Frankfurt, 18. Okt – Das Einstampfen der umstrittenen Steuerpläne in Großbritannien hält die Anleger in Europa weiter in Kauflaune. Der Dax gewann am Dienstag 0,9 Prozent auf 12.765,61 Punkte und sein europäisches Pendant.STOXX50 legte um 0,6 Prozent auf 3463,83 Zähler zu. An der Wall Street reduzierten auch die Quartalszahlen von Goldman Sachs die Rezessionsängste der Anleger. Der US-Standardwerteindex Dow Jones legte 0,7 Prozent zu.
In einer Aufsehen erregenden Kehrtwende hatte der erst seit Freitag amtierende Finanzminister Jeremy Hunt zum Wochenstart die umstrittenen Steuerpläne seines Vorgängers Kwasi Kwarteng und von Premierministerin Liz Truss kassiert. Die Erleichterung über das Streichen der schuldenfinanzierten Steuersenkungen ließ weltweit die Anleger wieder an die Aktienmärkte zurückkehren.
Allerdings könnte die Stimmungsaufhellung manchen Analysten zufolge kurzlebig sein. Die Mehrheit der Investoren dürfe weiter auf klare Signale der US-Notenbank für eine Abkehr von der momentan deutlich restriktiven Geldpolitik warten, kommentierte Konstantin Oldenburger von CMC Markets. „Der Aktienmarkt wird gerade von jeder Menge Pessimismus nach oben begleitet, denn verschiedene Stimmungsbarometer haben in den vergangenen Tagen negative Extremwerte erreicht, was immer zumindest für eine kurzfristige Erholung spricht.“
PFUND GIBT ERNEUT NACH
Auch ein Dementi der Bank of England (BoE) zu einem Bericht der „Financial Times“, demzufolge die britische Notenbank die im Zuge ihrer strafferen Geldpolitik geplanten Anleihenverkäufe weiter aufschieben wolle, setzte der britischen Landeswährung zu. Das Pfund gab anfängliche Gewinne wieder ab und büßte bis zu 0,9 Prozent auf 1,1253 Dollar ein. „Selbst im optimistischsten Szenario, in dem der Markt der Regierung wie auch der Bank of England die jüngste Haushaltkrise verzeiht – wovon nicht auszugehen ist-, sind die Aussichten für das Pfund nicht rosig“, sagte Commerzbank-Analystin Thu Lan Nguyen. Es könne schnell Zweifel geben, ob die BoE tatsächlich an ihrer restriktiven Geldpolitik festhalten werde, sollte die Wirtschaft in eine deutlich tiefere Rezession fallen als bislang gedacht.
Die Renditen der zehnjährigen britischen Staatsanleihen zeigten sich weiter volatil und bewegten sich um die Marke von vier Prozent, nachdem sie am Montag um 35 Basispunkte gesunken waren. Die Rendite der zehnjährigen Bundestitel lag am Abend stabil bei 2,281 Prozent, nachdem sie am Montag um neun Basispunkte gesunken war.
ALSTOM NACH AUFTRAG IN GROßBRITANNIEN HOCH IM KURS
Ein 300 Millionen Euro schwerer britischer Auftrag schob den französischen Eisenbahnbauer Alstom um 4,3 Prozent an. Einen Kurssprung von gut zehn Prozent an die Spitze des SDax legte der deutsche Vakuumpumpenhersteller Pfeiffer Vacuum nach einer angehobenen Umsatzprognose hin.
In den USA legten Goldman Sachs-Aktien um rund vier Prozent zu. Die US-Großbank hatte einen kleineren als befürchteten Gewinneinbruch gemeldet. Microsoft stiegen um rund ein Prozent, nachdem das Unternehmen die Entlassung von knapp 1000 Mitarbeiter ankündigte.
Erleichterungsrally an Europas Börsen setzt sich fort
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
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