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Das wechselvolle Verhältnis von Volkswagen und Porsche

Frankfurt, 05. Sep – Volkswagen und Porsche teilen eine jahrzehntelange historische Verbindung. Die wechselvolle Beziehung reicht bis zu den gemeinsamen Wurzeln der beiden Unternehmen in den 1930er Jahren zurück. Der kurvenreiche, von Machtkämpfen gesäumte Weg erreicht mit dem möglichen Börsengang der Porsche AG, über den Vorstand und Aufsichtsrat am Montag entscheiden wollen, einen weiteren Meilenstein. Es folgt ein Überblick über die gemeinsame Geschichte der beiden Traditionskonzerne:

1931

Ferdinand Porsche eröffnet ein Konstruktionsbüro in Stuttgart. Damit legt er den Grundstein für das Unternehmen, aus dem später der gleichnamige Sportwagenhersteller hervorgeht.

1934 

Porsche erhält den Entwicklungsauftrag für einen Prototyp, der später als VW-Käfer bekannt wird und Kultstatus erlangt.

1937

Zur Produktion des Autos wird von der Nazi-Organisation „Kraft durch Freude“ die „Gesellschaft zur Vorbereitung des Volkswagens mbH“ gegründet.

1938

Porsche leitet den Bau der ersten Produktionshalle für Volkswagen.

1960

Der Staatskonzern Volkswagen wird privatisiert. Dabei erhalten sowohl der Bund als auch das Bundesland Niedersachsen einen Anteil von 20 Prozent am Unternehmen.

1993

Ferdinand Piech, der Enkel von Ferdinand Porsche, wird Vorstandsvorsitzender von Volkswagen. Seine revolutionäre Plattformstrategie ermöglicht eine drastische Erhöhung des Skaleneffekts bei gleichzeitiger Sicherung Tausender Arbeitsplätze. Dadurch wird das Unternehmen vor dem drohenden Zusammenbruch bewahrt. 

2002

Piech ernennt Bernd Pischetsrieder zu seinem Nachfolger und wird Aufsichtsratschef von Volkswagen – eine Position, die er bis 2015 innehat.

2005

September – Porsche plant den Erwerb von 20 Prozent der Anteile an VW und gibt später einen Stimmrechtsanteil von 10,3 Prozent bekannt.

Oktober – Porsche sichert sich knapp 20 Prozent der Stammaktien von Volkswagen und steigt zum größten Aktionär des Wolfsburger Konzerns auf. Der Autobauer strebt eine entsprechende Vertretung im VW-Aufsichtsrat an. 

November – Der Porsche-Aufsichtsrat genehmigt eine Erhöhung des Anteils auf 29,9 Prozent, was zu Spekulationen führt, dass das Unternehmen die Mehrheit an dem viel größeren Volkswagen-Konzern übernehmen will.

2007

April – Porsche überschreitet die 30-Prozent-Schwelle bei Volkswagen und muss daher ein Pflichtübernahmeangebot für Volkswagen vorlegen. Das Unternehmen bietet aber nur das gesetzlich vorgeschriebene Minium, den gewichtete Dreimonats-Durchschnittskurs. Kaum ein VW-Aktionär verkauft zu diesen Bedingungen.

November – Gründung der börsennotierten Beteiligungsgesellschaft Porsche Automobil Holding SE (Porsche SE) und Eintragung in das Handelsregister. Damit bündeln die Familien Porsche und Piech ihre Beteiligungen an dem Sportwagenbauer Porsche und dem Wolfsburger Volkswagen-Konzern in einer Holding.

2008

März – Der Aufsichtsrat der Porsche SE gibt grünes Licht für die Erhöhung des Stimmrechtsanteils an Volkswagen auf über 50 Prozent.

Oktober – Die Porsche SE verfügt über Aktien und Optionen, die ihr die Kontrolle über 74 Prozent der Stimmen von Volkswagen verleihen. Zudem kündigt die Holding Pläne für eine Vereinbarung zur Kontrolle des Unternehmens an. Darauf schießt der Kurs der Volkswagen-Aktien nach oben, weil überraschte Leerverkäufer gezwungen sind, Aktien zu kaufen, egal zu welchem Preis. Durch diesen sogenannten „Short Squeeze“ steigt die VW-Aktie auf mehr als 1000 Euro und VW wird kurzzeitig zum wertvollsten Unternehmen der Welt.

