Update Düsseldorf, 08. Nov – Die Deutsche Post erwartet in diesem Jahr einen weiteren Rekordgewinn. Doch 2023 muss sie wohl der Inflation und steigenden Material- und Energiekosten Tribut zollen. Finanzchefin Melanie Kreis sagte am Dienstag, sie könne Analysten-Schätzungen nachvollziehen, die für das kommende Jahr von einem Rückgang des operativen Ergebnisses bei dem Bonner Dax-Konzern ausgingen.
Im dritten Quartal 2022 verdiente die Post dank florierender Geschäfte im internationalen Express- und Frachtgeschäft deutlich mehr und hob ihre Jahresprognose an. Sie rechnet 2022 nun mit einem operativen Ergebnis (Ebit) von rund 8,4 Milliarden Euro. Analysten erwarten im Schnitt, das dieses dann 2023 auf gut sieben Milliarden Euro sinkt. Post-Aktien notierten gegen Mittag leicht im Minus bei 35,62 Euro.
Bislang konnte die Post der Krisenstimmung durch die wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs trotzen. Die steigenden Energiepreise reicht der Konzern im internationalen Geschäft an die Kunden weiter. Deshalb sei die Profitabilität im dritten Quartal kaum berührt gewesen, sagte Finanzchefin Kreis. Nur im deutschen Paket- und Briefgeschäft habe dies anders ausgesehen. Dort kämpft die Post seit Jahren mit sinkenden Briefmengen. Und anders als in anderen Sparten schraubte sie hier die Ertragserwartungen für 2022 zurück.
Im von der Bundesnetzagentur regulierten Privatkundengeschäft mit Briefen kann die Post nicht einfach an der Preisschraube drehen und die höheren Kosten weitergeben. Zudem steht eine neue Runde der Tarifverhandlungen in Deutschland an – die Lohnskosten könnten dann weiter steigen. Post-Chef Frank Appel sprach sich erneut für eine Reform des Postgesetzes aus, um auf steigende Kosten und sinkende Briefmengen schneller reagieren zu können. Im Briefgeschäft hatte es zuletzt vermehrt Beschwerden über schleppende Zustellungen gegeben. Die Post verwies auf einen hohen Krankenstand durch vermehrte Corona-Infektionen.
Der boomende Online-Handel und die Weltwirtschaft hatten die Deutsche Post, die längst den Löwenanteil ihres Geschäfts abseits der Bundesrepublik macht, in der Vergangenheit von Rekord zu Rekord getragen. International lief es auch im dritten Quartal rund: Das Express-Geschäft konnte sein operatives Ergebnis auf über eine Milliarde Euro von 971 Millionen Euro steigern. Im Frachtgeschäft kletterte das Ebit auf 584 (372) Millionen Euro.
RÜSTEN FÜR DIE PAKETFLUT VOR WEIHNACHTEN
Die Post muss nun den Endspurt im wichtigen Weihnachtsgeschäft mit deutlichen Steigerungen der Paketmengen angehen. Schnäppchen-Tage wie der Black Friday und der Cyber Monday sowie die Festtage am Jahresende lassen die Bestellungen der Verbraucher sprunghaft in die Höhe schnellen. An einzelnen Spitzentagen vor Heiligabend werden bis zu elf Millionen Pakete erwartet. Um der Paketflut Herr zu werden, sucht die Post auch in diesem Jahr mehr als 10.000 Aushilfskräfte. Unklar ist aber noch, wie sich die Kaufzurückhaltung der Verbraucher wegen der steigenden Preise genau auf das Geschäft um die Feiertage auswirkt. Konkurrent FedEx hatte bereits vor einer Abkühlung gewarnt, der Online-Riese Amazon blickt pessimistisch auf das Geschäft zum Jahresende.
Für die Entwicklung im Jahr 2023 gebe es sehr große Unsicherheiten, sagte Finanzchefin Kreis. „Wir stellen uns auf einige herausfordernde Quartale ein.“ Einen konkreten Ausblick auf 2023 will die Post erst im März vorlegen – dann werde auch mehr Klarheit über die wirtschaftliche Entwicklung herrschen.
Deutsche Post traut sich 2022 mehr Gewinn zu
Quelle: Reuters
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