Sonntag, Dezember 22, 2024
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Corona-Infektionswelle setzt Unternehmen in China zu

Peking, 13. Dez – In China macht die zunehmende Infektionswelle nach den Lockerungen der Null-Covid-Politik immer mehr Unternehmen zu schaffen. Firmen wie der E-Commerce-Riese JD.com bis hin zur Kosmetikkette Sephora bemühen sich, die Auswirkungen auf ihr Geschäft so gering wie möglich zu halten – sie verteilen Testkits, fordern ihre Mitarbeiter zu mehr Homeoffice auf und beschaffen in einigen Fällen Lastwagenladungen von Medikamenten. In Städten wie Peking und Wuhan sind viele Arbeitnehmer und ihre Familien positiv getestet, obwohl die offiziellen Fallzahlen auf weniger als ein Fünftel des Höchststandes vom 27. November gesunken sind, da in China jetzt viel weniger getestet wird.

„Wir glauben, dass China den Preis für seine Verzögerung bei der Wiedereröffnung zahlen muss“, sagte Ting Lu, Chefökonom für China bei der japanischen Investmentbank Nomura. Die Ausbrüche in den Großstädten könnten nur der Anfang einer massiven Infektionswelle in ganz China sein. „Mehr als die Hälfte unserer Mitarbeiter im Einkaufszentrum und im Hotel sind positiv“, sagte ein leitender Angestellter eines Unternehmens, das einen der größten Einzelhandelskomplexe in Peking verwaltet. Das Einkaufszentrum sei aber weiterhin geöffnet, wobei die verbleibenden Mitarbeiter in zwei Teams aufgeteilt seien.

Das System der geteilten Schichten wird auch von anderen Unternehmen, chinesischen Aufsichtsbehörden und staatseigenen Banken genutzt. Der Online-Händler JD.com, der seinen Hauptsitz in Peking hat und mehr als 540.000 Mitarbeiter beschäftigt, hat Antigen-Testkits an seine Mitarbeiter verschickt und bittet diejenigen, die krank sind, zu Hause zu bleiben. Bei der Kosmetikkette Sephora, die in China 321 Filialen betreibt, erhalten nach Angaben eines Sprechers alle positiv getesteten Mitarbeiter bezahlten Urlaub.

Nach beispiellosen Protesten gegen die drakonischen Corona-Beschränkungen hatte China in der vergangenen Woche seine strikte Null-Covid-Politik abrupt aufgegeben. Die daraufhin einsetzende starke Ausbreitung des Virus hat aber dazu geführt, dass einige Unternehmen vorerst schließen müssen. In Peking erklärte ein zur US-Kette Powerhouse gehörendes Fitnessstudio am Dienstag, dass es bis zum 25. Dezember geschlossen bleibt, um die Räumlichkeiten zu desinfizieren und die Sicherheit der Mitarbeiter und Mitglieder zu gewährleisten. Es hatte erst vor fünf Tagen wieder geöffnet, nachdem es wegen Corona-Sperren mehr als zwei Wochen lang geschlossen bleiben musste.

„Es ist sehr frustrierend. Die Unternehmen müssen schließen, weil ihre Mitarbeiter krank sind, obwohl sie legal geöffnet sein dürfen“, sagte Noah Fraser, Geschäftsführer des Canada-China Business Council in Peking. „Die Schuld wird von den ausländischen Unternehmenszentralen auf das Team vor Ort in China abgewälzt, wobei die Zentrale fragt: ‚Warum können die chinesischen Betriebe diese Beschränkungen nicht umgehen? Alle anderen Märkte mussten sich anpassen und haben dies erfolgreich getan“, erklärte er. Bei Volkswagen, dessen Werke in China in diesem Jahr durch die Maßnahmen stark beeinträchtigt wurden, läuft die Produktion derzeit stabil. Der Autobauer hat die Zahl seiner Mitarbeiter in den Büros aber reduziert und bittet sie, Abstand zu halten, wie ein Sprecher sagte. 

Beim chinesischen Elektrofahrzeughersteller Nio verläuft die Produktion zwar normal, das Unternehmen sorgt aber bereits für mögliche Infektionen bei seinen Mitarbeitern vor: „Wir haben Lastwagen mit Medikamenten und Ausrüstung in die Fabrik geschickt, um gut vorbereitet zu sein“, sagte Nio-Präsident Qin Lihong. China-Experte Julian Evans-Pritchard von Capital Economics geht davon aus, dass es eine ganze Weile dauern wird, bis das Land gelernt hat, mit dem Virus zu leben. Bis der Konsum wieder zu „so etwas wie Normalität“ zurückkehre, könnte es bis zu sechs Monate dauern. „Auch wenn die Abkehr von Null-Covid mittelfristig für die meisten Unternehmen von Vorteil ist, bringt sie keine sofortige Erleichterung, und die nächsten Monate werden immer noch sehr schwierig sein.“

Corona-Infektionswelle setzt Unternehmen in China zu

Quelle: Reuters

Symbolfoto: Bild von Christel SAGNIEZ auf Pixabay

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