Zürich, 18. Feb (Reuters) – Nach einem Milliardenverlust im Vorjahr will die Credit Suisse 2022 wieder in die schwarzen Zahlen zurückkehren. „Wir gehen 2022 von einem Gewinn aus“, sagte Konzernchef Thomas Gottstein in einem am Freitag veröffentlichten Interview der Zeitung „Finanz und Wirtschaft“. „Doch Unsicherheitsfaktoren wie Russland, China, die Inflation und das Zinsumfeld sind nur schwer einzuschätzen“, sagte er weiter. Das Debakel um den Hedgefonds Archegos sowie Altlasten hatte der Schweizer Großbank 2021 einen Verlust von 1,6 Milliarden Franken eingebrockt.
Credit Suisse sei markant unterbewertet, sagte Gottstein. „Dass dies Übernahmefantasien auslösen kann, ist weder neu noch überraschend.“ Doch die Übernahme einer systemrelevanten Bank sei nicht ganz einfach. Das Institut habe Stärken, die bei Konkurrenten Interesse weckten. „Doch wir wollen unsere Stärken selbst ausspielen, national und auch international. Deshalb bin ich mit so viel Herzblut bei dieser Bank.“
Die ersten Treffen mit dem neuen Verwaltungsratspräsidenten Axel Lehmann seien sehr gut gelaufen, erklärte Gottstein. „In strategischen Fragen stimmen wir 100 Prozent überein und konzentrieren uns auf die Implementierung der neuen Strategie.“ Lehmann hatte das Amt Mitte Januar übernommen, nachdem sein Vorgänger Antonio Horta-Osorio wegen Verstößen gegen Quarantäne-Regeln nach nur acht Monaten zurückgetreten war.
Horta-Osorio hatte über das Tactical Crisis Committee, an dem neben ihm selbst auch Gottstein und weitere Verwaltungsrats- und Geschäftsleitungsmitglieder angehörte, starken Einfluss auf das Tagesgeschäft der Bank genommen. Dieses Gremium sei inzwischen wieder aufgelöst worden, sagte Gottstein. Er und Lehmann arbeiteten als Team. „Uns beiden ist die Rückkehr zu einer effektiven Corporate Governance sehr wichtig, bei der der CEO die Geschäfte führt und der Verwaltungsratspräsident die Gesamtverantwortung hat und den Verwaltungsrat führt.“
Credit-Suisse-Chef Gottstein – Gehen 2022 von Gewinn aus
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