Frankfurt, 28. Jul (Reuters) – Trotz einer Serie enttäuschender Firmenbilanzen haben sich die europäischen Aktienmärkte mit Kursgewinnen präsentiert. Die Aussicht auf ein langsameres Zinserhöhungstempo der US-Notenbank hielt Dax und EuroStoxx50 am Donnerstag im Plus. Der Dax schloss 0,9 Prozent höher auf 13.282 Punkten. Der EuroStoxx50 rückte um 1,2 Prozent auf 3652 Punkte vor. Der US-Standardwerteindex Dow Jones verbesserte sich um 0,7 Prozent.
Die Fed hatte den Schlüsselsatz wie erwartet zum zweiten Mal in Folge um 0,75 Prozentpunkte angehoben. „Auch wenn der Höhepunkt der Zinssätze mit ziemlicher Sicherheit noch nicht erreicht ist, haben wir möglicherweise den Höhepunkt der aggressiven Geldpolitik erreicht“, sagte Portfoliomanager Scott Ruesterholz vom Vermögensverwalter Insight Investment. „Die Märkte rechnen derzeit mit einer Zinserhöhung um 50 Basispunkte auf der nächsten Sitzung im September. Danach erwarten wir für die folgenden Sitzungen in diesem Jahr nur noch Erhöhungen um höchstens 25 Basispunkte.“
Bestätigt sahen sich Börsianer mit dieser Einschätzung von enttäuschenden US-Konjunkturdaten. Die US-Wirtschaft schrumpfte im zweiten Quartal auf das Gesamtjahr hochgerechnet überraschend um 0,9 Prozent.
DOLLAR ZIEHT WIEDER AN – ÖLPREISE STEIGEN
Der Dollar-Index=USD, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, gab als Reaktion auf die Daten seine zwischenzeitlichen Gewinne fast vollständig ab und lag zuletzt kaum verändert bei 106,53 Punkten. Das weiterhin vergleichsweise hohe Kursniveau sei eher den Problemen der übrigen Währungen geschuldet, sagte Stuart Cole, Chef-Volkswirt des Brokerhauses Equiti Capital. Dies gelte vor allem für den EuroEUR=, da Europa wegen der Gaskrise in eine Rezession zu stürzen drohe.
Die Aussicht auf behutsamere US-Zinserhöhungen dämpfte die Rezessionsängste und verhalf Rohstoffen zu Kursgewinnen. So verteuerte sich die Rohöl-Sorte BrentLCOc1 aus der Nordsee um ein Prozent auf 107,70 Dollar je Barrel (159 Liter). Diese erhalte zusätzlichen Auftrieb vom überraschend starken Rückgang der US-Lagerbestände, sagte Analyst Tamas Varga vom Brokerhaus PVM.
FRESENIUS UND FMC ENTTÄUSCHEN MIT ZAHLEN
Aus den Depots flogen dagegen Aktien von Fresenius Medical Care (FMC) und Fresenius. Der Dialyse-Spezialist FMC senkte wegen steigender Kosten und Personalmangels seine Gesamtjahresziele und zwang seinen Mutterkonzern zu einem ähnlichen Schritt. Die Prognose-Kürzung bei FMC sei nicht überraschend, ihr Umfang schon, kommentierte Analyst Tom Jones von der Berenberg Bank. Allerdings habe das Unternehmen in der Vergangenheit bewiesen, externe Belastungsfaktoren wie die aktuellen gut meistern zu können. FMC-Aktien stürzten dennoch um mehr als 14 Prozent ab. Fresenius-Titel büßten gut acht Prozent ein.
An der Wall Street gehörte Meta mit einem Kursminus von rund fünf Prozent auf 161 Dollar zu den Verlierern. Der Mutterkonzern von Facebook, Instagram und WhatsApp verbuchte den ersten Umsatzrückgang seit dem Börsengang 2012 und äußerte sich zurückhaltend zu den weiteren Aussichten. Auf dieser Basis senke er zwar sein Kursziel auf 210 von 270 Dollar, behalte aber die Einstufung „Outperform“ bei. Die Chancen für eine Rückkehr auf den Wachstumspfad nach Überwindung der Rezession stünden aber gut. Im Sog des Meta-Kursrutsches büßten andere Online-Netzwerke wie Pinterest rund ein Prozent ein.
Die Autobauer Volkswagen und Stellantis äußerten sich dagegen trotz aller Probleme optimistisch zu den Aussichten. Analyst Philippe Houchois von der Investmentbank Jefferies lobte die Quartalsergebnisse der beiden Autobauer als solide und beeindruckend. VW-Scheine verteuerten sich um 3,7 Prozent, Stellantis-Papiere sogar um 4,9 Prozent.
Dax schließt trotz enttäuschender Firmenbilanzen im Plus
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