Frankfurt, 21. Dez – Europas Anleger kehren nach den von vielen Investoren als Schocks empfundenen jüngsten Notenbank-Entscheidungen wieder an die Börsen zurück. Konjunkturumfragen und ein unerwarteter Boom im Sportartikel-Sektor haben die Stimmung am Mittwoch aufgehellt. Der deutsche Leitindex Dax schloss 1,5 Prozent höher bei 14.097,82 Punkten an. Sein europäisches Pendant EuroStoxx50 sprang um 1,8 Prozent auf 3.870,62 Zähler. Die wichtigsten US-Indizes waren ebenfalls jeweils rund 1,5 Prozent im Plus. Die Aussicht auf weitere kräftige Zinserhöhungen der weltgrößten Notenbanken hatte die Börsen in den Tagen zuvor nach unten gezogen. „Der überraschende Schritt der japanischen Notenbank von gestern hinterlässt zumindest keine nachhaltige Delle am Aktienmarkt“, sagte Konstantin Oldenburger, Marktanalyst beim Handelshaus CMC Markets. „Er scheint eher wie ein Befreiungssignal zu wirken. Damit ist dann auch das Thema Geldpolitik für das Jahr 2022 endgültig abgehakt.“
Für gute Laune sorgten die Ergebnisse von Konsumumfragen. Die Stimmung der US-Verbraucher hat sich am Jahresende wegen der nachlassenden Inflation unerwartet stark verbessert. Das Barometer stieg im Dezember auf 108,3 Punkte von revidiert 101,4 im November. Das ist der beste Wert seit April. Ökonomen hatten lediglich mit 101,0 Zählern gerechnet. „Die Inflationserwartungen gingen im Dezember auf den niedrigsten Stand seit September 2021 zurück, wobei der jüngste Rückgang der Benzinpreise einen wichtigen Anstoß gab“, sagte Lynn Franco, Konjunkturexpertin der US-Forschungsgruppe Conference Board. Zudem hellten sich die Konsumlaune der Deutschen und die Erwartungen des DIW-Instituts für die Konjunktur in Deutschland auf.
NIKE PUNKTET MIT ZAHLEN – BOOM AUF SPORTARTIKEL-HERSTELLER
Die Aktienmärkte beflügelte auch das weltweit größte Sportbekleidungsunternehmen NikeNKE.N, das die Erwartungen für seinen Quartalsumsatz deutlich übertraf. Die Titel sprangen um 13,5 Prozent auf 117,10 Dollar. Anziehende Geschäfte in den USA glichen die Schwäche auf dem chinesischen Markt mehr als aus. Die Nachricht trieb den ganzen Sektor an – darunter die europäischen Riesen Adidas, Puma und JDSports, die um bis zu 9,5 Prozent zulegten. Jenseits des Atlantiks beflügelten die Nike-Zahlen auch Rivalen wie Lululemon, Under Armour und die Vans-Mutter VFVFC.N, die zwischen 1,2 und 6,1 Prozent zulegten. Gleichzeitig verhalfen angekündigte Sparmaßnahmen den Titeln des Paketzusteller FedEx zu einem Plus von 4,7 Prozent auf 172,00 Dollar.
Auch die Aktien des Medizintechnik-Herstellers Philips legten an der Börse in Amsterdam nach optimistischen Berichten über zurückgerufene Beatmungsgeräte um 5,7 Prozent auf 13,12 Euro zu. „Wir können feststellen, dass das gesamte Produkt den Sicherheitsnormen entspricht“, sagte Philips-Chef Roy Jakobs. Das Unternehmen hatte 5,5 Millionen Beatmungsgeräte zurückgerufen, nachdem sich der dort verarbeitete Schaumstoff in einigen Fällen aufgelöst hatte und giftige Dämpfe freisetzte.
ÖLPREIS DANK ABBAU DER US-LAGERBESTÄNDE FESTER
Vor diesem Hintergrund stieg der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, um 0,3 Prozent auf 104,30 Punkte. Auch am Rohölmarkt zogen die Preise an. Die Sorte Brent aus der Nordsee und der US-Leichtöl WTI verteuerten sich um jeweils 2,4 Prozent auf 81,90 beziehungsweise 78,02 Dollar pro Barrel (159 Liter). „Ein unerwartet starker Abbau der US-Lagerbestände und die Pläne der USA, ihre strategische Erdölreserve wieder aufzufüllen, haben die Ölpreise gestützt“, sagte Serena Huang, Expertin bei Vortexa. „Der Optimismus wurde jedoch durch den Abwärtsdruck aufgrund des zunehmenden globalen wirtschaftlichen Gegenwinds und des jüngsten Anstiegs der Covid-Fälle in China gedämpft.“
Europas Anleger lassen Zinsschreck hinter sich
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von Paul C Lee auf Pixabay
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