2009

Januar – Die Porsche SE gibt die Erhöhung ihres VW-Stimmrechtsanteils auf 50,8 Prozent bekannt und bestätigt den Plan zur Erhöhung des Anteils auf 75 Prozent im Jahr 2011, sofern die Bedingungen dies zulassen.

Mai – Doch die Porsche SE ist mittlerweile hochverschuldet und muss – auch unter dem Eindruck der Finanzkrise – den Plan für die Übernahme von Volkswagen aufgeben. Die Holding erklärt, dass sie stattdessen eine Fusion mit Europas größtem Automobilhersteller anstreben wird. 

Juli – Porsche SE-Vorstandsvorsitzender Wolfgang Porsche, Piechs Cousin, beruft für den 23. Juli eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung ein. Darin soll über den möglichen Verkauf von Anteilen der Porsche SE an Katar im Wert von über fünf Milliarden Euro beraten werden. Ein Vorschlag des Porsche-Vorstands über die Vorbereitung einer Kapitalerhöhung von mindestens fünf Milliarden Euro wird vom Aufsichtsrat gebilligt. Dadurch werden die Voraussetzungen für eine Fusion mit Volkswagen geschaffen. Porsche-Chef Wendelin Wiedeking tritt zurück.

Dezember – Volkswagen gibt den Kauf von 49,9 Prozent des Sportwagengeschäfts der Porsche SE – der Porsche AG – zum Preis von 3,9 Milliarden Euro bekannt.

2010

Januar – Eine Gruppe von Investmentfonds verklagt die Porsche SE und zwei ihrer ehemaligen Top-Manager wegen Betrugs bei der versuchten Übernahme von Volkswagen im Jahr 2008, bei dessen „Short Squeeze“ die Fonds mehr als eine Milliarde Dollar verloren haben.

April – Die Investmentgesellschaft Elliott Associates L.P. teilt mit, dass sich die Klage wegen Wertpapierbetrugs und -manipulation gegen die Porsche SE auf mehr als zwei Milliarden Dollar ausweitet und sich 18 Investmentfonds der Klage gegen die Porsche SE angeschlossen haben.

Oktober – Die finanziell angeschlagene Porsche SE gibt bekannt, dass sie möglicherweise nicht wie geplant bis Ende 2011 in Volkswagen aufgehen wird. Grund dafür sind laut Martin Winterkorn, dem Vorstandsvorsitzenden beider Unternehmen, einige ungelöste rechtliche und steuerliche Fragen im Zusammenhang mit der Übernahme.

2012

Juli – Volkswagen vereinbart den Kauf der restlichen 50,1 Prozent der Anteile an der Porsche AG von der Porsche SE für rund 4,5 Milliarden Euro. Aus Porsches Versuch, Volkswagen zu übernehmen, ist die Übernahme der Sportwagentochter durch VW geworden.

Der Automobilhersteller Porsche AG gehört nun vollständig zur Volkswagen AG, während die von den Familien Porsche und Piech kontrollierte Porsche SE der größte Aktionär von Volkswagen ist und die Mehrheit der Stimmrechte hält.

2015

Ferdinand Piech scheidet aus dem Aufsichtsrat von Volkswagen aus. Vier Jahre später stirbt er im Alter von 82 Jahren. 

2022

Februar – Volkswagen und die Porsche SE prüfen einen möglichen Börsengang der Porsche AG im Rahmen einer Struktur, die der Porsche SE eine Sperrminorität an dem gleichnamigen Automobilhersteller einräumen würde.

3. September – Volkswagen kündigt an, dass Vorstand und Aufsichtsrat am 5. September über den Börsengang beraten wollen. 

Das wechselvolle Verhältnis von Volkswagen und Porsche

Quelle: Reuters

Titelfoto: Symbolfoto

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