Berlin, 24. Jan (Reuters) – Die deutsche Wirtschaft ist trotz der heftigen Corona-Welle überraschend gut ins Jahr gestartet. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft – Industrie und Dienstleister zusammen – kletterte im Januar um 4,4 auf 54,3 Punkte. Das ist der beste Wert seit vier Monaten, wie das Institut IHS Markit am Montag zu seiner monatlichen Umfrage mitteilte. Das Barometer liegt damit wieder über der Marke von 50, ab der es Wachstum signalisiert. Von Reuters befragte Ökonomen hatten einen Rückgang auf 49,2 Zähler vorhergesagt. „Die deutsche Wirtschaft zeigt sich zu Beginn des Jahres 2022 überraschend widerstandsfähig“, sagte Markit-Ökonom Phil Smith.
Das liegt vor allem an der Industrie. Deren Einkaufsmanagerindex zog um 3,1 auf 60,5 Punkte an und signalisiert damit ein kräftiges Wachstum. „Mit Abklingen der Lieferengpässe dürfte sich das verarbeitende Gewerbe im Jahr 2022 weiter erholen – das gegenwärtige Wachstumstempo ist schon jetzt eine erfreuliche Entwicklung“, sagte Smith. „Die Probleme in den Lieferketten scheinen die Produktion immer weniger zu belasten, auch wenn es an dieser Front noch viel Raum für Verbesserungen gibt.“
Auch die Dienstleister sind wieder auf Wachstumskurs – obwohl sie besonders unter den Corona-Beschränkungen leiden – darunter Einzelhändler, Restaurants und Hotels. Hier kletterte der Einkaufsmanagerindex um 3,5 auf 52,2 Punkte. „Eine weitere positive Überraschung und vielleicht ein Beweis dafür, dass deutsche Unternehmen und Verbraucher gleichermaßen lernen, mit der Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen umzugehen“, sagte Smith.
Ökonomen sehen Europas größte Volkswirtschaft eigentlich auf eine Rezession zusteuern. Ende 2021 war sie nach ersten Prognosen des Statistischen Bundesamt zwischen 0,5 und 1,0 Prozent geschrumpft. Für das laufende erste Quartal rechnen Experten bislang mit einem weiteren Rückgang der Wirtschaftsleistung. Bei zwei Minus-Quartalen in Folgen wird von Rezession gesprochen.
Deutsche Wirtschaft erwischt unerwartet guten Jahresauftakt
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