Ein Kommentar von Yoram Lustig, Portfolio Manager bei T. Rowe Price, zu China und den Entwicklungen an den Märkten:
„Die Reise der Sprecherin des US-Repräsentantenhauses Nancy Pelosi nach Taiwan hat Peking verärgert, das in den Gewässern um die selbstverwaltete Insel scharfe Schießübungen abhält und Sanktionen gegen Pelosi und ihre engsten Angehörigen verhängte. Die Aktien chinesischer Chiphersteller stiegen sprunghaft an. Händler setzten darauf, dass die Regierung die Unterstützung für die heimische Halbleiterindustrie verstärken würde. Dies zu einem Zeitpunkt, wo die USA wiederum ihre Bemühungen intensivieren, Chinas Aufstieg in der Chipherstellung zu bremsen. In der Vorwoche hatte der US-Kongress den CHIPS and Science Act verabschiedet, der die US-Halbleiterindustrie stützen soll und Beschränkungen für Chipfirmen vorsieht, die eine Expansion in China erwägen.
Was die Wirtschaft betrifft, so fiel der offizielle PMI für das verarbeitende Gewerbe im Juli auf 49,0 (Juni: 50,2) und damit unter die 50-Punkte-Marke, die Schrumpfung von Wachstum trennt. Der Index für die Geschäftstätigkeit im nicht-verarbeitenden Gewerbe fiel auf 53,8 von 54,7 im Juni. Der Gesamt-PMI, der das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor umfasst, sank von 54,1 auf 52,5.
In der Zwischenzeit fiel der Caixin China General Manufacturing PMI auf einen Wert von 50,4, der schwächer als erwartet ausfiel, obwohl er immer noch im expansiven Bereich liegt, da sich das verarbeitende Gewerbe weiter von den jüngsten Coronavirus-Schließungen erholt. Der offizielle PMI konzentriert sich weitgehend auf große Staatsunternehmen, während sich die private Caixin-Erhebung auf kleinere, exportorientierte Unternehmen konzentriert.
Nach Angaben des Immobilienforschungsunternehmens China Index Academy fielen die Preise für neue Häuser und das Verkaufsvolumen im Juli im Vergleich zum Vormonat, da eine wachsende landesweite Bewegung von Hauskäufern, die keine Hypotheken für unfertige Projekte mehr zahlen wollen, die Stimmung belastete.
Chinas Aktienmärkte gaben nach, da geopolitische Spannungen, Hypothekenboykotte und laue Wirtschaftsdaten Wirkung zeigten. Der breit gefasste, kapitalisierungsgewichtete Shanghai Composite Index sank um 0,8 % (-9,3 % im Jahresverlauf) und der CSI 300 Index, der die größten börsennotierten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen abbildet, ging um 0,2 % zurück (-14,3 % im Jahresverlauf). milewski@cash-online.de
Nach Angaben des Institute of International Finance (IIF) haben ausländische Investoren ihre Bestände an chinesischen Anleihen im Juli weiter reduziert und zum ersten Mal seit vier Monaten Aktien abgestoßen. Nach Schätzungen des IIF beliefen sich die Abflüsse aus chinesischen Anleihen im vergangenen Monat auf rund 3 Mrd. USD, während aus anderen Schwellenländern 6 Mrd. USD abgezogen wurden. Die ausländischen Abflüsse aus Chinas Aktienmärkten beliefen sich im Juli auf rund 3,5 Mrd. USD, während in andere Schwellenländer 2,5 Mrd. USD flossen.
Die Rendite 10-jähriger chinesischer Staatsanleihen ging von 2,77 % in der Vorwoche auf 2,75 % zurück. Chinas 7-Tage-Benchmark-Interbank-Repo-Satz fiel in dieser Woche unter 1,3 % und damit auf den niedrigsten Stand seit Mai 2020, ein Rückgang, den Analysten eher auf die gute Liquiditätslage als auf eine Lockerung der Politik zurückführten. Im Vorfeld des US-Arbeitsmarktberichts für Juli am Freitag blieb der Yuan gegenüber dem US-Dollar unverändert.“
China und die Entwicklung an den Märkten
Foto von Yoram Lustig (Bildquelle: T. Rowe Price)
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