Frankfurt, 27. Okt – Vor der anstehenden Zins-Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) wollen Anleger in der Region keine Risiken eingehen. Zudem mussten sie weitere Konzernbilanzen verdauen – darunter die Enttäuschung bei der Facebook-Mutter Meta vom Mittwochabend. Der Dax fiel am Donnerstag um 0,2 Prozent auf 13.166 Punkte, und der EuroStoxx50 verlor 0,3 Prozent auf 3594 Zähler. „Heute ist Großkampftag“, sagte Christian Henke, Analyst beim Broker IG. „Die Marktteilnehmer scheinen dem EZB-Braten nicht ganz zu vertrauen und halten sich zurück.“ Dabei gelte eine heutige Zinserhöhung von 75 Basispunkten als sicher, aber auch ein Zinsschritt von 100 Basispunkten werde nicht ausgeschlossen. Die zweite Annahme wäre demnach eine „böse Überraschung“ für die Märkte.
Ein Auge haben die Anleger auch auf das am Nachmittag erwartete US-Bruttoinlandsprodukt, das ebenfalls auf den weiteren Kurs der Notenbank Fed und damit anderer Zentralbanken schließen lassen könnte.
EURO UND ÖL GEBEN NACH – RENDITEN STEIGEN ERNEUT
Der Euro gab im Vorfeld der EZB-Ankündigung um 0,2 Prozent auf 1,0061 Dollar nach. Am Tag vorher war er erstmals seit einem Monat wieder über die Dollar-Parität gesprungen. „Am Devisenmarkt ist ein klassischer Antizipierungsseffekt zu beobachten“, schrieb IG-Investmentexperte Salah Bouhmidi. Der Index konnte seit Wochenbeginn rund 1,6 Prozent aufwerten.
An den europäischen Bondmärkten warfen die Anleger in Erwartung weiterer Zinsanhebungen der Europäischen Zentralbank Anleihen aus den Depots. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen stieg um sieben Basispunkte auf 2,181 Prozent.
CREDIT SUISSE UNTER DRUCK
Die Aktien von Credit Suisse stürzten um gut zwölf Prozent ab. Die krisengeplagte Schweizer Großbank wies wegen Abschreibungen im Zusammenhang mit ihrem Konzernumbau im dritten Quartal einen Milliarden-Verlust aus. Zudem kündigte sie eine milliardenschwere Kapitalerhöhung sowie einen Stellenabbau an. „Es gibt heute bei Credit Suisse eine Menge Neuigkeiten zu verdauen. Auf den ersten Blick ist der hohe Nettoverlust eine neue Überraschung. Auch die Kapitalerhöhung ist größer, als wir erwartet hatten“, schrieben Analysten der Investmentbank Jefferies.
In Deutschland standen die Bilanzen von MTU und Beiersdorf sowie aus dem MDAX von Nemetschek, Software AG, Wacker Chemie und Aixtron im Fokus. Die Aktien büßten bis zu 8,5 Prozent ein. Gleichzeitig legten die Papiere von Daimler Truck um knapp zwei Prozent zu. Der Lkw-Bauer hatte im dritten Quartal bei deutlichem Absatzwachstum mehr verdient als am Finanzmarkt erwartet.
Europas Anleger vor EZB-Entscheid in Lauerstellung
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
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