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Chronik: Vom Auf und Ab zum großen Wandel: Die Allianz von Renault und Nissan

Paris/Tokio, 26. Jan – Seit der französische Autobauer Renault den japanischen Rivalen Nissan vor mehr als zwei Jahrzehnten rettete, sind die beiden Konzerne eng miteinander verwoben. Eine Überkreuzbeteiligung und die enge Kooperation bei der Fahrzeugentwicklung schweißte die Partner zusammen. Die Allianz war dadurch aber nicht gefeit vor Differenzen über Einfluss und Kontrolle. In der jüngeren Vergangenheit sorgten die Verhaftung und die filmreife Flucht des ehemaligen Renault- und Nissan-Chefs Carlos Ghosn für Aufruhr, der die Allianz geschmiedet und bis zu seiner Absetzung 2018 dominiert hatte. Nun bauen die Konzerne ihre jahrelange Partnerschaft ein weiteres Mal um. Es folgt ein Überblick über die gemeinsame Geschichte der beiden Konzerne:

1996

Carlos Ghosn wird Vizepräsident des Autobauers Renault, der mit sinkender Rentabilität zu kämpfen hat. Im folgenden Jahr stellt er einen Kostensenkungsplan im Volumen von 20 Milliarden Franc vor und festigt damit seinen Ruf als „Kostenkiller“. Die Rentabilität von Renault steigt bis Ende 1998 um das Dreifache.

1999

Renault rettet im März den verschuldeten Automobilkonzern Nissan, der drei Jahre in Folge Verluste gemacht hatte, und übernimmt 36,8 Prozent des Kapitals. Ghosn stellt einen „Nissan Revival Plan“ vor, der eine Rückkehr zur Rentabilität im Geschäftsjahr 2000 vorsieht.

Nach dem Abbau von 21.000 Arbeitsplätzen oder 14 Prozent der damaligen Belegschaft, der Schließung mehrerer Werke und einer Überarbeitung der Unternehmensstruktur von Nissan erreicht der Konzern aus Yokohama seine Ziele ein Jahr früher als geplant. Ghosn wird in Japan als Unternehmerpersönlichkeit gefeiert.

2000

Ghosn wird Nissan-Chef. Zum Jahresende trägt Nissan etwa die Hälfte des jährlichen Nettogewinns von Renault bei. Diese Gewinnverteilung hält im Wesentlichen bis heute an.

2001

Renault erhöht seinen Anteil an Nissan auf 43,4 Prozent, Nissan übernimmt im Gegenzug 15 Prozent an Renault. Die Überkreuzbeteiligung ist perfekt.

2002

Nissan kündigt seinen Dreijahresplan „Nissan 180“ an, der bis 2005 einen Anstieg der weltweiten Verkaufszahlen um eine Million Fahrzeuge vorsieht.

2005

Die Japaner verfehlen ihr Verkaufsziel und kündigen einen neuen Dreijahresplan an. Ghosn wird in Personalunion Präsident und Chef von Renault.

2008

Nissan verfehlt erneut seine wichtigsten Finanzziele. Der Autohersteller kündigt einen weiteren Fünfjahresplan an, verwirft ihn dann aber wegen der Finanzkrise.

2013

Renault und Nissan kündigen einen gemeinsamen Plan für die kostengünstige Entwicklung und Herstellung von Fahrzeugen an. Im folgenden Jahr führen die beiden Konzerne weitere Funktionen zusammen und streben bis etwa 2022 jährliche Einsparungen in Höhe von zehn Milliarden Euro an.

2016

Nissan übernimmt 34 Prozent am japanischen Autobauer Mitsubishi7211.T. Ghosn wird zum Mitsubishi-Vorsitzenden und damit zum Vorsitzenden aller drei Partner.

2017

Sowohl Nissan als auch Renault verzeichnen Rekordgewinne, auch wenn Nissan einige Ziele noch nicht erreicht hat. Die Allianz verkauft weltweit mehr als zehn Millionen Fahrzeuge und ist damit einer der größten Automobilhersteller der Welt.

2018

Ghosn, der Nissan einst vor der Pleite gerettet hat und alle Fäden der Dreier-Allianz in der Hand hält, wird in Japan verhaftet. Der Manager soll über ein Jahrzehnt hinweg sein Gehalt zu niedrig angegeben und Firmengelder veruntreut haben. Er bestreitet die Vorwürfe, wird aber als Vorsitzender der Allianz entlassen.

2019

Nach der Erschütterung der französisch-japanischen Autoallianz durch die Festnahme von Ghosn suchen die Partner nach Wegen aus der Krise. Beide Konzerne leiden unter sinkenden Gewinnen und setzen neue Vorstände ein. Die Partner ernennen mit dem Michelin-Veteranen Jean-Dominique Senard einen neuen Vorsitzenden des Bündnisses, während Makoto Uchida neuer Geschäftsführer von Nissan wird.

Am 29. Dezember flieht Ghosn versteckt in einem Gepäckstück für Musikinstrumente an Bord eines gecharterten Flugzeugs aus Japan. Er gelangt schließlich in sein Herkunftsland Libanon, wo ihm die Ausreise untersagt wird. Vor einer Auslieferung bleibt er aber geschützt.

2020

Die Corona-Pandemie führt bei den Automobilherstellern zu Verlusten. Renault nimmt einen staatlichen Kredit in Höhe von fünf Milliarden Euro auf, um seine Liquidität zu sichern. Luca De Meo wird im Juli neuer Chef des französischen Konzerns. Senard schließt als Vorsitzender der Allianz einen Zusammenschluss der beiden Autobauer aus.

2022

De Meo kündigt Pläne an, die Geschäfte mit Verbrennungs- und E-Autos zu trennen.

Im Oktober drängt Nissan seinen französischen Partner dazu, seinen Anteil am japanischen Autobauer auf 15 Prozent zu senken und im Gegenzug in Renaults Elektrofahrzeugsparte zu investieren.

Die gemeinsame Nutzung von Technologien stellt Insidern zufolge einen Knackpunkt in den Gesprächen zwischen den beiden Unternehmen dar. Renault legt später Vorschlägevor, um diese Bedenken auszuräumen. 

2023

Nach monatelangen Verhandlungen einigen sich Nissan und Renault auf eine Überkreuzbeteiligung in jeweils gleicher Höhe von 15 Prozent. 

Chronik: Vom Auf und Ab zum großen Wandel: Die Allianz von Renault und Nissan

Quelle: Reuters

Symbolfoto: Bild von Cicero7 auf Pixabay

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