New York, 06. Feb – Die Credit Suisse wirbt Dokumenten zufolge mit einem ehrgeizigen Wachstumskurs um Investoren für die vor der Abspaltung stehende Investmentbanking-Tochter First Boston (CSFB). Nach einem Einbruch der Geschäfte im vergangenen Jahr erwartet die Schweizer Großbank für 2023 eine Erholung der Erträge um 43 Prozent auf zwei Milliarden Dollar, wie aus einer der Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden Marketing-Präsentation für Investoren von Januar hervorgeht. Derzufolge brachen die Erträge im vergangenen Jahr um rund 70 Prozent auf 1,4 Milliarden Dollar ein. Der gesamte Transaktions-Markt hatte sich 2022 abgekühlt und dürfte Bankern zufolge auch Anfang des laufenden Jahres nicht in die Gänge kommen. Bis 2027 sollen die Einnahmen von CSFB bei stabilen Kosten dann auf 2,7 Milliarden Dollar klettern. Längerfristig seien bis zu 3,5 Milliarden Dollar drin.
Analysten rechnen damit, dass die unter einer Reihe von Fehlschlägen leidende Bank am Donnerstag für 2022 einen Verlust von über sieben Milliarden Franken ausweisen dürfte. Um das Steuer herumzureißen, leitete der neue Konzernchef Ulrich Körner im Oktober einen tiefgreifenden Umbau ein. Dieser sieht neben einem Schwerpunkt auf der Vermögensverwaltung für Reiche und Superreiche auch einen Ausstieg aus Teilen des Investmentbankings vor. Dieses soll unter anderem in CSFB überführt werden. Credit Suisse belebte dafür die Marke First Boston, in die sie sich 1988 eingekauft hatte.
Im Oktober teilte Credit Suisse mit, dass CSFB als unabhängige Kapitalmarkt- und Beratungsbank mit Hauptsitz in New York betrieben werden solle. In den Dokumenten äußerte sich der Konzern nun detaillierter zur Positionierung der Geschäfts in einem bereits hart umkämpften Investmentbanking-Markt. Gemäß der Präsentation soll CSFB zu einer „Super-Boutique“ werden, fokussierter als Großbanken, aber breiter aufgestellt als Beratungsunternehmen, die keine Dienstleistungen wie Finanzierungen anbieten. CSFB werde eine Einheit schaffen, die sich auf die Finanzierung von Übernahmen konzentriere sowie eine Einheit, die Anleihen platziere und ausgewählte Kunden finanziere.
Die Marketing-Präsentation enthielt auch Eckdaten für eine bereits angekündigte Kapitalerhöhung in Höhe von 500 Millionen Dollar. Demnach will das Institut das Geld über eine fünfjährige Wandelanleihe mit einer Verzinsung von sechs Prozent aufnehmen. Das Kapital werde von der Muttergesellschaft und nicht von der CSFB aufgebracht, und die Investoren müssten die Anleihen dann in CSFB-Aktien wandeln. Die Bank erklärte im Oktober, sie habe bereits eine Zusage über 500 Millionen Dollar von einem Investor, nannte diesen aber nicht. Reuters konnte nicht in Erfahrung bringen, warum die Bank neue Investoren sucht, wenn sie bereits eine Zusage für diese Summe von jemandem hatte.
Credit Suisse strebe einen Börsengang von CSFB im Jahr 2024 oder 2025 an, erklärte eine mit der Situation vertraute Person. Die Bank lehnte eine Stellungnahme ab.
Zum Chef von CSFB wurde der frühere Credit-Suisse-Verwaltungsrat Michael Klein ernannt. Die Nachrichtenagentur „Bloomberg“ hatte vergangenen Monat berichtet, dass Credit Suisse auf eine Übernahme von Kleins Beratungsboutique Klein Group zusteuere. Den Unterlagen zufolge werde der erwartete Kauf CSFB stärken.
Zahlreiche erfahrene Banker hatten Credit Suisse in den vergangenen Jahren verlassen. Um „erstklassige Beratungstalente zu halten und zu rekrutieren“ sollen sie sich an CSFB beteiligen können. Zehn der elf Mitglieder der Geschäftsleitung hätten ihre Karriere bei First Boston oder Donaldson, Lufkin & Jenrette (DLJ) begonnen. DLJ war ein anderes Wall-Street-Haus, das Credit Suisse im Jahr 2000 übernommen hatte. CSFB gehe davon aus, dass sie als Nicht-Bank reguliert werde, was ihr der Präsentation zufolge einen „Vorteil bei der Vergütung“ verschaffen dürfte.
Credit Suisse peilt für Tochter CSFB kräftiges Wachstum an
Quelle: Reuters
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