aller Zeiten zu. Die Papiere des schwedischen Nutzfahrzeugbremsen-Herstellers legten rund 44 Prozent auf 64,90 schwedische Kronen zu. Die Papiere von SAF-Holland verloren dagegen mehr als fünf Prozent. Das fränkische Unternehmen bietet 66 schwedische Kronen je Haldex-Aktie oder umgerechnet insgesamt 307 Millionen Euro. „Natürlich wird es Synergien geben, aber der Markt mag derzeit möglicherweise kein Barangebot“, sagte ein Händler.
Ein Gewinn- und Umsatzsprung im Quartal beflügelte Inditex. Die Aktien stiegen um bis zu 5,3 Prozent auf ein frisches Drei-Monats-Hoch von 23,39 Euro. Der weltgrößte Fast-Fashion-Konzern mit seinen Marken Zara, Massimo Dutti, Bershka und Pull & Bear hat die Werte der Vorkrisenzeit des Jahres 2019 bei Umsatz und Gewinn bereits übertroffen.
Europas Börsen in EZB-Starre – Credit Suisse auf Talfahrt
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