Frankfurt, 10. Okt – Europas Börsen sind am Montag kaum vom Fleck gekommen. Geplante Entlastungen bei den Gas- und Fernwärmepreisen für Verbraucher und Industrie in Deutschland stützten die Kurse, während der Ukraine-Krieg und Inflationssorgen an den Nerven der Investoren zerrten. Der Dax ging nahezu unverändert bei 12.272 Punkten aus dem Handel. Der EuroStoxx50 stand 0,4 Prozent tiefer. An den US-Börsen musste vor allem der Tech-Sektor Federn lassen.
Mit einem Stimmungsumschwung ins Positive rechnen Börsianer angesichts der bestehenden Belastungsfaktoren momentan nicht. Der amerikanische Arbeitsmarktbericht am Freitag hatte die Hoffungen der Anleger auf ein baldiges Ende der Zinserhöhungen zunichte gemacht. Zudem deuteten die jüngsten Aussagen führender US-Notenbanker darauf hin, dass eine Trendwende in der Fed-Politik nicht in Sicht sei.
Vor diesem Hintergrund nahm der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, wieder Kurs auf sein jüngstes 20-Jahres-Hoch und stieg um 0,3 Prozent auf 113,10 Punkte. Verunsichert blickten Börsianer zudem auf die neuen russischen Angriffe in der Ukraine. „Investoren sind unglaublich besorgt darüber, was als nächstes passiert, wie es sich auf die Lieferketten auswirken wird und ob es die Energiekrise verschärfen wird“, sagte Danni Hewson, Finanzanalyst beim Broker AJ Bell.
GAS-ENTLASTUNGSPAKET SORGT IM CHEMIESEKTOR FÜR AUFATMEN
Die Gaspreise gingen nach vorgelegten Plänen der vom Bund eingesetzten Experten-Kommission für eine Begrenzung des Anstieges auf Achterbahnfahrt. Der europäische Erdgas-Future drehte ins Plus und stand 2,6 Prozent höher bei 159 Euro je Megawattstunde. Mit einem Zwei-Stufen-Plan sollen Verbraucher und Wirtschaft bei den Gas- und Fernwärmepreisen um etwa 96 Milliarden Euro entlastet werden. Diese Aussicht verschaffte den von den hohen Energiepreisen besonders betroffenen Chemiewerten Aufwind. Aktien von Covestro, BASF und Wacker Chemie gewannen bis zu 8,2 Prozent.
Aktien des deutschen Versorgers RWE büßten hingegen 3,9 Prozent ein. Die Titel ihrer britischen Rivalen Centrica, SSE und Drax rutschten sogar um bis zu 4,9 Prozent ab. Der „Financial Times“ zufolge will die Regierung in London eine Strompreis-Grenze von 50 bis 60 Pfund je Megawattstunde einführen. Analyst Ahmed Farman von der Investmentbank Jefferies wertete dies als Strafe für die Branche, die Investitionen hemmen könnte.
LUXUSSEGMENT NACH CHINA-DATEN UNTER DRUCK
Die Aussicht auf eine Anhebung der Ergebnisprognose half Deutsche Post um 4,7 Prozent nach oben. Der Ergebniszuwachs im dritten Quartal war bei dem Bonner Konzern überraschend kräftig ausgefallen. Gefragt waren auch die Papiere von Vantage Towers, die sich um 3,5 Prozent verteuerten. Einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge könnten American Tower und Cellnex in das Rennen um den Mobilfunkmasten-Betreiber einsteigen. Die Aktien der Vantage-Mutter Vodafone legten in London rund ein Prozent zu.
Am Aktienmarkt gehörten Technologiewerte im Sog der Wall Street zu den größten Verlierern. Der europäische Branchenindex fiel um 1,9 Prozent, nachdem die USA bestimmte Technologie-Exporte nach China weiter eingeschränkt hatten. So dürfen Firmen keine Anlagen zur Produktion hochwertiger Computerchips mehr liefern.
Dax tritt auf der Stelle – Gas-Entlastungspläne stützen
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
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