Frankfurt, 30. Sep- Versöhnlicher Abschluss für den schwärzesten September seit der Finanzkrise von 2008: Dax und EuroStoxx50 stiegen am Freitag um 1,2 Prozent auf 12.114 Zähler beziehungsweise um 1,3 Prozent auf 3322 Punkte. Die Rekord-Inflation in der Euro-Zone dämpfte die Kauflaune allerdings. Der US-Standardwerteindex Dow Jones hielt sich ebenfalls knapp im Plus, weil auch hier Preisdaten Zinserhöhungsspekulationen schürten.
Echtes Kaufinteresse sei nicht zu beobachten, sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst des Online-Brokers CMC Markets. Vielmehr lösten einige Investoren ihre Wetten auf einen weiteren Kursverfall auf.
Auch Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets warnte vor möglichen erneuten Rücksetzern. „Zu schwer wiegen die Sorgen über eine davongaloppierende Inflation, auf die die Notenbanken noch lange mit Zinserhöhungen reagieren dürften. Zudem verändert sich die geopolitische Lage mit der russischen Annexion der vier besetzten Gebiete und den Sabotage-Akten an den Gaspipelines nicht wirklich zum Positiven.“
Parallel zur offiziellen Annexion weiterer russisch besetzter Gebiete der Ukraine setzte der Rubel seinen Höhenflug fort. Im Gegenzug fiel der Euro um bis zu 8,6 Prozent und war mit 50,73 Rubel so billig wie zuletzt vor acht Jahren. Im weiteren Handelsverlauf erholte sich der Euro dann wieder. Börsianern zufolge trennten sich russische Anleger und Unternehmen von Fremdwährungsbeständen, weil sie im Rahmen der erwarteten neuen Sanktionsrunde des Westens eine Einschränkung des Devisenhandels befürchteten.
EUROPÄISCHE INFLATIONSRATE EBENFALLS BEI ZEHN PROZENT
Auf die Stimmung schlug außerdem der überraschend deutliche Anstieg der europäischen Inflationsrate auf zehn Prozent. Die Konsequenzen dieser Entwicklung träten immer stärker zu Tage, sagte Fritzi Köhler-Geib, Chef-Volkswirtin der Bank KfW. „Viele Haushalte und Unternehmen nähern sich ihrer finanziellen Schmerzgrenze oder haben sie bereits erreicht. Der Euro-Zone steht im Winter mit hoher Sicherheit eine Rezession bevor.“
In den USA stiegen die Konsumausgaben mit einem Plus von 0,4 Prozent zwar doppelt so stark wie erwartet. Gleichzeitig zog aber der für die US-Geldpolitik wichtige Index für die Preisentwicklung um 0,3 Prozent an. Investoren rechnen für Anfang November mit der vierten Zinserhöhung der Notenbank Fed um 0,75 Prozentpunkte in Folge.
Unterdessen verhalfen Spekulationen um eine Drosselung der Erdöl-Förderung durch die Staaten der großen Exportländer der Sorte Brent aus der Nordsee zu einem Kursplus von bis zu 1,5 Prozent auf 89,80 Dollar je Barrel (159 Liter). „Im August blieb die Produktion der Opec+ aber bereits schätzungsweise 3,37 Millionen Barrel pro Tag hinter den Zielen zurück“, gaben die Experten der Bank ING zu bedenken. Daher dürfte die reale Fördermenge weniger stark zurückgehen als offiziell angekündigt. Einige Opec+-Staaten haben wegen maroder Förderanlagen Probleme, ihre Quoten zu erfüllen.
ADIDAS UND PUMA STRAUCHELN WEGEN NIKE-ZAHLEN
Am Aktienmarkt schmissen Anleger Adidas und Puma aus ihren Depots. Die Papiere der Sportartikelhersteller fielen um 4,1 beziehungsweise 5,7 Prozent, nachdem der US-Rivale Nike einen Gewinneinbruch gemeldet und vor weiterem Margendruck gewarnt hatte. Die verstärkten Rabatt-Aktionen seien ein schlechtes Omen für die europäischen Sportartikel-Hersteller, kommentierte Analyst James Grzinic von der Investmentbank Jefferies. Sie würden voraussichtlich nachziehen müssen. Dies überschatte die bislang robuste Nachfrage diesseits des Atlantik. Nike-Titel brachen an der Wall Street um mehr als zwölf Prozent ein.
Im Sog des aktuellen Nike-Kursrutschs fielen die Aktien der Rivalen Under Armour und Lululemon um jeweils mehr als fünf Prozent. Der Sportartikel-Händler Foot Locker büßte zwei Prozent ein.
Europas Börsen auf Erholungskurs – Adidas und Puma tiefer
Quelle: Reuters
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