UPDATE Berlin, 17. Nov – Die deutschen Exporte werden dem DIHK zufolge im kommenden Jahr wegen der von Ukraine-Krieg und Lieferketten-Problemen belasteten Weltkonjunktur sinken. Sie dürften um 2,0 Prozent schwächer ausfallen als im laufenden Jahr, sagte der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier, am Donnerstag in Berlin. „Der Einbruch bei den Exporten ist da“, betonte er. Damit erlöse die deutsche Exportwirtschaft über 70 Milliarden Euro weniger im Ausland. Schon in den zurückliegenden zehn Jahren seien die Ausfuhren nur noch um durchschnittlich 3,5 Prozent gewachsen, da Handelshemmnisse und Protektionismus in vielen Regionen der Welt zugenommen hätten.
Für das kommende Jahr erwartet der DIHK bestenfalls ein Wachstum der Weltwirtschaft von 2,5 Prozent. Er ist damit noch etwas pessimistischer als der Internationale Währungsfonds (IWF), der mit einem Plus von 2,7 Prozent rechnet. Der DIHK erwartet auch deshalb, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2022 um drei Prozent fallen könnte. „Der Winter wird frostig“, sagte Treier. „Das Konjunkturjahr 2023 wird ein sehr schwieriges werden.“ Bundesregierung und Wirtschaftsweise sind da weit weniger pessimistisch: Sie rechnen lediglich mit einem Minus von 0,4 beziehungsweise 0,2 Prozent.
Grundlage für die Exportprognose ist eine Umfrage der Auslandshandelskammern (AHK) unter mehr als 3100 im Ausland aktiven deutschen Unternehmen. Knapp jede zweite Firma (47 Prozent) erwartet demnach einen konjunkturellen Abschwung an ihrem jeweiligen Standort, wie aus dem halbjährlich veröffentlichten „AHK World Business Outlook“ hervorgeht. Lediglich im Frühjahr 2020, zu Beginn der Corona-Pandemie, gingen mehr Unternehmen von einer wirtschaftlichen Eintrübung aus (65 Prozent). Nur noch 17 Prozent (Frühjahr: 21 Prozent) erwarten, dass sich die Konjunktur in ihrem Gastland in den nächsten zwölf Monaten verbessern wird. Bei den deutschen Unternehmen im Ausland mache sich die angespannte Weltkonjunktur bemerkbar, sagte Treier.
NOCH LÄUFT ES
Trotz der Sorgen laufen die Geschäfte an internationalen Standorten bislang noch robust. So melden knapp die Hälfte der Unternehmen (45 Prozent) eine gute Geschäftslage – fast so viele wie im Frühjahr (48 Prozent). Für ebenfalls 45 Prozent laufen die Geschäfte derzeit immerhin befriedigend. „Der Aufholeffekt von Auftragsstaus in der Industrie oder dem Neustart für Dienstleister nach Beendigung der Corona-Einschränkungen sowie stellenweise Entspannungen bei den globalen Lieferketten dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich auch bei den deutschen Unternehmen im Ausland die angespannte Weltkonjunktur bemerkbar macht“, sagte Treier. „Abhängig von ihren jeweiligen internationalen Märkten, finden sie jedoch stabile, wenn nicht sogar vorteilhafte Bedingungen vor, die wiederum Zuversicht geben.“
Gut zwei von fünf Unternehmen (42 Prozent) nennen wegen der mehrwöchigen Lockdowns in China und der Auswirkungen der Corona-Pandemie weiterhin anhaltende Störungen in den Lieferketten als erhebliches Risiko für ihr Auslandsgeschäft. Hinzu kommen Turbulenzen auf den Weltmärkten für Rohstoffe und Energie, ausgelöst oder verschärft durch den russischen Krieg in der Ukraine. Demzufolge klagt ein Großteil der Unternehmen über hohe Rohstoffpreise (42 Prozent) und hohe Energiepreise (41 Prozent) – allerdings mit deutlichen regionalen Unterschieden. Während in der Euro-Zone 57 Prozent in hohen Energiepreisen ein Hauptrisiko für ihr eigenes Geschäft sehen, sind es in Nordamerika nur 24 Prozent.
DIHK – Deutsche Exporte dürften 2023 um zwei Prozent fallen
Quelle: Reuters
Titelfoto: Bild von postcardtrip auf Pixabay
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