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Der Börsenkandidat Porsche – ein Steckbrief

Frankfurt, 05. Sep – Volkswagen will demnächst den Startschuss zum Teilbörsengang der Sportwagentochter Porsche geben. Ein Viertel der stimmrechtslosen Vorzugsaktien – und damit 12,5 Prozent aller Aktien – soll in einigen Wochen an der Frankfurter Börse notiert werden. Nachfolgend einige Fakten zu dem Stuttgarter Autobauer:

ERTRAGSPERLE

Porsche ist neben Audi die Cash-Cow des Wolfsburger Konzerns. Mit einer operativen Rendite um 15 Prozent seit Jahren ist sie die mit Abstand die profitabelste der neun Pkw-Marken von Volkswagen. Im vergangenen Jahr fuhren die Schwaben bei 302.000 ausgelieferten Fahrzeugen 33 Milliarden Euro Umsatz ein und verdienten operativ 5,3 Milliarden Euro. Das war drei Mal soviel Umsatz und gut zweieinhalb Mal soviel Absatz und Betriebsgewinn wie zehn Jahre zuvor.

Stärkste Wachstumsmotoren waren die SUV-Modelle Cayenne und Macan sowie der wichtigste Absatzmarkt China. Das Porsche-Management will den Erlös in den kommenden Jahren um sieben bis acht Prozent jährlich steigern. Renditeziel auf mittlere Sicht ist eine Spanne von 17 bis 19 Prozent des Umsatzes. Langfristig soll die Marke von 20 Prozent geknackt werden. 

SCHWABEN UND SACHSEN

Die sechs Baureihen – die klassischen Sportwagen 911 und 718, die SUVs Cayenne und Macan, die Limousinen Panamera und das jüngste Modell, der elektrische Taycan – rollen in den Werken in Stuttgart-Zuffenhausen und Leipzig sowie im VW-Werk Bratislawa vom Band. Seit Kurzem wird der Cayenne auch in Malaysia produziert, ab dem nächsten Jahr nutzt Porsche zusätzlich das VW-Werk Osnabrück. Heute hat Porsche knapp 37.000 Beschäftigte – gut 20.000 mehr als vor einem Jahrzehnt.

MÄNNER IN DEUTSCHLAND – FRAUEN IN CHINA

In Deutschland ist Porsche die Marke des gut situierten Mannes: 90 Prozent der Neuwagenkäufer sind Männer, der Altersschnitt der Kunden liegt bei 54 Jahren. In China sieht es anders aus: Jeden zweiten neuen Porsche holt sich eine Frau ab. Die Käuferschaft ist mit 35 Jahren im Schnitt viel jünger. 

SPRITSCHLUCKER ADIEU

Die Marke Porsche ist der Inbegriff PS-starker Modelle, die in wenigen Sekunden von Null auf Hundert Stundenkilometer brausen können. Bis 2030 sollen vier Fünftel des Absatzes E-Autos sein, ausgehend von knapp 14 Prozent 2021, die der erste und bisher einzige Elektroporsche Taycan ausmachte. Als nächstes wird das kleinere SUV Macan elektrifiziert, später soll auch ein großes Elektro-SUV kommen.

Der Verkaufsschlager der Verbrennerzeit Cayenne muss dagegen in Rente gehen – seine stärkste Variante Turbo GT hat 640 PS, verbraucht 14 Liter Sprit auf 100 Kilometer und bläst 319 Gramm CO2 pro Kilometer in die Luft. Zum Vergleich: Das EU-Limit für sämtliche Neuwagen beträgt im Schnitt derzeit 95 Gramm, jeder Hersteller hat ein individuelles, an seiner Modellpalette ausgerichtetes Ziel. EU-Ziel für 2030 sind knapp 43 Gramm und null CO2-Ausstoß ab 2035.

Porsche selbst hat sich als Beitrag zum Pariser Klimaschutzabkommen vorgenommen, bis 2030 über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg bilanziell CO2-neutral zu werden. Dabei geht es voran: Laut Porsche sanken die direkten und indirekten Treibhausgas-Emissionen des Autobauers von 57.685 Tonnen CO2-Äquivalent 2019 auf gut 9000 Tonnen 2021.

FILMREIFE GESCHICHTE

Die Geschichte des 1931 in Stuttgart vom Volkswagen-Vater und späteren VW-Käfer-Konstrukteur Ferdinand Porsche gegründeten Unternehmens hat viele spannende Momente. Eine geradezu filmreife Episode war der Versuch des später abgesetzten Porsche-Chefs Wendelin Wiedeking, in den Jahren 2005 bis 2009 den großen Verwandten, den Volkswagen-Konzern zu übernehmen.

Das abenteuerliche Projekt lieferte viel Stoff für einen Thriller: eine Geschichte David gegen Goliath, milliardenschweres Jonglieren mit Finanzwetten und Krediten, Familienkrach im Eignerclan Porsche und Piech, ein Fiasko unter Tränen am Ende.

Porsche stieg bei VW ein und sicherte sich schrittweise über Kauf und Optionen auf VW-Aktien 74 Prozent an dem Konzern. Im Zuge der Finanzkrise ging jedoch der damaligen Porsche-Dachgesellschaft das Geld aus. VW drehte den Spieß um und bewahrte den Angreifer mit finanziellem Beistand vor dem Zusammenbruch.

Im Gegenzug erhielt der VW-Konzern zunächst knapp die Hälfte von Porsche. Seit 2012 gehört die Sportwagenschmiede vollständig VW. In die Geschichte eingegangen ist ein Satz von Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche, der mit den Tränen kämpfend Tausenden Porsche-Beschäftigten im Freien vor der Zentrale zur VW-Rettungsaktion zurief: „Der Mythos Porsche lebt und wird nie untergehen.“

Der Börsenkandidat Porsche – ein Steckbrief

Quelle: Reuters

Titelfoto: Symbolfoto

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